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Jimmy ist am Ende. Jahrzehnte schon ist er als Zirkuselefant durch die halbe Welt gereist, immer zwischen Aufputschmitteln und Beruhigungstabletten hin- und her gerissen. Völlig abhängig von den verschiedenen Drogen vegetiert er in seinem Käfig vor sich hin, einzig durch die kurzen Vorstellungen der miserablen Zirkustruppe aus seinem tristen Dasein gerissen. Sein Besitzer Roy nutzt einen Gastaufenthalt in Norwegen dazu, ihm Kiloweise Dope unter die Haut zu pflanzen. Roy träumt von einem eigenen, großartigen Zirkus und der Erlös aus den Drogen soll ihm das ermöglichen. Als Helfer engagiert er drei kiffende Kumpel aus vergangenen Tagen. Doch die verwechseln die Tabletten für Jimmy. Anstatt eine Dröhnung zu bekommen, die ihn ruhig stellt, dreht Jimmy auf und rast davon.
Verfolgt von Roy und seinen Kumpeln, einer Gruppe militanter Tierschützer, die Jimmy zum Helden erkoren haben und ihm die Freiheit wiedergeben wollen, einigen Mitgliedern der Lappland-Mafia, die die Drogen, die Roy ihren russischen Kollegen entwendet hat, wieder haben wollen und einem Trupp Jäger, der die Gegend unsicher macht, beginnt für Jimmy eine harte Zeit. Er ist auf kalten Entzug gesetzt, bekommt er doch in der Wildnis weder Aufputsch- noch Beruhigungsmittel. Einzig ein Elch, der ihm begegnet, scheint sein Freund zu sein und sich ein wenig um ihn zu kümmern. Doch die Feinde sind ihm auf der Spur und wollen nur das Eine: sein Leben – und die Drogen unter seinem Fell.
Was für eine Story. Einen so schrägen Helden hat es im Kino wohl noch nie gegeben. Blutunterlaufene Augen, abgezehrter Körper, jahrelanger Drogenkonsum, kaum mehr Verstand, nur noch das Verlangen nach dem nächsten Schuss, der nächsten Tablette. Daneben ein Haufen Ganoven, verrückte Tierschützer, dämliche Jäger, debile Mafia-Lappen. Und ein Elch, der liebevoll und sanft den Beschützer für den ausgebüxten Elefanten mimt - und der für die anrührendsten, nettesten und fast genialsten Filmszenen sorgt.
Wäre nicht die miserable Animation, dieser Film könnte als Geheimtipp durchgehen. Preisgekrönt ist er, denn die innovative, komplett irrsinnige Story verdient wirklich Lob und Applaus. So konsequent gegen jeden Mainstream wie die Mannschaft um Autor und Regisseur Christopher Nielsen hat es noch kaum ein Filmteam gewagt, ein Produkt in die Kinos zu bringen.
Und wenn man über die hölzernen und ausnehmend hässlichen Menschen hinweg sieht, den Elefanten und den Elch in Augenschein nimmt und die absolut verrückten Wendungen der Geschichte verfolgt, muss man Nielsen wirklich gratulieren. Seine Gags sind unverbraucht, seine ätzende Kritik gesellschaftlicher Missstände ist brillant. Wie er hier Tierschützer entlarvt als Krawallidioten ohne Konzept, Jäger als hirnlose Drauflosballerer und Zirkusleute als Tierquäler ist zwar nicht korrekt und arg einseitig, aber witzig und höchst unterhaltsam.
Eine abgrundtief böse Story, eine arme Sau als überzeugender Antiheld, ein Elch als das einzig gute Wesen auf der Welt, eine gute Musik und gelungene Synchronisation stehen auf der Habenseite des Films und machen ihn zu einem Geheimtipp für all die Menschen, die die gelackten Pixar- und Disney-Animationen leid sind und etwas wirklich Besonderes sehen wollen. Demgegenüber stehen – dem niedrigen Budget geschuldet – eine miserable Animationstechnik und einige sehr platte Witze auf Kosten von Minderheiten. Die Mischung aber ist witzig, böse, makaber und höchst unterhaltsam. Zweifellos aber wird die Mehrheit diesen Film ob einer dämlichen Sexszene, die eher grotesk als gelungen ist, der grausamen Handlung, dem traurigen Schluss und der üblen Moral, die man daraus ziehen kann, wütend in die Ecke knallen und sich wieder Shrek und Scratch zuwenden. Eine kleine Minderheit aber wird diesen Film in höchsten Tönen loben und als Meisterwerk bezeichnen – und zum Kult erhöhen.