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 Saboteur


Cover
Gesamt +++++
Action
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton
Mit "Saboteur" stellt Electronic Arts einen Vertreter des Open-World Genres vor, der sich mit seinen schönen Einfällen, den fordernden Aufgaben und einer netten Story nicht vor der Konkurrenz zu verstecken braucht.

Die Geschichte spielt im Paris der vierziger Jahre, das sich fest im Würgegriff Nazideutschlands befindet. Der irische Rennfahrer Sean Devlin und Hauptcharakter von "Saboteur" ist allerdings kein Politikmensch und befindet sich nur in Paris, um hier einen Titel einzufahren. Er hat das Rennen schon in der Tasche, als einer der Kontrahenten, ein Nazi namens Dierker, ihn mit unlauteren Methoden in die Ränge verweist. Voll von Rachegedanken tut sich Devlin mit seinem Freund Jules zusammen und sabotiert (was in dem Falle mit in die Luft Sprengen gleichzusetzen ist) den schicken Rennwagen Dierkers, der sich nicht erfreut darüber zeigt und seinen Unmut ausdrückt, indem er die beiden gefangennimmt, foltert und Jules umbringt. Eigentlich sollte auch Devlin sterben, doch dem glückt die Flucht. Gejagt von den Nazis schließt er sich dem französischen Widerstand an und beginnt, die Deutschen durch Sabotage Stück für Stück zu schwächen; doch kämpft er anfangs nur aus Rache, verstrickt er sich später immer tiefer mit dem Schicksal der Widerstandskämpfer ...

Die nun folgende Story ist durchdacht, mit vielen kleinen Wendungen und Schnörkeln versehen, bleibt bis zum Ende interessant und bietet einige tolle Nebenfiguren. Sobald der Prolog des Spiels sich dem Ende zuneigt, darf die offene Welt auf eigene Faust erkundet werden, und dem Spieler steht dabei frei, sich durch Sabotage und ein kluges Levelsystem Waffen und Fähigkeiten zu verdienen oder sich direkt an den Haupthandlungsfaden und die Nebenaufgaben zu machen.

Ein wirklich gelungener Kniff ist der Wechsel zwischen schwarzweißem und farbigem Stil: Gebiete, die noch nicht vom Widerstand erobert wurden, sind beinahe komplett in einem düsteren Schwarzweiß gehalten - Film-Noir-Flair, das es in sich hat. Denn einige bestimmte Dinge sind auch in schwarzweißer Umgebung farbig (beispielsweise Feuer), wobei die Farbe Rot überwiegt. Hat was von Sin City, das Ganze. Da kommt zum Beispiel eine schwarze Nazi-Hochburg unter dunklem Himmel und mit rot wehenden Flaggen äußerst atmosphärisch rüber. Hat Sean gewisse Haupt- und Nebenaufgaben erfüllt, werden immer mehr schwarzweiße Teile der Landkarte in Farbe getunkt. Vor allem der Wechsel zwischen den so unterschiedlichen Optiken, während man mit einem Rennwagen durch halb Paris brettert, wird einfach nicht langweilig.

Aufgaben für den Widerstand, Freunde oder Händler zu erfüllen ist die eine Methode, an Geld zu kommen, um im Laden die neuesten Waffen und Upgrades zu kaufen. Der wahre Reichtum aber steckt in den unzähligen deutschen Anlagen, die überall in und um Paris erbaut sind und nur darauf warten, zerstört zu werden. So kassiert man kleine, sich schnell addierende Belohnungen für das Sprengen von Suchscheinwerfern, Wachtürmen, Flak-Stationen, Lautsprechern, Panzern und Gasstationen oder fürs Eliminieren hochrangiger Nazi-Generäle. Da es angreifbare Ziele wirklich im Überfluss gibt, müssen nie lange Strecken bewältigt werden, um von einem Ziel zum nächsten zu gelangen.

Den Sabotage-Akt kann Sean auf unterschiedlichste Weise begehen und sich dabei seiner Umgebung, seiner Feinde oder einfach seiner Waffen bedienen. Wie mittlerweile üblich bei solchen Spielen, ist Sean ein ausgezeichneter Kletterer und bewegt sich mit Vorliebe ungesehen über die Dächer von Paris. Selbst die kolossalsten Bauten können meist irgendwie erklommen werden und belohnen schließlich mit einem tollen Rundumblick auf die detailverliebt gestaltete Stadt.

