Mit dem ersten Band der „Georgina Kincaid“-Reihe hat Richelle Mead eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass das Segment der Urban-Fantasy durchaus auch innovative und kurzweilige Geschichten hervorbringen kann. In den USA erfreut sich die gesamte Serie großer Beliebtheit und auch in Deutschland wurde das erste Buch der Reihe, „Succubus Blues: Komm ihr nicht zu nah“, sehr gut aufgenommen. Nun legte der Ubooks-Verlag den zweiten Teil vor, der einige Monate nach der Handlung des Vorgängers angesiedelt ist.

Nachdem Georgina, der unsterbliche Succubus, nun schon seit einigen Monaten mit Seth, dem Schriftsteller, zusammen ist, beginnt die Beziehung sie vor ein Problem zu stellen. Die beiden können nicht intim miteinander werden, da Seth auf diesem Wege einen nicht unerheblichen Teil seiner Lebensenergie an Georgina abgeben würde. Somit stellen sich immer neue Probleme und der lebensfrohe Succubus ist für jede Ablenkung dankbar. Diese erscheint in Form von Bastien, einem alten Bekannten, der quasi im selben Gewerbe aktiv ist. Als erfolgreicher Inkubus besteht sein Handwerk daraus, Frauen zu verführen und ihre Seelen dadurch an die Hölle zu verkaufen. Sein neuestes Opfer hat es allerdings faustdick hinter den Ohren, stellt zugleich aber auch eine besonders hart zu knackende Nuss dar ...
Und dann ist da noch Doug, der leidenschaftslose Buchhändlerkollege und Hobbymusiker. Eine unheimliche Verwandlung geht mit ihm vor: Auf einmal beweist er bei seinen Auftritten eine unglaubliche Bühnenpräsenz und wirkt auch sonst wie ausgewechselt ...

Der zweite Teil der „Georgina Kincaid“-Reihe hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Immer noch versteht sich die Autorin darauf, ihre Charaktere in unmögliche Situation schlittern zu lassen und mit viel Witz und Ironie den Alltag der Akteure zu beschreiben. Sie verpasst es jedoch, die Charaktere und die Rahmenhandlung weiter zu entwickeln. So liest sich das vorliegende Buch durchaus angenehm kurzweilig – vermag aber nicht im Gedächtnis des Lesers zu bleiben. Das liegt im Wesentlichen an dem Umstand, dass die Autorin die Mankos des ersten Teils beibehält: dünne Rahmenhandlung, viel Sex. Konnte sie mit dem ersten Teil dem Genre allerdings noch neue Ideen und Impulse entlocken, setzt Richelle Mead in „Succubus on Top“ keine Maßstäbe mehr.

Leider verliert sie sich so sehr in ihren Charakteren, dass man sich spätestens bei der Hälfte des 349 Seiten umfassenden Buches fragt, wohin die Handlung führen soll. Denn im Grunde genommen stapfen die Protagonisten nur von einer skurrilen Situation in die nächste, hin und wieder gibt es ein paar Rückblenden und schon folgt die nächste, zumeist etwas schlüpfrige Szene. Mit „Sex sells“ wäre die Handlung auch sehr treffend zusammengefasst. Wo der erste Teil noch Raum für Phantasie ließ, geht die Autorin im zweiten Band sehr unverblümt an diesen Part der Handlung. Weniger wäre hier mehr gewesen. Die Haupthandlung wird nur sehr schleppend vorangetrieben und findet eigentlich keine Beachtung.

Schade, hier wurde viel Potenzial verschenkt. Der Verlag bringt den zweiten Teil wieder in einer liebevollen Ausstattung heraus – sehenswertes Cover, stabiles Tradepaperback. Aber es fehlt an echtem Inhalt, somit stellt „Succubus on Top: Ihr Kuss ist tödlich“ nur einen müden, ideenlosen Aufguss dar. Es bleibt abzuwarten, ob das Niveau noch weiter fällt oder ob die Autorin sich der Stärken des ersten Buches besinnt und im dritten Teil ihrer Serie rund um die schöne Georgina wieder Gas gibt!