Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Das Geschwisterpaar Peter und Anneliese traut seinen Augen kaum: Da liegt mitten in der Nacht ein großer Maikäfer auf dem Rücken mitten in ihrem Zimmer – und fängt auch noch an zu sprechen. Er bittet die beiden Kinder inständig, ihm zu helfen. Vor Jahren ist seinem Vorfahren nämlich das sechste Maikäfer-Beinchen abhanden gekommen und seither haben alle Nachkommen des Pechvogels nur fünf statt sechs Beine. Mit Hilfe von Peterchen und seiner Schwester könnte es ihm aber in dieser Nacht gelingen, das fehlende Beinchen zurückzuholen – und zwar vom Mond, wo es sich, bewacht vom bösen Mondmann, seit Jahrhunderten befindet.
Anneliese und ihr Bruder fackeln nicht lange. Sie begeben sich beherzt zusammen mit Sumsemann auf eine Reise in den nächtlichen Himmel. Es ist ein abenteuerlicher Weg, den sie bewältigen müssen und der sie nicht nur zum Sandmann, dem Chor der Sternenkinder und dem Polarbären führt, sondern auch mitten hinein ins Reich der Naturgeister – der Mondfee, der Blitzhexe, des Regenfritzes, des Eismaxes und der Windliese ...
Gerdt von Bassewitz’ Märchen “Peterchens Mondfahrt” gilt als Klassiker der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. Auch wenn der Geschichte international kein solcher Bekanntheitsgrad beschieden ist wie etwa dem englischen Peter Pan, so ist sie doch aus dem deutschen Literaturgut nicht mehr wegzudenken. Immerhin hat Bassewitz’ Erzählung beinahe schon hundert Jahre auf dem Buckel. Die Uraufführung feierte “Peterchens Mondfahrt” nämlich als Theaterstück 1912, ehe drei Jahre später die Buchauflage folgte. Dabei merkt man der Geschichte den unverholenen Erziehungscharakter durchaus an: Nur zwei wahrhaft brave Kinder, die noch nie auch nur einem Insekt etwas zu Leide getan haben, sind in der Lage, dem Maikäfer zu helfen und ihn auf die Reise in den nächtlichen Himmel zu begleiten: Ein unvergleichliches Abenteuer winkt jenen, die immer fromm und gut sind. Immerhin: Der moralisch erhobene Zeigefinger schadet dem Märchen auch nicht, das für die junge Zuschauerschar, für die es geschrieben wurde, durchaus tolle Momente hat. “Peterchens Mondfahrt” kann man zwar auch im trauten Familienkreis anhören, in erster Linie spricht das Abenteuer aber sicher die Kleinen an. Daran ändert auch die vorliegende Hörspieladaption nicht.
Wenn sich ein Label wie Titania Medien - das in vergangenen Produktionen wiederholt bewiesen hat, phantastische Hörspiele zu produzieren - eines solchen Stoffes annimmt, sind die Erwartungen dementsprechend groß. Vielleicht zu groß, denn im Endeffekt wirkt “Peterchens Mondfahrt”, die vierte Folge der Reihe “Titania Special”, gekonnt und stimmig umgesetzt, aber auch sehr routiniert. Durchschnittskost irgendwie, jedenfalls gemessen am Standard der anderen Hörspiele des Labels. Daran können auch die erfahrenen Sprecher nichts ändern. Neben Axel Malzacher als Herr Sumsemann und Joachim Pukaß als Erzähler kommen Albert Werner und Marie Hinze die größten Rollen zu. Beiden merkt man ihr junges Alter deutlich an und obwohl sie respektable Leistungen abgeben, fallen ihre Interpretationen mitunter etwas steif aus. Beide haben übrigens auch in der Titania Medien-Serie “Anne – Die Hörspielserie” ein Geschwisterpaar gesprochen. Marc Gruppe hat sich in seiner Umsetzung des Kinderbuchs eng an die Vorlage geklammert. Die packendste Szene ist mit Abstand die im Schloß der Nachtfee (wunderbar besetzt mit Katja Nottke, der bezaubernden deutschen Synchronstimme von Michelle Pfeiffer), wenn die diversen Naturgeister ihr Stelldichein geben. Hier kommt Tempo auf, die Handlung wirkt spritzig und die Stelle sticht aus den anderen Passagen heraus.
Trotzdem ist “Peterchens Mondfahrt” ein leichtes, wunderbares Märchenabenteuer, das besonders gut in die Weihnachtszeit passt und bei einem Preis von nicht einmal acht Euro auch wirklich erschwinglich ist. Wer für die Kleinen noch ein passendes Geschenk sucht, kann mit diesem Hörspiel wenig falsch machen.