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„Nenn mich Ismael!“ sind die ersten Worte, die in „Moby Dick“ von Herman Melville stehen. Und sie sind das Schicksal von Ismael Leseur, der seinen Namen abgrundtief hasst, denn der wird ständig von Barry Bagsley, dem brutalsten Quälgeist seiner Jahrgangsstufe, verballhornt und verstümmelt und Ismael damit auf das Übelste verhöhnt. Ismael hat, so zumindest sein eigenes Empfinden, das Selbstwertgefühl einer Amöbe. Und er duckt sich, wo er nur kann, unter den Blicken der Barry Bagsleys dieser Welt.
Doch ein neuer Schüler ändert alles. Der kleine, irgendwie schräg und seltsam aussehende James Scobie bietet bereits am ersten Tag Barry die Stirn. Beweist, dass man ohne einen Funken Angst und durch Intelligenz bestehen kann. Dumm nur, dass eben dieser James Scobie einen Debattierklub gründet und an den nächsten Wettkämpfen teilnehmen will - und ausgerechnet Ismael Leseur als eines der Mitglieder ausgeguckt hat. Derselbe Ismael, der allein bei dem Gedanken, vor mehr als drei Unbekannten sprechen zu müssen, ebenso sein Hirn in einen Mixer stecken kann – es käme dasselbe aus seinem Mund wie mit intaktem Denkorgan.
Doch es kommt noch schlimmer: In einer der Vorrunden fallen gleich zwei der fünf Mitglieder des Debattierklubs aus und Ismael muss – entgegen den Versprechungen von James Scobie, dass er niemals mit auf die Bühne muss, um zu diskutieren – den ersten Part übernehmen. Seine Vorrednerin, auf die er mit seinen Argumenten eingehen muss, ist ausgerechnet Kelly Faulkner. Die Kelly Faulkner, die Ismael nur von Ferne zu sehen braucht, um unentrinnbar alle Festigkeit in seinem Körper zu verlieren und scheinbar nur noch Gummi-Knochen zu haben. Die Kelly Faulkner, die sein Herz explodieren lässt und sein Sprachzentrum zu dem eines Zweijährigen regredieren zu lässt ...
Seit August 2008 kann man die Hörbuch-Version des Debütromans von Michael Gerard Bauer erwerben. Jens Wawrczeck liest die Gedanken des Ismael Leseur vor, als wären es seine eigenen tragisch-komischen Erinnerungen. Er gibt der witzigen, traurigen und unglaublich echt wirkenden Geschichte Schwung. Der Bestseller des Australiers Bauer wird in seiner Interpretation zu einem einzigen Genuss.
Die Verve seines Vortrags, dieses unglaublich komische Wechselbad der Gefühle, denen uns der Autor aussetzt, wird zu einem absoluten Hit. Selten hat ein Jugendroman so begeistert wie der Bauers! Einmalig seine Mischung aus tragischen Ereignissen - Mobbing in der Schule scheint fast einige der Schüler zu zerstören -, Slapstick-Einlagen, die einem die Tränen in die Augen treiben, und nachdenkliche, philosophischen Bemerkungen, die einem die Kraft der Sprache und des geschriebenen Wortes vor Augen führt.
Diese urkomische Mischung ist für Kinder ab acht Jahren, Jugendliche im kritischen prä- und pubertären Alter und Erwachsene unbedingt zu empfehlen. Auf vier CDs und mit exakt fünf Stunden Laufzeit gibt Jens Wawrczeck eine wahre Glanzleistung ab und macht es fast unmöglich, eine Pause einzulegen. Dank exquisitem Layout und angemessenem Preis sollte nichts im Wege stehen, um den fantastischen Debütroman des Australiers Michael Gerard Bauer in Form eines Hörbuchs zu genießen!
Und wer danach süchtig nach den Gedanken und dem Schicksal von Ismael Leseur geworden ist, kann nahtlos weiterhören. „Ismael und der Auftritt der Seekühe“, der zweite Teil der Lebensweisheiten des Ismael Leseur, steht bereits in den Regalen.