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Mit "Borderlands" bringt 2K Games einen optisch innovativen Shooter-RPG-Mix in die Spieleregale. Der Cell-Shading Look, kombiniert mit einer trostlosen Ödlandwelt, großzügigen Open-World Arealen und einem Hauptaugenmerk auf Multiplayer-Gameplay, machen diesen Titel zu einem echten Hingucker und versprechen viele Stunden Spielspaß.
Pandora: eine Ödland-Welt, auf der wenige Menschen und reichlich feindlich gesonnenes Getier hausen. Warum überhaupt jemand auf einem Planeten leben möchte, der so aussieht wie die Erde nach der versehentlichen Zündung aller Atomsprengköpfe, ist natürlich fraglich. Aber vielleicht ja, weil es auf Pandora eine geheimnisvolle Kammer geben soll, in der unermesslicher Reichtum, unvorstellbare Macht, unglaubliches Wissen und lauter andere Sachen mit "un" vornedran sein sollen. Und weil es immer auch Schatzjäger gibt, die nach solchen Kammern suchen. Das jedenfalls ist die kümmerliche Story, um die sich "Borderlands" bemüht. Allerdings nicht mit sehr viel Anstrengung und noch weniger Erfolg. Glücklicherweise benötigt ein guter Shooter (vor allem, wenn er auf Online-Multiplayer baut) keine gute Story, und so geht das Konzept von 2K Games auf.
"Borderlands" soll einen Mix aus RPG und Shooter darstellen, beinhaltet aber nur marginale Rollenspiel-Anteile und einen Löwenanteil Shooter. Genremäßig kann man den Titel eher in eine andere Ecke stecken, in der auch schon Spiele wie Diablo stehen, denn es geht im Prinzip nur ums Aufleveln und Itemsammeln. Ein süchtigmachendes Prinzip, das aufgeht.
Anfangs darf einer von vier zur Verfügung stehenden Charakteren gewählt werden, wobei verschiedene Klassen zur Auswahl stehen: Der Soldat ist der Durchschnittskämpfer, gut in der Handhabung von Gewehren und ausgerüstet mit einem hilfreichen Geschützturm. Der Fernkämpfer snipert am liebsten von weit weg und besitzt einen Falken, den er auf die Feinde loslassen kann. Der Nahkämpfer wütet sich im Berserker-Modus durch die Gegner und ist mit den Fäusten so gut wie mit den besten Waffen, die Attentäterin zuletzt kann sich für kurze Zeit unsichtbar machen.
Rollenspiel-typische Elemente wie das Aufleveln und Verteilen von Punkten auf Spezialfähigkeiten sind lobenswerterweise vorhanden, doch der Kreativität sind beim Charakterbau deutliche Grenzen gesetzt. Da mit Fähigkeiten gegeizt wurde, gibt es pro neuem Level auch immer nur einen Fertigkeitspunkt zu verteilen. Wer das Spiel im Single-Player durchzockt und dabei am Ende ein Level von etwas über dreißig an den Tag legt, darf bis dahin gerade mal um die dreißig Fertigkeitspunkte verteilen. Andere Rollenspiele stellen einem schon zu Beginn des Spiels die doppelte Anzahl von Punkten und die zehnfache Auswahl an Fertigkeiten zur Verfügung.
Vorhanden sind pro Charakter jeweils drei kleine Fertigkeits-Bäume, von denen jeder sieben Fertigkeiten bietet. Durch die sehr geringe Anzahl von zu verteilenden Punkten geht man hier mit seiner Figur entweder auf einen Allrounder, was dazu führt, dass man die richtig guten Sachen für den Charakter gar nicht freischalten kann, oder man spezialisiert sich auf einen der Bäume. Ein gutes Feature ist hier die Möglichkeit, die Skillpoints gegen eine geringe Gebühr zurückzusetzen, so dass man sie neu vergeben und mal testen kann, welche Fähigkeit was bewirkt. Dass "Borderlands" weniger auf Solo- als eher auf Multiplayer ausgelegt ist, sieht man dann schon daran, dass viele Fähigkeiten, Waffen und Ausrüstungsgegenstände nur sinnvoll sind, wenn man mit anderen im Team unterwegs ist.
