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 Das Clean Team

Autoren: Charlie Huston
Übersetzer: Alexander Wagner
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Charlie Huston, der bisher vor allem durch seine Joe-Pitt-Reihe die Aufmerksamkeit der deutschen Leserschaft auf sich lenkte, hat sich erst einmal eine Auszeit von den Großstadt-Vampiren genommen und legt mit der deutschen Ausgabe seines Buchs, das ursprünglich unter dem Titel „The Mystic Arts of Erasing all Signs" erschien, wieder ein außergewöhnliches Werk vor.

Web, der eigentlich Webster heißt, wobei nicht einmal seine Mutter ihn so nennt, führt ein eher triviales Leben. Sofern er sich vor zwölf Uhr aufraffen kann, hängt er im Tattoo-Shop seines besten Freundes Chev herum. Hier sorgt Web regelmäßig für Unmut bei den Kunden, die er schnell und nicht gerade vorurteilsfrei in einige wenige Kategorien einsortiert und dann seinem losen Mundwerk freien Lauf lässt. Schnell entsteht der Eindruck eines amerikanischen Unterschichten-Loosers, der nur keine Lust auf ein Leben zwischen Trailerpark und Sägewerk, Autofabrik oder was auch immer hat. Doch weit gefehlt. Web hatte die besten Voraussetzungen: Ein stinkreicher, intelligenter Vater und eine regelmäßig zugedröhnte, aber herzensgute Mutter sorgten für seine Erziehung und Bildung. Schnell stellten sich die Erfolge ein und Web wurde Lehrer an der örtlichen Grundschule – bis ein verhängnisvolles Ereignis eintrat …
Aber da man nur vom Rumhängen kein Geld verdient und die lieben Eltern aus verschiedenen Gründen auch nicht ständig belästigt werden wollen, muss Web sich wohl oder übel einen Job suchen. Die kleine Firma „Clean Team“, die aus einem ehemaligen Häftling und einem schwergewichtigen Asiaten besteht, scheint gerade richtig, denn hier werden nicht viele Fragen gestellt, solange man sich beim Reinigen von Tatorten nur nicht zu zimperlich anstellt ...

Der Film „Sunshine Cleaning“, der im Jahr 2009 in den deutschen Kinos lief, brachte das Thema Tatortreinigung auf die große Leinwand. Und auch Charlie Huston siedelt die Handlung seines neuesten Buches in diesem Milieu an. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Orte, an denen Menschen umgebracht wurden oder sich selbst das Leben genommen haben, nicht frei von Rückständen sind. Das muss auch Web schnell feststellen – spätestens als er auf beiden Knien die Fugen eines fremden Badezimmers von den Rückständen eines menschlichen Gehirns befreit. Doch neben einem guten Dutzend wirklich unappetitlicher Szenen verbirgt sich hinter dem 496 Seiten umfassenden Buch auch eine andere, beinahe romantische Geschichte. Leider verpasst es der Autor, diese herauszuarbeiten und zum zentralen Element der Handlung zu machen. So begleitet man also den Helden wider Willen von einer Misere zur anderen, stolpert gelegentlich über witzige Dialoge und lässt die Handlung vor sich hin plätschern.
So kurzweilig die Handlung auch erscheint – das Buch erfordert viel Geduld und Konzentration vom Leser. Die Dialoge sind wie eine Aufzählung formatiert und gelegentlich muss man ganze Abschnitte neu lesen, da nie eindeutig gekennzeichnet ist, wer gerade spricht.

Mit „Das Clean Team“ legt Huston ein Buch vor, das eine gut erzählte Geschichte mit einem interessanten Setting verbindet. Den Leser erwartet eine dichte Atmosphäre, schnelle und kompromisslose Dialoge und eine teilweise sehr rüde Wortwahl. Wer sich darauf einlassen kann, wird mit einem lesenswerten Roman bedient.

Ralf Strohbach



Taschenbuch | Erschienen: 5. Oktober 2009 | ISBN: 9783453407305 | Originaltitel: The Mystic Arts of Erasing all Signs | Preis: 8,95 Euro | 496 Seiten | Sprache: Deutsch

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