Da Sprengstoff der beste Freund des Saboteurs ist, kann Sean Granaten und ein paar Stangen Dynamit mit sich herumtragen und zum Einsatz bringen, wo immer er möchte. Dass er bei der Sabotage nicht von Deutschen bemerkt werden darf, versteht sich von selbst, denn andernfalls wird Alarm ausgelöst und Sean muss schleunigst das Weite suchen oder unbemerkt einen Nazi zur Strecke bringen und dessen Uniform klauen. Zwar erregt man auch in der Verkleidung eines Nazis Verdacht, aber auf diese Weise kann man sich in abgesperrte Militär-Areale einschmuggeln und dort Sodom und Gomorrha veranstalten. Ohne aufzufliegen, wenn man sich geschickt anstellt. Und Autobomben sind nicht nur eine nützliche, sondern auch sehr strategische Waffe; hat man die Bombe im eigenen Fahrzeug scharf gemacht, steuert man auf das Ziel zu, springt aus dem Wagen und beobachtet die hübsche Explosion.

Schließlich kann in den meisten Fällen auch der Weg der Waffe gegangen werden, obwohl ein allzu rambohaftes Vorgehen meist sehr tödlich endet, da die Alarmstufe sich erhöht, je mehr Deutsche man tötet, und irgendwann die richtig schweren Geschütze aufgefahren werden und Zeppeline mit Suchscheinwerfern die Flucht äußerst knifflig gestalten. Waffenmäßig gibt's das Standard-Repertoire - Gewehre, MGs, Raketenwerfer, Pistolen und Scharfschützengewehre. Erwähnenswert ist noch der Flammenwerfer, der für viel Chaos sorgt.

Verkehrsmittel sind natürlich auch genügend vorhanden, und es darf beinahe alles geklaut, gefahren und gesammelt werden, was auf den Straßen von Paris oder in Militärstützpunkten rumsteht und -fährt. Die Palette besteht aus ungefähr vierzig Wagen: einige französische Automobile, ein paar Rennwagen, die was unter der Haube haben, Transporter, Traktoren, Panzer, Motorräder mit Beiwagen und deutsche Militärfahrzeuge, einige bewaffnet, andere nicht. Sammeln lassen sich die Fahrzeuge, indem man sie stiehlt und in die nächstgelegene Garage fährt, von wo aus sich alle bereits gesammelten Kisten abrufen und benutzen lassen.

Das Fahrverhalten variiert sehr stark und abhängig davon, ob man in einem Rennwagen oder einer französischen Limousine sitzt. Nur die Rennwagen können eine passable und angenehme Steuerung aufweisen, alle anderen Fahrzeuge schwanken und schlingern und lenken sich eher wie schwerfällige Schiffe. Da man aber recht bald seinen ersten Rennwagen im Inventar hat, ist das nicht allzu schlimm. Und mit ein bißchen Übung kann man mit den Teilen mit sehr viel Freude und rasend schnell durch ein nostalgisches Paris düsen. Schade eben, dass es so viele Wagen gibt, die man niemals ohne Not benutzen wird, da sie einfach übel zu lenken sind.

Man sollte auch meinen, dass bei einem Spiel, in dem ein irischer Rennfahrer die Hauptrolle innehat, viele Rennen in und um Paris gefahren werden, aber leider sind es insgesamt nur fünf davon, und die sind einfach zu schnell vorbei. Gut, die in den Storyverlauf eingebundenen Rennen passen genau ins Konzept, aber als Nebenquest hätte man eine richtige Rennsaison mit einbauen können, bei der Punkte und Preise abkassiert werden. Leider verschenkt. Schade.

Abgesehen von den Fahrzeugen ist die Steuerung sehr gut umgesetzt und nur gelegentlich etwas hakelig, wenn es ums Klettern und Springen geht. Zielen und Schießen mit Waffen und Granaten sind nach bewährtem Schema gestaltet, eingängig und sofort erlernt.

