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 Arme Leute


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Scheinbar grundlos schneidet Klaus Pirrmayer dem Künstler Baden-Vukovic während einer Vernissage ein Ohr ab. Dafür wandert Pirrmayer drei Jahre in den Knast und kehrt anschließend wieder in die idyllische Kleinstadt im Saarland zurück. Und damit werden einige Honoratioren an eine Vergangenheit erinnert, die sie eigentlich vergessen wollten.

Pirrmayer versucht mit Hilfe seiner leichtlebigen Nachbarin Gelika den Mord, der vor etwas mehr als drei Jahren an seiner Frau verübt wurde, zu klären. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Welche Rolle spielt die einen Tag vor seiner Frau überfahrene Jugendliche Leslie Hofer? Oder der geistig minderbemittelte Edgar? Und bei Katharina Hofer, der Schwester von Leslie, wird ebenfalls das Jagdfieber geweckt, um endlich die Hintergründe, die zum Tod ihrer Schwester führten, aufzuklären. Doch sowohl Klaus als auch Gelika und Katharina stoßen immer wieder auf eine Mauer des Schweigens. Das bedeutet jedoch nicht, dass die vier Honoratioren der Stadt - der Bankier Keim, der Archivar Pfortner, der Einzelhändler Holstein sowie Schröder, ein ebenfalls angesehener Bürger der Stadt - keine Angst hätten, dass ihre Taten irgendwann einmal aufgedeckt werden ...

Im Mittelpunkt von "Arme Leute" steht die Überführung des Sargs einer Reichsgräfin aus dem Mittelalter, durch den sich die Stadt mehr Tourismus und dadurch auch mehr Einnahmen verspricht. Doch was ist in Heusenstamm, wo der Sarg vor seiner Überführung in die saarländische Kleinstadt in einem Sarkophag aufbewahrt wurde, wirklich passiert? Fragen über Fragen, auf die erst am Ende des Buches eine Antwort gefunden wird.
Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt. Im ersten Abschnitt wird die Geschichte aus Sicht von Klaus Pirrmayer, dem Witwer, erzählt. Im zweiten Abschnitt wechselt die Bezugsperson und Gelika, die leichtlebige Nachbarin, erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht. Sie löst zwar auf der einen Seite einige Fragen, die sich im ersten Teil der Geschichte gestellt haben, wirft jedoch weitere Fragen auf, die erst Edgar, der die Vorkommnisse aus seiner Sicht im dritten Kapitel des Buches berichtet, beantworten wird. Am Ende des letzten Kapitels wird, nachdem die Vergangenheit vollständig durchleuchtet wurde, eine Lösung präsentiert, mit der wohl keiner gerechnet hat.

Zunächst hat man den Eindruck, dass es langweilig werden kann, wenn man die gleiche Geschichte dreimal liest. Doch immer wieder kommen neue Aspekte zum Tragen, die vorher noch unbekannt waren. Das Buch ist also insoweit nicht langweilig.
Der Titel des Buches passt auch hervorragend und ist auch doppeldeutig zu verstehen. Auf der einen Seite die Honoratioren der Stadt, deren Familien schon seit Generationen über genügend Geld verfügen, und auf der anderen Seite die Menschen, die aus armen Familien stammen und die in der Gesellschaft ungern gesehen werden. In der Mitte steht Klaus Pirrmayer, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt und in eine Familie mit Geld eingeheiratet hat. Sein Ansehen und seine Akzeptanz sind dadurch aber nicht gestiegen. Aber auch die reichen Leute in diesem Buch können als arm bezeichnet werden, denn ihre Gedanken zeugen nur bedingt von der geistigen Reife, die die Honoratioren durch ihre Schul- und Ausbildung gerne vortäuschen. Ein anderer möglicher Titel für das Buch wäre „Die Trilogie eines Mordes“ gewesen.

Auch wenn sich der Inhalt der drei Sichtweisen und damit der Geschichte nicht direkt wiederholt, so ist das Buch doch an vielen Stellen sehr langatmig geschrieben. Kürzere Schilderungen hätten hier zu mehr Spannung geführt. Stattdessen hat der Leser oftmals das Gefühl, dass sich gar nichts tut. Dem Buch fehlt in diesem Bezug die Spritzigkeit. Dieses Gefühl wird auch durch ewig lange Monologe, die nicht immer in vollständigen Sätzen verpackt sind, verstärkt.

Alles in allem ein Krimi, der solide geschrieben wurde, aber nicht von besonderen Höhepunkten lebt. Das Gefühl, etwas Einmaliges, Besonderes in der Hand zu halten, entsteht bei "Arme Leute" nicht.

Petra Schott



Softcover | Erschienen: 1. September 2009 | ISBN: 9783941657069 | Preis: 12,90 Euro | 210 Seiten | Sprache: deutsch

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