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 Ferdinand III. (1608-1657)

Friedenskaiser wider Willen

Autoren: Lothar Höbelt
Verlag: Ares Verlag

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Ferdinand III. war der habsburgische Kaiser, der in der zweiten Phase des Dreißigjährigen Kriegs an die Spitze des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation gelangte und, obgleich überzeugter Katholik und erbitterter Feind der Protestanten, im Westfälischen Frieden zum "Friedenskaiser wider Willen" wurde.
Sein Ziel und Ringen war es, das gewaltige habsburgische Machtgebiet (das damals noch Spanien und dessen überseeische Gebiete umfasste) zusammenzuhalten und den Machtanspruch seines Geschlechts, das seit Generation schon den Kaiserthron für sich gepachtet hatte, aufrechtzuerhalten. Doch der nicht enden wollende Krieg, die mächtigen Schweden und Franzosen, die innere Zerrissenheit des katholischen Lagers und die zunehmend katastrophale Lage des gebeutelten Reichs machten Ferdinand einen Strich durch die Rechnung, und so agierte er nicht selten wie ein Getriebener, der vor dem Scherbenhaufen habsburgischer Machtgelüste stand. Als ein solcher wird Ferdinand III. in der Geschichtsschreibung oft stiefmütterlich behandelt; nur wenige Biographien beschäftigen sich mit diesem Kaiser, der - nach langem Widerstand - zum Erfolg der Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück beitrug.

Lothar Höbelt, Professor für neuere Geschichte in Wien, hat endlich eine neue Biographie über den "Friedenskaiser wider Willen" vorgelegt. Höbelt ist Kenner der Ära und nebenbei auch Experte für die Geschichte der katholischen Kirche in der Frühen Neuzeit, und es gelingt ihm, auf knapp 500 Seiten ein umfassendes Bild des Habsburgers zu zeichnen - von den innerfamiliären Konflikten vor seinem Regierungsantritt über seine Leistungen als Generalissimus im Krieg (etwa beim Sieg in Nördlingen) bis zu den spanischen Winkelzügen, die sein ganzes diplomatisches Geschick erforderten, schließlich seine herausragende Rolle bei den mehrjährigen Friedensverhandlungen und den Thronfolgekonflikten um Ungarn und Spanien.
Höbelt zeichnet Ferdinand (oft mit milder Ironie) als zerrissenen, manchmal widersprüchlich agierenden Herrscher, dessen Machtanspruch die Realität weit übertraf und der sich nur widerstrebend in seine Rolle hineinfinden konnte. Zugleich stellt Höbelt die Ära Ferdinands dar, die militärischen Reformen, die Entstehung der höfischen Barockkultur und die divergierenden Interessen der höfischen Parteien, in deren Netze sich der Kaiser unweigerlich verstrickte.

Manchmal etwas flapsig formuliert, aber stets fundiert und mit reichhaltigen Quellen belegt, ist diese Biographie lesenswert für alle, die sich für die Geschichte der Habsburger, des Römischen Reichs der Frühen Neuzeit und des Dreißigjährigen Kriegs interessieren. Sie füllt eine Lücke, rückt den - in vergleichbaren Publikationen oft stiefmütterlich behandelten - Kaiserhof zu Wien in den Mittelpunkt und verdeutlicht, welch unglaubliche Macht die Habsburger im 17. Jahrhundert angehäuft hatten. Man darf gespannt sein, ob und in welche Richtung Lothar Höbelt seine Forschungen zu Ferdinand III. in Zukunft ausweitet.

Hagen Hoffmann



Hardcover | Erschienen: 1. Juli 2008 | ISBN: 9783902475565 | Preis: 29,90 Euro | 488 Seiten | Sprache: Deutsch

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