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Schon mal beim Lesen eines Krimis oder beim Sehen eines Thrillers gedacht „Das kann so nicht stimmen“? Wenn man sich mit Polizeiarbeit in Deutschland auskennt, werden einem solche Fehler, seien sie aus dramaturgischer Notwendigkeit oder schlicht aus Unwissen entstanden, sicher zuhauf auffallen. Wenn aber selbst Laien denken „Das wurde aber eher aus einer amerikanischen Serie übernommen“, dann hat der Krimiautor etwas falsch gemacht. Was genau und wie eine Ermittlung richtig abläuft, das erzählen Manfred Büttner und Christine Lehmann in „Von Arsen bis Zielfahndung. Das aktuelle Krimihandbuch für Krimiautorinnen und Neugierige“.
Keiner der beiden Autoren ist Polizist, vielmehr haben sich hier eine Krimiautorin und ein Wirtschaftsermittler zusammengetan, um dem Kriminachwuchs ein paar Tipps und Grundlagen zu geben in Sachen Rechtsstaat. So können Staatsanwälte noch so nett oder noch so gemein sein, Haftbefehle stellen immer noch Richter aus.
Das Buch gliedert sich in acht Teile mit mehreren Unterkapiteln. Behandelt werden: Das Mordmotiv, Der Mord, Die Ermittlungen, Die Leiche, Die Fallanalyse, Die Ermittler, Wirtschaftsverbrechen und Zwangsmaßnahmen.
Dabei vergleichen die Autoren die Handlung eines gängigen Krimis mit dem wirklichen Ablauf einer Ermittlung. Zudem präsentieren beide kleine Krimifragmente, die zum jeweiligen Thema passen und so den Sachverhalt verdeutlichen und nachvollziehbar machen.
Die Kapitel sind dabei sehr unterschiedlich gestrickt - während bei „Der Mord“ der gewaltsame Tod in all seinen Facetten ausführlich und doch auf makabere Weise amüsant geschildert wird, braucht man in späteren Kapiteln schon etwas mehr Konzentration und eventuell auch Vorwissen aus den vorangegangenen Kapitel, denn hier werden Abkürzungen ebenso gerne benutzt wie im wirklichen Beamtenleben.
Das bedeutet, dass man nicht einfach mal nach einem Stichwort nachschlagen kann, sondern zumindest das ganze Unterkapitel lesen sollte, eventuell auch mehr. Da es sich hier aber um ein Handbuch und kein Lexikon handelt, ist dies durchaus gerechtfertigt.
Auch wird man nach der Lektüre des Handbuchs keinesfalls den perfekten Krimi schreiben. Dafür hat man hier alle wichtigen Informationen zusammen – und sicher noch einige Informationsquellen. So ist man nicht darauf angewiesen, im Internet die Aufgaben eines Staatsanwalts zu recherchieren, und auch nicht bloß auf Fernsehserien beschränkt, wenn es um die Arbeit der Gerichtsmedizin geht.
Auch wenn einige Punkte durchaus amüsant geschrieben sind, handelt es sich bei „Von Arsen bis Zielfahndung“ um ein Sachbuch, das sich Mühe gibt, die komplexen Sachverhalte anschaulich und nicht allzu trocken zu erklären.
Krimiautoren können hier sicher eine Menge lernen und so ihre Werke mit einer gesunden Portion Realität ausstatten.
Krimifans können hier erfahren, wie im wirklichen Leben ein Mordfall bearbeitet wird und danach jeden Thriller auf seine Richtigkeit überprüfen – zumindest in der Theorie. Wenn das doch nicht klappt, kann man auf die Erfahrung von Christine Lehmann zurückgreifen, die auch sehr gut erzählt, wie ein gängiger Krimi aufgebaut ist.
„Von Arsen bis Zielfahndung“ ist ein interessantes und kurzweiliges Sachbuch, das einen Mordfall vom Motiv bis zur Lösung des Falles begleitet.