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Um ein Werk der Literatur richtig einordnen, in den entsprechenden Kontext setzen und daraus interpretatorische Schlüsse ziehen zu können, ist es im ersten Schritt wichtig, die literarische Gattung zu bestimmen. Gerade Studenten der Germanistik und interessierte Laien brauchen die Sicherheit, Gattungen anhand ihrer Eigenschaften zu erkennen, denn die Gattungslehre ist ein wichtiges Arbeitsfeld der Literaturwissenschaft, unabhängig von der Sprache. Mit dem Buch „Handbuch der literarischen Gattungen“, herausgegeben von Dieter Lamping, soll dem Leser ein umfassendes Nachschlagewerk an die Hand gegeben werden, das ihm bei der Bestimmung von Gattungen hilft.
Nach obligatorischen Mitarbeiter- und Abkürzungsverzeichnissen folgt eine Einleitung, die die Grundlagen und Begrifflichkeiten deutlich macht, ehe der Hauptteil des Buches beginnt. Sämtliche relevante Gattungen von A wie Abenteuerroman über M wie Minnesang bis hin zu V wie Volksstück werden ausführlich behandelt. Dabei beginnt jeder Eintrag mit einer Begriffsbestimmung: Eine kurze Definition fasst die Gattung auf den Punkt gebracht zusammen, der sich anschließende Text widmet sich dieser Definition ausführlicher. Es folgen verschiedene weitere Unterpunkte, etwa ein Blick auf die Begriffsgeschichte, die die Entwicklung jeder Gattung von ihren Anfängen bis in die heutige Zeit darstellt und gegebenenfalls die Herkunft eines Gattungsbegriffes erklärt. Die Gattungstheorie ist ein weiterer häufig aufgegriffener Punkt eines Beitrags. Bisweilen gibt es auch weitere angesprochene Themen, etwa Exkurse oder ein Blick auf die Gattungsgeschichte. Häufig sind die Übergänge der Beitragsteile fließend oder greifen ineinander über, wo es von Belang ist. Jedem einzelnen Beitragsteil sind die literarischen Quellen angehängt, der Name des Verfassers schließt einen Beitrag ab.
Zuletzt wurde eine Gattungssystematik erstellt, durch die man bequem auf einen Blick erfassen kann, welche Gattungen zur Lyrik, zum Drama und zur Epik gehören und welche Gattungen Mischformen darstellen. Abschließend hilft ein Register beim schnellen Suchen.
Ob im Germanistikstudium, in der beruflichen Auseinandersetzung mit literarischen Texten oder einfach aus dem Interesse an Literatur heraus: Mit dem „Handbuch der literarischen Gattungen“ wird es von nun an ganz einfach, Gattungsbegriffe nachzuschlagen, Herkunft und Definition zu erfahren und auf die Arbeit an Texten anzuwenden. Die Beiträge sind stilistisch dem thematischen Anspruch angepasst; wer sich noch nie mit Literaturwissenschaft auseinandergesetzt hat, wird so manche beiläufig gegebene Information nachschlagen müssen. Leute vom Fach allerdings erwartet ein wahrer Fundus an wichtigen Details, der die Textarbeit wesentlich vereinfacht.
Hinzu kommen die zahlreichen Quellenangaben, die jede Recherche über nahezu jedes Thema zum Kinderspiel werden lassen. Beispiele, Zitate oder Illustrationen wie beispielsweise Reimschemata werden nur selten zu Hilfe genommen, allerdings kommt es kaum vor, dass sie wirklich notwendig wären, reichen die Texte doch zumeist für die Zusammenhänge aus. Nur hin und wieder schießen die Autoren übers Ziel hinaus, wenn die Beiträge gar zu trocken und theoretisch geraten und der Eindruck aufkommt, es ginge weniger um die Materie als um das wissenschaftliche Fachsimpeln.
Wer sich beruflich mit literarischen Texten auseinandersetzt oder in seiner Freizeit gerne gründlicher damit arbeitet, für den bietet das „Handbuch der literarischen Gattungen“ eine tolle Übersicht, die es leicht macht, einen Text näher zu bestimmen und seine Eigenschaften in einen konkreten Kontext zu ordnen. Allerdings dürften Laien bei so manchem vor Fachausdrücken strotzenden Beitrag doch etwas überfordert sein.