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Japan mag zwar ein sehr beliebtes Land sein, das man gerne mal besuchen würde – trotzdem ist es für die meisten ein Buch mit sieben Siegeln. Oder besser gesagt: voller Sony-Produkte und Sushi. Dass Japan mehr sein kann, merkt jeder schnell, der sich mit dem Land beschäftigt. Trotzdem kommen immer wieder Fragen auf, oder man beobachtet in japanischen Filmen, Büchern oder Manga Dinge oder Verhaltensweisen, die irgendwie anders sind als bei uns und die man nicht wirklich zuordnen kann. Eine kleine Einführung in die japanische Kultur und das Leben im Land der aufgehenden Sonnen ist da natürlich hilfreich und auch reichlich vorhanden – normalerweise in Form von Sachbüchern, die mehr oder weniger gut leserlich über die kulturellen Unterschiede berichten. Der Egmont Verlag, durch zahlreiche Manga im Programm mit dem Thema verbunden, bringt nun einen etwas anderen Kulturführer heraus: „Xcentric culture. A Geek in Japan“ von Héctor Garcia.
Was bei dem Softcover-Buch zuerst auffällt, ist das ungewöhnliche Format, das eher an einen Comic als an ein Sachbuch denken lässt. Dass es sich um ein nicht ganz ernst gemeintes Buch handelt, könnte man denken, nachdem man einmal durchgeblättert hat. Sehr bunt, viele Fotos, häufiges Auftauchen von Manga- und Animefiguren und immer wieder verspielte Schriftarten. Doch schon ein Blick ins Inhaltsverzeichnis lässt ahnen, dass man hier der Zielgruppe vielleicht einfach nur den Einstieg in das Buch etwas erleichtern wollte.
Die zwölf Kapitel beinhalten die folgenden Themen:
• „Ursprünge der japanischen Kultur“, wo neben der Geschichte auch die Themen Geisha und Bushidô behandelt werden.
• „Künste und Traditionen“ geht besonders die traditionellen Künste wie Ikebana oder Zen-Meditationen ein, aber mit Karakuri auch auf den Ursprung der japanischen Roboterleidenschaft.
• „Kulturelle Normen“ gibt Einblicke in die kulturellen Normen und erklärt etwa die Beziehungen zwischen Männern und Frauen in Japan.
• „Kuriositäten und Symbole“ erklärt unter anderem, warum die Japaner beim Lachen die Hand vor dem Mund halten, behandelt aber auch die berühmte Kirschblüte oder Tempel und Schreine.
• „Japanische Unternehmen“ gibt einen kurzen Einblick in die japanische Wirtschaft und eben auch in den Alltag innerhalb eines Unternehmens.
• „Gesellschaft und Alltag in Japan“ erzählt über Familienleben, Yakuza, Essen und Sicherheit.
• „Leben im heutigen Japan“ geht auf ganz spezielle Lebenssituationen ein, darunter den Otaku, Oberschüler, Rentner oder eben auch Leute im Arbeitsleben. Auch die bei uns gerne behandelten Jugendkulturen werden vorgestellt.
• „Manga und Anime“ dürfte ein Kapitel sein, das für sich spricht. Auch hier findet man wieder einen historischen Überblick und eine Beschreibung der heutigen Situation.
• „Musik“ erzählt sowohl von traditioneller Musik als auch vom modernen J-Pop und stellt unter anderem einige japanische Superstars vor.
• „Kino und Fernsehen“ berichtet daneben auch über die berühmt-berüchtigten Dorama und dass nicht nur Zeichentrickfilme und irre Spielshow in Japan über den Bildschirm flimmern.
• „Ein Besuch in Tôkyô“ erklärt die Stadtviertel und zeigt so auch auf, wo viele Geschichten in Japans Hauptstadt spielen.
• „Reisen in Japan“ gibt dann noch letzte Tipps, sollte das Buch dem Leser den Mund so wässrig gemacht haben, dass man wirklich kurz davor ist, die Koffer zu packen.
Dieses Buch lohnt sich vor allem, wenn man gerne Manga liest oder Animes oder japanische Filme sieht. Nicht deswegen, weil das Buch nun ganz speziell auf diese Leser zugeschnitten wäre, sondern weil man auf vieles hingewiesen wird, dass man so selbst in den Medien beobachten kann. Aber auch so ist das Buch sehr gut, der Stil sympathisch und es werden viele aktuelle Themen angesprochen, die man in den Medien gerne mal aufschnappt, ohne sie zu verstehen.
Sicher, das Buch hat nur knapp 150 Seiten und dazu noch viele Bilder – hier wird Japan nicht bis ins kleinste Detail analysiert. Aber gerade wenn man sich für die japanische (Pop)Kultur interessiert, bekommt man hier einen guten Einblick, der seine Themen oft genug mit einem Augenzwinkern präsentiert. Und das sich so ein Buch nicht mit Standartwerken messen kann, dürfte klar sein - aber das ist auch nicht die Vorgabe von "Xcentric culture". Hier soll kurz, knapp und verständlich die japanische Kultur erklärt werden.
Dass dabei auch sehr viel auf den Alltag der Japaner eingegangen wird und viele Dinge erklärt werden, die man in eher fachlichen Büchern nicht erklärt bekommt, entschädigt dafür, dass komplexe Sachverhalte, zum Beispiel die gesellschaftlichen Hierarchien, eben nur gestreift werden können. Es reicht aber, um als Leser ein gewissen Gespür für die Verhältnisse zu entwickeln und auf Themen aufmerksam gemacht zu werden die man (so) noch nicht kannte.
Wer meint, schon alles über Japan zu wissen, der wird dieses Buch sicher nicht brauchen. Wer aber gerne etwas durch die japanische Kultur blättern möchte, der sollte sich "Xcentric Culture" zulegen. Es ist ein bunter, unterhaltsamer Trip durch die japanische (Pop)Kultur und ein kleines Bonbon für alle, die an Japan interessiert sind.