Media-Mania.de

 Irans Erbe

in Flugbildern von Georg Gerster


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
"Irans Erbe" ist der Versuch einer Bestandsaufnahme. Mit Hilfe von Luftbilder von Georg Gerster, die der weltberühmte Fotograf zwischen April 1976 und Mai 1978 aufgenommen hat, wird ein Überblick über die Kulturstätten des Irans versucht. Die Besiedlungsgeschichte, die weit über zehntausend Jahre zurückreichend dokumentiert wird, offenbart nicht nur eine Fülle an faszinierenden Zeugnissen frühmenschlicher Siedlungsstätten, sondern vermittelt auch einen Eindruck über den Naturraum Iran mit seinen atemberaubenden Landschaftsformen und -typen.
In sechs Kapiteln nähern sich die Autoren David Stronach, Ali Mousavi, Tony J. Wilkinson, William M. Summer, Dietrich Huff, Michael Harverson und Elisabeth Beazley dieser gewaltigen Aufgabe.

In "Erde und Wasser" wird auf siebzehn Seiten die Grundlage für eine Besiedlung dieses ansonsten sehr lebensfeindlichen Naturraums dokumentiert: die Bewässerung. Hier sind es vor allem die Qanate, die ins Blickfeld des Luftbildfotografen Gerster geraten sind. Diese Technik, vermutlich im Iran erfunden, zeigt vor allem aus der Luft einzigartige Strukturen. Die unterirdischen Kanäle werden durch die immer wieder gesetzten Schächte, die zur Anlegung und zum Erhalt notwendig sind, an der Oberfläche als eine Art Hügelkette sichtbar. In diesem Kapitel werden neben den vom Menschen gestalteten Landschaften vor allem auch die natürlichen Landschaften exemplarisch dargestellt.
Kapitel zwei beschäftigt sich mit der Zeit der prähistorischen Stätten von 5000-2000 v. Chr. – "Ein Land jenseits der Erinnerung" zeigt die Tepes, die Siedlungshügel, die es so nur im Iran zu bestaunen gibt. Im Anschluss daran wird in "Baumeister der Zeitalter" die Zeit der Elamiter, Meder, Archämiden und Parther von 1500 v. Chr.-224 n. Chr. dokumentiert. "Choga Zanbil", "Pasargadae" die zum Weltkulturerbe zählen, "Hasanlu" und "Zendan-e Suleiman" - das Gefängnis Salomos - sowie Susa und Persepolis geraten hier in den Blick Gersters, erläutert von David Stronach.

In "Fürsten, Festungen und Feuertempel" beschäftigt sich Dietrich Huff mit dem sassanidischen Imperium von 224-651 n.Chr. und zeigt anhand Gersters Luftbildern Orte wie dem Palast "Qaleh-e Dukhtar", die Ebene von Ardashir Kurreh, die Residenzstadt Bishapur, ein Palastensemble in Qasr-e Shirin, das sassanidische Feuerheiligtum Atur Gushnasp und den sogenannten "Alexanderwall" (persisch: Sadd-e Iskender) die Fülle der aus der Luft beobachtbaren Kulturdenkmäler aus dieser Epoche.
In "Ziegel, Kacheln und Kuppeln", dem fünften Kapitel des Buches, gibt Ali Mousavi einen Überblick über die archäologischen Stätten und Monumente im islamischen Iran vom 7.-20. Jh. n. Chr. und zeigt, wie sehr das Land in dieser Zeit geprägt wurde. Die Altstadt von Bam, Nishapur, Tepe Sabz Pushan, Mashhad, die Ruinen der Zitadelle von Tus, Sangbast, Kashmar, die Festung Gerdkuh, Samiran, Sultaniyeh und Yazd sind Gegenstand der Betrachtung.
Im letzten Kapitel beschäftigen sich Michael Harverson und Elisabeth Beazley mit Eishäusern, Taubentürmen, Windfängen, Feldmauern, Kuppelbauten, Qanaten und Bewässerungsanlagen, die seit tausenden von Jahren das Bild der Dörfer und Städte im Iran beherrschen.
Ein Nachwort Georg Gersters und eine physische Karte des Irans beschließen dieses Buch, eine Bibliografie gibt weitere Hinweise an Leser, die das Thema Iran in jedweder Hinsicht vertiefen wollen.

Was für ein Werk! Neben den ausgesucht interessant geschriebenen Artikeln, die viele Facetten dieses großartigen Landes thematisieren und vertiefen, sind es vor allem die Bilder Gersters, die in einmaliger Schönheit zeigen, welch hohe Bedeutung die Luftbildfotografie für die Erfassung, die Dokumentation und den Erhalt unschätzbar wertvoller Kulturstätten im Iran hat. Nicht nur, dass Gerster mit seinem zweijährigen Projekt Orte fotografiert hat, die in der Folgezeit der Zerstörung anheimgefallen und unrettbar verloren gegangen sind und einzig durch seine Bilder der Archäologie und der Wissenschaft zur Verfügung stehen, er erreicht auch weite Kreise der Bevölkerung, der herrschenden Klasse und der Weltöffentlichkeit und sensibilisiert sie für die Notwendigkeit, das kulturelle Erbe des Irans und der Menschheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und sich um ihren Erhalt zu kümmern. Dank ihm und der Mitarbeit der Autoren kann man sich diese Stätten im Iran überhaupt ansehen und sie in all ihrer Schönheit genießen – ein Besuch oder gar eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme im Terrain selber scheint seit Jahrzehnten unmöglich zu sein und auch in naher Zukunft nicht im Sinne der Machthaber zu sein.

"Irans Erbe" ist ein einmaliges zeitgeschichtliches Dokument. Atemberaubend schöne Bilder, gepaart mit geballtem Sachverstand, verdichten sich zu einem Sachbuch, das seinesgleichen sucht. Mehr als einhundert grandiose Farbbilder und ein ausführlicher, sehr lesenswerter Text sind zu einem sehr günstigen Preis Garant dafür, dass dieses Buch eine breite Leserschaft erreichen wird – und diese hat es wahrlich verdient, immerhin liegt die Wiege der Kultur der Menschheit in diesem Naturraum.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 22. Oktober 2009 | ISBN: 9783805338899 | Preis: 29,90 Euro | 192 Seiten | Sprache: Deutsch

Werbung

Dieser Artikel könnte interessant sein:

Zu "Irans Erbe" auf Amazon

Hinweis: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.



Ähnliche Titel
Inseln der ErdeEine kurze Geschichte der MenschheitFundgeschichtenTöchter der Steppe, Söhne des WindesDie Parther