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Es sind häufig dieselben Orte, die Berlinbesucher immer wieder besuchen: Prunk und Glanz Unter den Linden, die Szene in Kreuzberg oder im Prenzlauer Berg, die letzten Spuren der Mauer... Wer aber mehr möchte, als all diese Orte einfach nur mal kurz gesehen zu haben und vielleicht gerade mal einen Kaffee dort zu trinken, der kann versuchen, sich mit dem „Merian live!“ Reiseführer „Berliner Spaziergänge“ die Stadt, oder zumindest einige ihrer touristischen Schmelzpunkte, neu zu erschließen.
Geboten werden zehn Spaziergänge. Bevor man aber die Stadt erkunden kann, gibt es eine kleine „Geschichte der Stadt Berlin“, mit dem prägnanten Untertitel „Eine ‚Wildnis mit Lehmboden’ entwickelt sich zur Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschlands." Von den ersten Aufzeichnungen Berlins über ihre „Karriere“ in Preußen und die Weltkriege wird bis zum Ende der Teilung der Stadt berichtet. Die Zeit nach 1990 nimmt lediglich einen kurzen Abschnitt ein.
Dann folgen die Spaziergänge. Erlaufen kann man die Gebiete „Rund um die Wiege der Hauptstadt“ um das Nikolaiviertel, die „Flaniermeile Unter den Linden“ und die „Neue Mitte: ‚Scheunenviertel’“ um den Hackeschen Markt. Der Ku’damm wird mit „Nach! Tauentzien! Kokain“ beschrieben, das Olympiastation mit „Sport und Spiele gestern und heute“. Die Spuren der Nazis in Berlins Mitte lassen sich in „Untergang einer ‚Welthauptstadt’“ aufspüren. Die ehemalige Stalinallee wird in „Auferstanden aus Ruinen“ gewürdigt. „Auf der Suche nach der Mauer“ wandelt man an der Bernauer Straße, um den Landwehrkanal geht es bei „Immer noch Liebling Kreuzberg“ und schließlich gilt es noch „Das Lebensgefühl Prenzlberg“ zu erkunden.
Jeder Spaziergang beginnt mit einem großen Foto und einer „Charakteristik des Spaziergangs“: Ein kleines Infokästchen gibt wichtige Informationen über die Tour wie Start- und Zielpunkt inklusive Verkehrsanbindungen und die Dauer des Spazierganges an.
Es folgt die Wegbeschreibung, die vom Stil her wirklich an eine Stadtführung erinnert. Zusätzliche Erklärungen findet man an den Seitenrändern. Auf der zweiten Doppelseite ist eine Karte mit der Wegroute zu finden. Eine Ausnahme bildet hier der Spaziergang auf den Spuren der Mauer, bei dem am Ende der Beschreibung noch eine zweite Karte auf der letzten Doppelseite eingefügt wurde.
Am Ende eines jeden Spaziergangs ist ein blau unterlegtes Infokästchen zu „Adressen & Service“ zu finden, wo neben wichtig Informationen der Sehenswürdigkeiten der Strecke auch Cafés und Restaurants empfohlen werden.
Abgeschlossen wird das Buch mit „Wissenswertes über Berlin“, wo man all die kleinen, nützlichen Reiseinformationen finden kann, die man eventuelle gebrauche könnte.
Am Ende gibt es noch einen Kartenatlas, auf dem die Touren auch nochmals verzeichnet sind, ein Kartenregister, ein Orts- und Sachregister und eine herausnehmbare Karte.
Spaziergänge in Reiseführern funktionieren in etwa wie Stadtführungen: Entweder man mag es, von jemanden die Stadt erklärt zu bekommen, oder man fühlt sich eingeschränkt, weil einem jemand vorschreibt, was man wann sieht und was nicht.
Eigentlich sollte sich dieses Problem zwar nicht ergeben, wenn man einen Reiseführer kauft, der sich ganz auf Spaziergänge spezialisiert hat, aber um es klar und deutlich zu sagen: Die Möglichkeit, sich hier nur einige Sehenswürdigkeiten rauszupicken und zu besuchen ist mit diesen Reiseführer nicht wirklich gegeben. Vielmehr wird man wie von einem professionellen Reiseführer an die Hand genommen und durch die Stadt geführt. Zu den einzelnen Punkten und der Wegstrecke gibt es immer wieder kleine Anekdoten oder historische Fakten.
Bemängeln könnte man, dass die Karte erst auf der zweiten Doppelseite eines jeden Spaziergangs ist. Auch wäre es schön gewesen, wenn man den Karten etwas mehr Raum gegeben hätte, wenn man sich schon die Mühe macht, die Touren auf ihnen zu verzeichnen. Trotzdem ist dies, zusammen mit dem Atlas am Ende des Buches und der herausnehmbaren, beigefügten Faltkarte, ein wirklich gelungener Service des Verlages. Auch dass man die Karte wieder im Buch befestigen kann fällt positiv auf.
Inhaltlich setzt der Reiseführer sicher nicht auf ein jugendliches Publikum. Viel Geschichte wird geboten, auch an Orten, die nicht gerade als „Hip“ gelten – obwohl mit Kreuzberg und dem Prenzlauer Berg auch diese neuen „Kultstätten“ besucht werden.
Die Länge der Spaziergänge liegt im Schnitt bei ungefähr zwei Stunden, man sollte sich also wirklich Zeit nehmen, vor allem wenn man mehrere dieser Routen ablaufen möchte.
Wer sich von dem Konzept angesprochen fühlt, der wird hier einige interessante Spaziergänge zur Geschichte Berlins finden. Der Reiseführer selbst ist übersichtlich gestaltet und kann unter anderem durch eine herausnehmbare Karte und gute Beschreibungen punkten.