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Der kanadische Regisseur David Cronenberg ist bekannt für seine intensiven Horrorfilme, die sich stark auf das Körperliche und auf die Verbindung von Fleisch und Maschine konzentrieren. Viele seiner Werke wie "Videodrome", "Die Fliege", "Rabid" oder "eXistenZ" gelten längst als Klassiker, weichen aber zugleich durch ihre verstörenden Spezialeffekte von der normalen Horror- und Splatterästhetik ab.
Einer der erfolgreichsten Filme Cronenbergs ist dabei zweifellos der Film "Scanners" aus dem Jahr 1981, in dem der Regisseur rivalisierende Telephatengruppierungen gegeneinander antreten lässt. Der Film bedeutete Cronenbergs Durchbruch im Bereich des Horrorfilms, und er wurde - eine zweifelhafte Ehre - mit zwei Fortsetzungen bedacht: "Scanners 2" (1991) und "Scanners 3" (1992), beide inszeniert von Cronenbergs Landsmann Christian Dugay. Alle drei Filme vereint finden sich in einer neuen DVD-Box von Koch Media, aufbereitet für alle Fans des Telepathenthemas und des kanadischen Horrorfilms.
Im ersten Teil "Scanners" leidet der Herumtreiber Cameron Vale (Stephen Lack) unter Stimmen in seinem Kopf, die ihm - und oft auch seinen Mitmenschen - Schmerzen zufügen. In einem Kaufhaus wird er von Agenten des zwielichtigen Sicherheitskonzerns Consec verhaftet und von dem Psychologen Dr. Paul Ruth (Patrick McGoohan) darüber aufgeklärt, dass er ein sogenannter Scanner ist, ein Mensch, dessen Nervensystem mit dem eines anderen Menschen korrespondieren kann. Consec forscht seit langem über die geheimnisvollen Scanner, von denen etwa dreihundert bekannt sind. Sie alle scheinen sich einer geheimen Untergrundbewegung, angeführt von dem Scanner Darryl Revok (Michael Ironside), angeschlossen zu haben. Revok will die Telepathenkräfte einsetzen, um weltweit die Macht über die Menschheit zu ergreifen. Nun will Consec den besonders mächtigen Cameron als Geheimwaffe gegen Revok einsetzen und ihn in den Untergrund einschmuggeln. Dabei gerät Cameron jedoch rasch zwischen die Fronten. Zusammen mit der Telepathin Jennifer (Kim Obrist) versucht er herauszufinden, was hinter dem Medikament Ephemerol steckt, mit dem sich telepathische Kräfte unterdrücken lassen. Und bald gerät er in direkte Konfrontation mit dem skrupellosen Darryl Revok ...
Cronenbergs packende, schnörkellose Inszenierung überzeugt durch ihre kalten, unmenschlich wirkenden Kulissen, exzellente Schauspielleistung und die spärlich eingesetzten, äußerst ekligen Spezialeffekte. Als legendär gilt der explodierende Kopf in einer der ersten Szenen, der den Film hierzulande lange Zeit auf den Index verbannte. Auch die Schlusssequenz kann auch heute noch schockieren. Zwar entbehrt die Geschichte an vielen Stellen der Logik und ist insgesamt eher konventionell angelegt; Cronenberg lotet jedoch meisterhaft die Abgründe des Telepathiethemas aus, arbeitet an vielen Stellen mit symbolischen Bildern und einer guten Tonbearbeitung. Insgesamt verblüfft die Regieleistung dieses kleinen, schmutzigen Horrorfilms, der bis heute kaum etwas von seiner Wirkung eingebüßt hat.
Dies kann man leider von den zwei Nachfolgern nicht sagen. "Scanners 2" erzählt die gleiche Geschichte noch einmal, nur mit anderen Figuren. Hier ist es der junge Scanner David (David Hewlett), der sich gegen die Machtgelüste des faschistischen Polizisten John Forrester (Yvan Ponton) zur Wehr setzt und dabei die Machenschaften einer Scannerverschwörung aufdeckt. Schauspielerisch ist der Film eine Katastrophe; immerhin werden einige lose Fäden des ersten Teils aufgenommen. "Scanners 3" wickelt dann die Grundidee auf einem erschreckend erbärmlichen Niveau ab, wenn die Scanner-Geschwister Helena und Alex (Liliana Komorowska und Steve Parrish) zum Gedankenduell gegeneinander antreten und dabei so manchen Kopf in die Luft gehen lassen.
Alles in allem vereint die Box drei Horrorfilme sehr unterschiedlicher Qualität. Während Cronenbergs Original auch heute noch zu einem der intensivsten Horrorfilme gezählt werden darf, sind die beiden Nachfolger typische B- oder eher C-Movies, die anzuschauen einer gewissen Schmerztoleranz bedarf. Damit stellt sich freilich die Frage, ob man wirklich diese Boxedition sein Eigen nennen muss oder sich nicht darauf beschränkt, den ersten Teil separat zu erwerben. Extras finden sich auf den DVDs nicht (bis auf ein paar magere Biografien, die man ebenso gut aus dem Netz recherchieren kann). Dafür sind Bild und Ton solide, Teil eins offenbar ungeschnitten, und bei allen Filmen ist auch die englische Tonspur vorhanden.
Wer sich für das Telepathenfilmgenre interessiert und ein Herz für B-Movies hat, mag deshalb den Gang zur Kasse wagen und die Box erwerben. Er erhält einen exzellenten Horrorfilm mit sozialkritischem Touch und sehenswerten Splatterelementen sowie zwei durchwachsene Fortsetzungen. Alle anderen sollten, um ihren Kopf zu schonen, besser nach einer Einzel-DVD des Cronenberg-Films Ausschau halten.