Die Auswahl der Waffen ist auf die gängigen Standards begrenzt (vom Raketenwerfer über ein Alien-Blitzgewehr bis zum Revolver ist alles dabei), doch die monströse Anzahl an unterschiedlichen Modellen und Eigenschaften der Schießeisen lassen jedes Sammlerherz höher schlagen. Leider gibt's abgesehen vom (sehr kleinen) Inventar keine Möglichkeit, Gegenstände aufzubewahren, so dass man immer nur das Nötigste mit sich führt und den restlichen Platz für Fundware freihält, die im nächsten Shop gegen Bares oder bessere Wummen und Schilde eingetauscht werden kann.
Interessant ist vor allem im Mehrspieler-Modus die Element-Eigenschaft mancher Waffen. Ist eine Waffe mit dem Feuer-Element ausgestattet, verbrennt sie getroffene Gegner auch lange nach dem Schuss. Schock-Waffen eignen sich besonders gut, um gegnerische Energieschilde zu durchbrechen, Korrosion ist gegen Rüstungen eine klasse Wahl, und das Explosions-Element fügt den Schüssen durchschlagende Argumente hinzu. Die Gegner sind oft gegen ein bestimmtes Element sehr anfällig oder so gut wie immun; eine gut zusammen arbeitende Gruppe im Multiplayer, ausgestattet mit den richtigen Waffen und Fähigkeiten, kann äußerst effektiv sein. Die Gruppe agiert im Mehrspielermodus als Team und erfüllt, wie im Einzelplayer, Quests. Zusätzlich ist es aber auch möglich, sich in einem speziellen Modus untereinander zu bekriegen.
Wenn man nicht gerade mittelstarke Gegner tötet, um einen Level aufzusteigen und es mit höherstufigen Monstern aufnehmen zu können, werden Aufträge abgegrast, die nach Rollenspiel-Schema F funktionieren: NPCs oder schwarze Bretter stehen am Wegesrand und verteilen Jobs, für deren Erledigung es erwartungsgemäß Erfahrungspunkte, Geld und Items gibt. Die Aufgaben sind sich leider oft sehr ähnlich und drehen sich im Grunde darum, irgendwas zu töten oder irgendwas zu finden. Nicht unbedingt abwechslungsreich, aber wenigstens wird hier eine konsequente Linie gefahren – wo eh keine Story ist, braucht man nicht noch überflüssigen Aufgaben-Quatsch oder gar Gespräche programmieren.
Die Landkarte von "Borderlands" ist kein einziges riesiges Areal, sondern eine Zusammenstückelung vieler kleinerer Gebiete, die aneinandergekettet sind. Nachdem man nun sowieso schon mehrere einzelne Gebiete geschaffen hat, hätte man diese auch deutlich unterschiedlicher gestalten können. Hat man jedoch leider nicht. Ein echtes Versäumnis, denn die Landschaften gleichen sich schon sehr, auch wenn das eine Gebiet in Rottönen und das nächste sehr blau oder gelb gehalten ist.
Die Laufzeiten indes, während derer man von Questgeber zum Auftragsort (und wieder zurück) eilt, fallen glücklicherweise kurzweilig aus, da man einerseits schnell rennen und andererseits Teleporter benutzen kann, die es in jedem Gebiet gibt. Zur Abrundung gibt’s dann auch noch die Buggy-Stationen, an denen kostenlos ein Geländefahrzeug geholt werden kann, mit dem sich die meisten Stellen der Landkarte schnell erreichen lassen.
