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Botticellis Gemälde sind in den Uffizien ein wahrer Publikumsmagnet; dies, obwohl der Künstler, zu Lebzeiten äußerst gefragt, bald nach seinem Tod für Jahrhunderte in Vergessenheit geriet und erst im 19. Jahrhundert sozusagen wieder entdeckt wurde.
Das Frankfurter Städel Museum hat eine Botticelli-Ausstellung organisiert, die vom 13. November 2009 bis zum 28. Februar 2010 etliche Werke des Malers, aber auch seiner Florentiner Kollegen präsentiert. Das hier besprochene Buch fungiert als Katalog zur Ausstellung, bietet jedoch darüber hinaus einen umfassenden Einblick in das Schaffen und die Lebenswelt Botticellis sowie Informationen über sein politisches Umfeld: das Florenz der Medici.
Auf das Vorwort des Städel-Direktors Max Hollein folgen sechs Essays. Der erste versteht sich als Einführung in Botticellis Werk, im zweiten wird der Mythos um Simonetta Vespucci betrachtet, jene Frau, die, ob zu Recht oder zu Unrecht, häufig als Modell für Botticellis idealisierte Frauendarstellungen angesehen wird. Weitere Essays befassen sich mit Botticellis mythischen Allegorien und seinen zeichnerischen Kopfstudien. Ein Beitrag schildert das politische Florenz zu Botticellis Zeit, eine Republik dem Namen nach, von einer mächtigen Familie dominiert.
Abschließend geht es um die negative Darstellung Botticellis in Giorgio Vasaris Werk und die Rezeption des Künstlers im Lauf der Geschichte. Passenderweise schließt sich Vasaris Botticelli-Biografie an, gefolgt von einer tabellarischen Übersicht über Botticellis Leben.
Der eigentliche Katalog umfasst etwas mehr als die Hälfte des Buchs und ist unterteilt in die Rubriken "Bildnis", "Mythos" und "Andacht".
An der Ausstellung selbst besticht die trotz ihrer Fülle ausgewogene Auswahl der Exponate, die von den unterschiedlichsten Leihgebern stammen: von den Florentiner Uffizien bis zu verschiedenen privaten Sammlungen. Freilich fehlen jene Werke, die die Uffizien wegen ihrer Beliebtheit nicht einige Monate lang entbehren können, dafür werden Werke anderer Künstler geboten, die mit Botticelli in einem unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang stehen, so von Botticellis Schüler Filippino Lippi oder seinem Lehrer Fra Filippo Lippi, Verocchio und Donatello.
Das Buch bietet, wie beim Verlag üblich, wesentlich mehr als ein einfacher Ausstellungskatalog. Allein die Essays bieten eine Fülle an Informationen, die Botticellis Werk und Wirken verständlich machen und die Begeisterung für diesen Renaissance-Künstler wecken oder intensivieren können. Sie werden begleitet von zahlreichen Bildern gerade auch solcher Werke, die man in der Ausstellung selbst nicht findet.
Die einzelnen Exponate werden in Wort und Bild optimal präsentiert. Ganzseitige Abbildungen, nicht selten zusätzlich Fotos von Details, machen die Exponate dem Betrachter zugänglich. Erläutert werden sie von informativen, dabei auch für den Laien bestens verständlichen Texten. Wird im Text Bezug genommen auf Kunstwerke außerhalb der Ausstellung, so findet man textnah Abbildungen derselben. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die ausgesprochen interessante Zusammenstellung von Werken Botticellis selbst, seiner Werkstatt und Schüler und anderer Florentiner Künstler, deren Einfluss durch oder auf Botticelli dank der Begleittexte erkenntlich wird.
Der eigentliche Katalog erhält natürlich alle relevanten Informationen zum jeweiligen Werk: Material, Technik, Maße, derzeitiger Besitzer, Inventarnummer und Literatur.
Hervorzuheben ist die hochwertige Ausführung. So gefällt nicht nur das Layout, das die großformatigen Abbildungen in den Vordergrund stellt und Detailinformationen in eine Randspalte fügt, sondern auch das recht dicke, matte, damit reflexionsarme Papier, mittels dessen die Abbildungen optimal zur Geltung kommen. Die Tafeln zum Leben des heiligen Zenobius, auf diverse Sammlungen verteilt, finden im Städel zusammen und werden im Buch dank zweier Falttafeln als Einheit erfahrbar.
Ob man die Ausstellung im Frankfurter Städel besucht (hat) oder sich lediglich für die Kunst Botticellis und der Renaissance im Allgemeinen interessiert: dieses Buch enthält sowohl die zu ihrem Verständnis erforderlichen Informationen als auch qualitativ ausgezeichnete Abbildungen. Ein wahrlich empfehlenswertes Werk – ein vorzüglicher Ausstellungskatalog, darüber hinaus ein ausgezeichneter Bildband und ein gelungenes Sachbuch!