Der Schwierigkeitsgrad steigt graduell an, pendelt sich gegen Ende hin auf normaler Stufe ein, wird aber manchmal richtig fordernd. Man darf jedoch jederzeit auf einen höheren oder niedrigeren Schwierigkeitsgrad schalten, so dass sich niemand unter- oder überfordert fühlen muss. Wenn man sich den Gegnern nicht gewachsen fühlt, hilft es, ein paar neue Fähigkeiten zu erlernen, die absolut lebenswichtig sein können und über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Neben dem immer gleichen Zerstören von Einrichtungsgegenständen der Nazis, das nur durch die unterschiedlichsten Lokalitäten an Varietät gewinnt, kann Sean nämlich nur dann seine Fähigkeiten steigern, wenn er bestimmte Dinge erledigt. Um zum Beispiel Dynamit ganz offen vor den Augen der Deutschen platzieren zu können, während man verkleidet ist, müssen vier Eisenbahnbrücken gesprengt werden – ein Haufen Arbeit. Wer alle Fahrzeuge des Spiels gesammelt hat, darf künftig auch Panzer in der Garage abstellen; es müssen fünf Nazis in den Tod geworfen oder auch mal ein Panzer und ein Zeppelin nacheinander vernichtet werden. Durch die besondere Vorgehensweise, die für jede dieser Aufgaben erforderlich ist, wird das Gameplay bis zum Ende nicht langweilig. Man ist immer mit neuen Situationen konfrontiert, die manchmal erst nach einem Umdenken zu meistern sind.

Auch die Storymissionen sind mit spannenden Zwischensequenzen und den vielen Möglichkeiten, das Ziel zu erreichen, immer wieder interessant. Wenn es darum geht, jemanden aus dem Gefängnis zu befreien, steht man vor der Qual der Wahl: unbemerkt über die Dächer anschleichen, sich als deutscher General verkleiden und das Gebäude infiltrieren, eine Autobombe zur Ablenkung zu zünden, um dann im entstandenen Chaos in den Knast zu schlüpfen, oder einfach mit Waffengewalt ab durch die Mitte. Es ist einfach gut, eine Sache auf unterschiedliche Weise angehen zu dürfen, ohne dass ein Königsweg ersichtlich wäre.

Da keine englischsprachige Testversion vorlag, kann an dieser Stelle nur vermutet werden, dass die Originalversion nicht so schlimm synchronisiert wurde wie die deutsche. Nicht nur, dass viele Sprecher völlig ohne Elan bei der Sache sind oder Sätze falsch betonen, es wurde sogar beim Einprogrammieren der deutschen Sprachausgabe gepfuscht. Manche Sätze sind abgehackt, Gespräche teilweise sinnlos, und am meisten stößt auf, dass der Lautstärkepegel ständig schwankt, selbst innerhalb zweier von einer Person gesprochener Sätze. Da wurde wirklich geschlampt, doch wer sich die englische Version zulegt, wird wahrscheinlich keinen Pfusch ertragen müssen.

Optisch befindet sich der Titel auf der Höhe der Zeit, wobei es auch schon bessere Grafik auf der PS3 zu bewundern gab. Aber allein der Wechsel zwischen Schwarzweiß und Farbig ist ein echter Leckerbissen und toll gemacht. Die Landkarte bietet ein üppiges, detailliertes und komplett begeh- und erkletterbares Paris mitsamt weitläufiger, ländlicher Außenbezirke.

Blut, Gewalt und nochmals viel Blut gibt es bei Saboteur zur Genüge, ebenso wie Folterszenen und deftige Flüche und Schimpfworte, weshalb das Spiel nur für Erwachsene gedacht ist. Dem Spiel liegt ein einmalig benutzbarer Freischaltcode bei, der angeblich Lapdance in der Stripbar und Glücksspiel freischaltet. Runterladen, installieren und aktivieren ließ sich der zusätzliche Inhalt zwar, aber bemerkbar im Spiel machte er sich leider nicht. Bleibt zu hoffen, dass das ein Bug ist, der noch behoben wird.

Im Großen und Ganzen hat EA mit Saboteur eine echte kleine Perle veröffentlicht, die locker fünfzehn Stunden unterhaltsamer Spielzeit bietet und auch nach dem Ende genug Anreiz bietet, noch ein wenig in Paris zu verweilen und Sachen in die Luft zu jagen. Klare Kaufempfehlung für alle, die Shooter und Open-World-Spiele mögen.

Dirk Wonhöfer



Blu-ray Disc | Erschienen: 3. Dezember 2009 | FSK: 18 | PS3 | Preis: 61,95 Euro | Sprache: Deutsch

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