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Berlin, das ist für viele Unter den Linden, der Potsdamer Platz, die Museumsinsel oder der Ku’damm. Wer es etwas hipper und trendiger haben will, der wird vielleicht noch zum Mauerpark fahren, in den Prenzlauer Berg gehen oder nach Kreuzberg oder Friedrichshain. Jedenfalls in kleine, bekannte Bereiche. Wer wirklich einen Eindruck von Berlin haben möchte, der sollte sich ein paar Bezirke mehr ansehen.
Bezirke sind in Berlin auch so ein Thema. Lange Zeit hatte Berlin dreiundzwanzig Bezirke, die sich individuell entwickelten und je ein ganz eigenes Flair präsentierten, besonders natürlich nach dem Mauerfall. Trotzdem wurden in der Bezirksreform aus dreiundzwanzig zwölf Bezirke, so dass viele von ihnen aus mehreren, zum Teil sehr unterschiedlichen Stadtteilen bestehen. Wer die (alten) Berliner Bezirke – und so auch die Stadt als Ganzes – besser kennen lernen möchte, den laden die Autoren von „Berlin Kiez für Kiez“ zu siebzig Spaziergängen in den unterschiedlichsten Vierteln der Stadt ein.
Jeder der dreiundzwanzig früheren Bezirke wird auf einer Doppelseite kurz vorgestellt: links Text, rechts ein Foto mit einem besonderen Wahrzeichen der Gegend. Dann folgen die verschiedenen Spaziergänge; von nur einem (Höhenschönhausen) bis zu sechs (unter anderem Mitte und Kreuzberg) pro Bezirk ist dabei alles vertreten.
Jede dieser Touren steht unter einem Motto, zum Beispiel „Friedrich runter, Wilhelm rauf“ für den Gang um die Friedrichstraße. Die Beschreibung der Spaziergänge besteht aus einem längeren Text, in dem mit roten Nummern die Sehenswürdigkeiten markiert sind, die man bei der Tour passiert. Fotos vermitteln dabei einen kleinen Eindruck von den Einblicken, die einen erwarten. Karten zwischen den Texten geben Orientierung, die Nummern der Sehenswürdigkeiten sind auf ihnen verzeichnet.
Zu Beginn des Tourtextes ist ein Infokasten am Seitenrand angebracht. Dort stehen der Startpunkt und das Ziel des Spazierganges, auf welcher Seite die Karte zu finden ist sowie die Länge der Tour in Kilometern.
Ähnlich platziert sind Zusatzinformationen im Text, zum Beispiel zu Websites von erwähnten Galerien oder den Öffnungszeiten von Restaurants auf der Wegstrecke. Diese sind zwar am Seitenrand zu finden, aber nicht weiter hervorgehoben.
Bekanntlich lernt man eine Stadt ja zu Fuß am besten kennen. „Berlin Kiez für Kiez“ gibt dazu sicherlich Gelegenheit und lädt selbst noch Berliner ein, Stadtteile zu erkunden, in die man sich bisher noch nicht vorgewagt hat. Die Texte sind im Übrigen nett geschrieben und erinnern vom Stil her an einen Reiseführer, der einen an die Hand nimmt und dabei etwas über die Wegstrecke erzählt. Das kann Bekanntes sein oder auch mal Kommentare, die einen als Berliner die Augen verdrehen lassen – aber immerhin lernt man so doch einiges Neue über die Hauptstadt kennen.
Es fehlt allerdings wirklich nur eine markierte Wegstrecke auf den Karten – auch hätten diese gerne größer und zentraler angebracht sein können. Dass man sie aber nicht findet, oder dass die Wegstrecken unverständlich wären, kann man nicht sagen.
Ob es weise war, die Länge der Touren nur in Entfernungen anzugeben, ist sicher auch ein Streitpunkt – allerdings haben Menschen sehr individuelle Laufgewohnheiten, so dass es sich nicht unbedingt angeboten hätte, eine Dauer für die verschiedenen Spaziergänge zu präsentieren.
Lobenswert ist, dass hier alle der alten dreiundzwanzig Bezirke Berlins und nicht wieder nur die üblichen Verdächtigen vorkommen. Dass dafür in den Bezirken zum Teil nur kleine Einblicke gewährt werden können und man nicht die ganze Hauptstadt in einem Buch erfassen kann, sollte klar sein. Trotzdem bekommt man weit mehr geboten als nur die ausgetretenen Touristenpfade – obwohl auch diese hier ihren rechtmäßigen Platz finden.
Somit eignet sich das Buch auch hervorragend für Berlinkenner – seien es erfahrene Touristen oder Bewohner der Hauptstadt.