Das Mittelalter ist ein Thema, das bereits Kinder zu begeistern weiß. Die Hanse wird in Deutschland ganz unterschiedlich behandelt. Im Norden gehört die Hanse bereits zum Lehrstoff für Grundschüler, während in südlicheren Regionen die Hanse teils noch nicht einmal in der Oberstufe besprochen wird. Wer sich jedoch für das Mittelalter interessiert, der sollte sich auch mindestens einmal mit der Hanse auseinandergesetzt haben. Im Primus Verlag ist nun ein Buch erschienen, das die Vereinigung der Kaufleute zum Inhalt hat.

Das Buch beginnt mit einem Überblick über das nördliche Europa von 1000 bis 1150. Chronologisch geht es weiter mit der Entstehung der Hanse. Die unterschiedlichen Standpunkte von Kaufleuten, Adel und Kirche, die Expansion des Handels und die Stellung der Städte als Schutzmächte des Kaufmanns werden hierbei thematisiert. Die Organisation der Hanse wird im dritten Kapitel behandelt. Unter anderem werden die Hansestädte, deren politisches System, die Hansetage und die Kontore beleuchtet.

Weiter geht es mit dem hanseatischen Handel. Vom klassischen hansischen Kaufmann über das hansische Handelssystem, die Schifffahrt bis hin zu den Vitalienbrüdern findet man Beschreibungen in diesem Kapitel. Danach geht es chronologisch weiter bis zur Auflösung der Hanse. Außerdem wird ein Kapitel dem Erbe der Hanse und den damit verbundenen bleibenden Einflüssen gewidmet. Im Anhang findet man abschließend einige Anmerkungen, Quellen, Literatur sowie ein Orts- und Namenregister.

Die Hanse war eine komplexe Organisation, die von vielen Einzelabkommen beeinflusst wurde. Und doch gab es viele Gemeinsamkeiten. Die Autoren Ralf Hammel-Kiesow, Matthias Puhle und Siegfried Wittenburg versuchen das durchaus komplexe, geschichtliche Thema so aufzubereiten, dass es möglichst viele Menschen anspricht - so sagen sie selbst im Vorwort. Dies gelingt ihnen jedoch nicht unbedingt.

Die Informationen der Autoren sind zahlreich und gut recherchiert. Dennoch sprechen sie kein allzu breites Publikum mit dem Buch an. Problematisch wird es, wenn man sich vorher nicht ausführlich mit dem Mittelalter auseinandergesetzt hat. Man bekommt zwar eine Einführung, diese ist jedoch nur anhand einer Landkarte mit mittelalterlichen Städten und dreifachem Lesen überhaupt zu verstehen. Später werden die Texte verständlicher, doch vielen Lesern wird bis dahin schon die Lust auf das Buch vergangen sein. Es fehlt die Veranschaulichung der Fakten, mit denen der Leser zu Beginn überschüttet wird. Zwar gibt es ganz vorne im Buch eine Seite mit einem Überblick über die Städte, aber gerade wenn es um Handelswege geht, so wäre auf den jeweiligen Seiten die grafische Veranschaulichung wünschenswert gewesen. Diese fehlt in den meisten Fällen vollständig.

Dafür punktet das Buch mit vielen Informationen rund um die Hanse und vor allem die einzelnen Hansestädte und Kontore. Detaillierte Zeichnungen und wundervolle Fotografien geben einen Eindruck der heutigen Hansestädte. Außerdem werden wichtige Städte nochmals gesondert auf je einer Doppelseite vorgestellt.

Die Zielgruppe im Vorwort möglichst groß zu fassen, war vielleicht etwas hoch gegriffen. Wer sich jedoch bereits mit dem Mittelalter befasst hat und sich für die Hanse interessiert, findet mit diesem Buch ein gelungenes Sachbuch mit vielen Fakten, die durch wunderbare Bilder aufgelockert werden. Die Papierqualität ist sehr hoch; bei dieser Qualität ist der Preis von 39,90 Euro vollkommen in Ordnung. Hin und wieder könnten jedoch weitere Grafiken den Text veranschaulichen und das Verständnis fördern.