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„Im Wandel der Zeiten“ ist eins der besten und komplexesten Strategiespiele im Stile des Klassikers „Civilization“, das gut und gerne mal an die sechs Stunden Spielzeit beanspruchen kann. Anders als man nun erwarten sollte, ist der volle Titel „Im Wandel der Zeiten: Das Würfelspiel – Bronzezeit“ jedoch bereits das Komplexeste und Längste vom Würfelspielableger des großen Vorbilds. Wie auch dort geht es im „Wandel der Zeiten“-Würfelspiel um den Ausbau einer uralten Zivilisation, um Forschung und den Bau von Monumenten – nur werden diesmal eben nicht Karten dafür verwendet, sondern Kuben.
Anfangs hat jeder Spieler bereits drei Städte errichtet, was ihn dazu befähigt, drei Würfel zu werfen. Wie bei „Kniffel“ kann man dabei bis zu drei Mal würfeln und Ergebnisse, die einem gefallen, beiseite legen. Je nach Würfelergebnissen sammelt man Nahrung, Waren, Arbeiter und Münzen ein. Nahrung braucht man, um die eigenen Städte zu ernähren, ansonsten drohen Hungersnöte, die sich in Minuspunkten rentieren. Arbeiter setzt man dazu ein, um an neuen Städten oder den Monumenten zu bauen, die einem Siegpunkte bringen. Für jeden Arbeiter kreuzt man dafür ein Kästchen auf dem Übersichtsblatt ab, das man zu Beginn bekommen hat, und zieht so nach und nach beispielsweise die Große Pyramide oder die Hängenden Gärten hoch. Waren und Münzen braucht man, um sich die Errungenschaften des Spiels zu kaufen, die einerseits Punkte bringen und andererseits besondere Eigenschaften verleihen. So kann man mit der Errungenschaft „Landwirtschaft“ beispielsweise jede Runde mehr Nahrung einsammeln oder sich mit der Medizin gegen verheerende Seuchen schützen. Denn jeder Würfel hat auch eine Seite mit einem Totenkopfsymbol – so ein Ergebnis darf man nicht erneut würfeln, und hat man zu viele Totenköpfe gesammelt, brechen Katastrophen wie Dürren, Seuchen oder Aufstände aus, die meistens Minuspunkte für den aktiven Spieler bedeuten.
Die Spieler bauen so lange Städte, Monumente und kaufen Errungenschaften, bis entweder alle Monumente gebaut sind oder ein Spieler fünf Errungenschaften erworben hat. Wer dann am Ende der Runde die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel.
Interessanterweise stammt „Im Wandel der Zeiten: Das Würfelspiel“ nicht von Vlaada Chvátil, dem Autor der Vorlage, sondern von „Pandemie“-Designer Matt Leacock. Spielerisch wird das Würfelspiele Kenner auch eher an Francis Treshams Ur-„Civilization“ erinnern. Den meisten Spielern wird das jedoch egal sein, denn „Im Wandel der Zeiten – Das Würfelspiel“ wird selbst jenen Spaß machen, die noch nie etwas von „Civilization“ – sei es als Brett- oder als Videospiel – gehört haben. Die Regeln sind schnell erklärt, der Grundablauf eines Spielzugs – Würfeln, Waren und Nahrung sammeln, Städte versorgen, Arbeiter einsetzen, Errungenschaft kaufen – geht genauso schnell in Fleisch und Blut über. Trotzdem kann man in diesem Würfelspiel dank der verschiedenen Errungenschaften immer wieder etwas Neues ausprobieren, ohne dass das Spiel langweilig wird. Setzt man beispielsweise auf die Kombination Steinbruch (mehr Steinwaren sammeln) und Technik (Steinwaren in Arbeiter umtauschen) oder schützt man sich mit Bewässerung und Medizin lieber gegen Katastrophen? Baut man lieber aufwändige Monumente oder versucht man, mit vielen billigen Errungenschaften ein frühes Ende des Spiels zu erreichen? Letzteres mag dem einen oder anderen Spieler viel zu früh eintreten – und tatsächlich kann eine Partie in voller Besetzung schon mal nach 20 Minuten vorbei sein. Im Normalfall bewegt man sich zu viert jedoch bei um die 45 Minuten Spielzeit, und so schnell hat man bisher tatsächlich noch nie eine blühende Zivilisation erschaffen.
Schön ist auch, dass das Spiel nur wenige Frustmomente bietet. Jedes Würfelergebnis – selbst die Totenköpfe mit ihren zwei Waren – gibt für den eigenen Spielzug Vorteile, mit denen man etwas anfangen kann. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man einmal seine Städte nicht ernähren kann, doch dafür hat man mehr Arbeiter oder Geld für ein besseres Monument oder eine bessere Errungenschaft. Abgesehen vom Wettlauf um die Monumente bietet „Im Wandel der Zeiten: Das Würfelspiel“ keinerlei Potential für Interaktion zwischen den Spielern. Wem das zu wenig ist, der kann mit der Handelsvariante spielen, in der die Spieler im Stile von „Die Siedler von Catan“ beliebig untereinander handeln können.
Die schöne Ausstattung mit den dicken Steckbrettern für die Waren und den eingebrannten Symbolen auf den Holzwürfeln tut – auch angesichts des sehr fairen Preises – ihr Übriges, um das „Im Wandel der Zeiten“-Würfelspiel zu einem kleinen Juwel zu machen. Ähnlich wie im Vorgängerspiel wurden vom Pegasus-Verlag zwar auch Schachtel und Übersichtsblätter gegenüber dem englischsprachigen Original wieder fast doppelt so groß gemacht, aber trotzdem eignet sich dieses taktische Würfelspiel immer noch dazu, in der Kneipe oder auf Zugfahrten gespielt zu werden. Wenn man also mal wieder keine sechs Stunden Zeit für den großen Bruder hat, stellt „Im Wandel der Zeiten: Das Würfelspiel“ eine der besten Alternativen dar.