Mit der "Edition Grips!" findet man ein weiteres Angebot in den Bücherregalen, um wissensdurstige Kinder zu umwerben. Laut Homepage des Verlags ist diese Reihe für Kinder ab fünf Jahren konzipiert.

Das Buch vom Zirkus stellt auf 48 Seiten die Welt der Artisten, Clowns und dressierten Tiere vor. Nach einer Einleitung werden zunächst historische Wurzeln des Zirkus’ dargestellt. Klar, denn bei vielen Jungs geistern selbst heute die Gladiatoren-Kämpfe als fantastische Spektakel durch den Kopf. Wissenswertes gibt es auch zu dem allerersten Zirkus in Europa, der in England gegründet wurde.
In einem nächsten großen Abschnitt findet der junge Leser die Hauptattraktionen des Zirkus: Auf je zwei Seiten werden Clowns, Bären, Tiger, Hochseilartisten, Jongleure und Zauberkünstler vorgestellt.
Der dritte Teil ist dem Alltag in Zirkusunternehmen gewidmet. Hier geht es zum einen um die schwierige finanzielle Situation vieler Zirkusunternehmen, dann um einen gewöhnlichen Arbeitstag in einem Zirkus und schließlich um die Zirkuskinder, die zwischen Schulwechsel und Vorstellungen hin und her pendeln.
Abschließend werden zwei große Zirkusunternehmen – Zirkus Krone und Zirkus Sarrasani – vorgestellt.
Am Ende des Buches findet sich außerdem ein Quiz mit zehn Fragen, dessen Lösung aus dem Buch herausgelesen werden kann.

Es mag zunächst auch am Thema liegen. Der Zirkus ist eine recht bunte und vielseitige Lebenswelt und wird – wenn man sich die Texte ansieht – mit vielen fremden und langen Begriffen erfasst. So sind auch die Bilder sehr bunt. Neben Fotos finden sich viele sehr knallige Grafiken. Und die Texte sind mit vielen schwierigen Wörtern angereichert, zu vielen, um sie Kindern der zweiten Klasse zuzumuten.

An diesen beiden Aspekten kann man auch die Schwäche des ganzen Buches darstellen. Es fehlen schlicht didaktisch und methodisch durchdachte Ideen, die dem ganzen Thema Halt geben. Einige der Grafiken, so die Clown-Grafik auf Seite 15, sind ziemlich wirr und könnten von Kindern schlecht erkannt werden. Ein anderes Mal wird die Leuchtreklame einer Zirkuskasse auf über eine halbe Seite gezogen. Viel wichtiger als das, was bildlich dargestellt wird, ist aber das, was fehlt. So wird zwar mehrmals von den Wanderschaften der Zirkusse gesprochen, aber im ganzen Buch findet sich keine einzige Landkarte. Auch Schaubilder, die Vorgänge illustrieren, sucht man vergebens. Dabei wäre es doch gerade für Kinder spannend, wie man zum Beispiel jongliert oder wie Trapezkünstler ihre Vorstellung ausarbeiten.

Die Texte sind kompliziert. Das kann man, will man die richtigen Begriffe verwenden, nicht vollständig vermeiden. Dagegen aber scheint sich hier der Texter wenig Mühe gegeben zu haben, einen kindgerechten Wortschatz zu verwenden. Dabei gibt es mittlerweile gut ausgearbeitete und psychologisch durchdachte Listen solcher Wörter, die jeder Grundschulpädagoge besitzt. Ebenso wurde wenig zur Gliederung des Textes getan. Die Schrift ist zwar groß, aber durchgehend fett gesetzt. Für den Schrifttyp wurde eine Schrift genommen, die zwar der Schulausgangsschrift sehr ähnlich ist. Jedoch findet sich beim kleinen "g" eine so deutliche Abweichung, dass die Wahl zumindest unklug war.
Auch hier sind aber neben den offensichtlichen didaktischen Mängeln auch die fehlende Ausnutzung textueller Möglichkeiten bezeichnend. So hätte man gut Tabellen einführen können. Es geht bei Sachbüchern für Kinder schließlich auch darum, sie an bestimmte Medien heranzuführen, nicht nur an Inhalte. Und dieser Aspekt muss bei diesem Buch allemal als mangelhaft bewertet werden.

Sehr positiv dagegen sind der Einband und das Material. Die Seiten sind aus stabilem Hochglanzpapier und der Einband griffig und leicht abwaschbar. Die Fadenheftung hat einem durch den Rezensenten ausgeführten Belastungsversuch locker widerstanden.
Doch die materielle Aufmachung ist wohl so ziemlich das Einzige, was man an diesem Buch loben kann.
Das ganze restliche Konzept ist kaum dazu tauglich, sich die Gunst von Kindern und Eltern langfristig zu erwerben. Dafür gibt es einfach zu viele gute Alternativen.