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Was schon Asterix und Obelix feststellten, denkt auch mancher Besucher heute noch: „Die spinnen, die Briten“. Obwohl dieses Land so nah an unserem ist, ticken die Menschen dort in manchen Belangen ganz anders als hierzulande. Allzu schnell kann man dabei in ein Fettnäpfchen treten oder einfach nicht verstehen, was das Gegenüber von einem will, auch wenn sprachliche Barrieren ausgeräumt sind.
„Kulturschock Großbritannien“ befasst sich mit den ganzen kleinen und großen Unterschieden und Besonderheiten, die das Inselvolk charakterisieren, und hilft so ein bisschen weiter auf dem Weg zur Völkerverständigung.
Der Inhalt ist umfassend und bietet mehr als einen bloßen „Verhaltensratgeber“. Im ersten Kapitel geht es um die Geschichte Großbritanniens von den ersten Besiedlungen im Jahre 500.000 vor Christus über Hochzeiten und Tiefschläge in Form von Kriegen bis hin zum Übergang ins 21. Jahrhundert. Das zweite Kapitel, „Der kulturelle Rahmen“, erläutert, was einen typischen Briten überhaupt ausmacht und dass diese Bezeichnung keinesfalls bedeutet, dass derjenige, der sich als typischer Brite betrachtet, auch von den Inseln stammen muss. Hier wird die Einwanderersituation erklärt, es geht um Religionen, alte und neue, um das Schulsystem und um die Unterschiede zwischen den Gesellschaftsschichten. Das dritte Kapitel, „Die Gesellschaft heute – Staat, Politik und Wirtschaft“, erklärt die Sonderform der britischen Regierung, wie viel die Queen als Staatsoberhaupt überhaupt zu sagen hat, wie sich die Gesellschaft zu dem entwickelt hat, was sie ist und welche Rolle die Medien spielen. Danach folgt das Kapitel „Kulturerbe und Popkultur“: Viele der bedeutendsten Künstler der Vergangenheit und der Gegenwart stammen aus Großbritannien. Dieser werden hier, geordnet nach Bereichen, vorgestellt. „Der Alltag von A bis Z“ widmet sich dann endlich dem Verhalten der Briten: Wie sind sie in Verbindung mit Alkohol, was bedeutet in England „Ausgehen“, wie wichtig ist die Familie, wie wird gefeiert, wie wird mit Sexualität umgegangen, was sind die Besonderheiten des Straßenverkehrs und vor allem: Warum sind sie so besessen von Tee? Weitere wichtige Hilfen in Großbritannien bietet das letzte Kapitel „Zu Gast in Großbritannien“. Wie oft hat sich ein Deutscher schon unbeliebt gemacht, weil er den Sinn des Schlangestehens nicht verstanden hat? Das und viele Formen des Fehlverhaltens mehr können mit diesem sechsten Kapitel verhindert werden. Ein Anhang mit Glossar, Literatur- und Linktipps, einem Register und einer Übersichtskarte von Großbritannien runden das Buch ab.
Wer nur einen Benimmratgeber erwartet hat oder ein Buch, dass das Verhalten der Inselbewohner aufs Korn nimmt, wird überrascht sein: Hier gibt es viel mehr als das. Es wird erklärt, wie sich das Volk gebildet hat, welche besonderen Ereignisse es in der Vergangenheit gab und wie diese sich auf die Gegenwart ausgewirkt haben. So ist dieses Buch wirklich umfassend und informativ, weit über seinen eigentlichen Zweck hinaus. Es gelingt ihm zum Beispiel, die doch etwas kompliziertere Geschichte der Kriege - vor allem mit Frankreich - und wechselnden Könige leicht verständlich zu erläutern.
Obwohl es größtenteils um die Angewohnheiten geht, die einem Deutschen komplett unverständlich erscheinen, erhält man nie den Eindruck, eine dieser Angewohnheiten würde von oben herab betrachtet werden. Stattdessen sind die Beobachtungen und Erläuterungen wirklich sehr nah am Alltag, so dass man mit diesem Buch wirklich gut auf den Besuch der britischen Inseln vorbereitet ist – wenn man es denn braucht. Beim Lesen wird man merken, dass es zwar einige kulturelle Unterschiede gibt, diese aber doch nicht so extrem sind, wie in vielen Witzen und Anekdoten immer wieder gerne behauptet wird.
Für den nächsten Urlaub in England (oder Schottland, Wales, Irland) kann es bestimmt nicht schaden, mal einen Blick in dieses Buch zu werfen. Auch als Geschenk für Fans der britischen Inseln ist es gut geeignet, sogar Briten lernen in diesem Buch noch etwas über sich selbst dazu. An sich aber sind die kulturellen Unterschiede zwischen Briten und Kontinentaleuropäern nicht so eklatant, wie gerne behauptet wird. Wer immer in Großbritannien in ein Fettnäpfchen tritt, hat dies meist seinem eigenen schlechten Benehmen zu verdanken und nicht „kulturellen Unterschieden“.