Obwohl es nur einen verfügbaren Schwierigkeitsgrad gibt, kann man nicht sagen, dass der Shooter schwierig oder leicht sei, denn das hängt völlig davon ab, ob man ein gleichwertiges, niedrigeres oder höheres Level als die aktuellen Gegner hat. Wird man von den Monstern in einem Gebiet chancenlos getötet, levelt man sich einfach an leichterer Stelle so lange auf, bis man es auch mit den stärkeren Viechern aufnehmen kann. Eine Frage der Geduld also - irgendwann kriegt man jeden Gegner klein, und wenn man noch so schlecht zielen und schießen kann.
Da es bei "Borderlands" keine Besonderheit ist, an höherstufige Gegner zu geraten und ganz schnell den Löffel abzugeben, wird man mitsamt der aktuell gesammelten Ausrüstung und allen Spielfortschritten einfach an den letzten Respawn-Punkt zurückgesetzt (für diesen Service wird einem dann aber gleichzeitig auch ein wenig Geld abgezwackt). Nicht so gut hingegen, dass manche dieser Savepoints sich, relativ zum aktuellen Auftragsort gesehen, in weiter Ferne befinden.
In Sachen Steuerung gibt es einen (fast) vorbehaltlos nach oben gereckten Daumen. Die Waffen zoomen flüssig und schwenken präzise; über das Digitalpad lassen sich die bis zu vier ausgerüsteten Waffen fix anwählen. Der einzige Kritikpunkt geht hier an den Buggy: Eine viel dämlichere Steuerung hätte man sich für den fahrbaren Untersatz wohl kaum einfallen lassen können. Mit ein bisschen Übung lässt sich dann zwar auch der Buggy irgendwann tadellos um alle Kurven fahren, aber warum man hier versucht hat, das Rad neu zu erfinden, gibt Rätsel auf.
Die Optik ist bei "Borderlands" eine ganz große Frage des persönlichen Geschmacks. Ob einem der Cell-Shading-Look des Shooters gefällt oder nicht, das muss jeder selber wissen, aber technisch gibt's an der Grafik nichts zu bemängeln. Die Landschaften scrollen flüssig dahin, und der Tag-Nacht-Rhythmus bringt Abwechslung ins Spielgeschehen, auch wenn er leider arg schnell ausgefallen ist. Die Areale und kleinen Städte haben aber außer dem Endzeit-Look so gut wie gar nichts mit Open Worlds wie bei Fallout gemein; die Städte gleichen fast alle eher Kulissen, leben möchte hier anscheinend niemand. Betretbare Gebäude haben ungefähr den Seltenheitswert der legendären Kammer, nach der man auf Pandora sucht, und von der Umgebung lässt sich außer ein paar Fässern und Tanks nichts zerstören. Die Interaktion mit Infrastruktur und Gegenständen beschränkt sich hauptsächlich darauf, dahinter in Deckung zu gehen.
Nebst dem schon erwähntem Multiplayer, in dem zu viert nach Items und Levels gewetteifert wird, ist "Borderlands" auch via Splitscreen zu zweit spielbar. Kann der immer gleiche Spielablauf im Einzelspielermodus ziemlich schnell träge und ermüdend sein, kommt schon zu zweit absolut keine Langeweile mehr auf, und auch die taktischen Möglichkeiten der Waffen und Charaktertypen lassen sich bereits sehr gut ausreizen. Ausrüstung zu tauschen ist zwar immer etwas umständlich, funktioniert aber und trägt auch dazu bei, sich den anderen Spielern gegenüber fair zu verhalten.
Wenn man bei "Borderlands" die spärlich gesäten Rollenspielelemente außen vor lässt, bleibt nichts als ein Shooter übrig - aber ein sehr guter. Wer mit seiner Konsole über keinen schnellen Internetanschluss verfügt und auch keine Freunde hat, die Lust haben, ein Spiel zu zocken, für das man fünfzehn bis dreißig Spielstunden (oder auch mehr, denn es gibt haufenweise Quests) veranschlagen sollte, der überlege sich den Kauf besser zweimal. Wer sich aber für einen guten Shooter mitsamt Endzeitstimmung erwärmen kann, dem sei der Kauf von "Borderlands" sehr ans Herz gelegt.