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Im Kampf gegen Zombienen, Schnecken auf Speed, Psycho-Eichhörnchen und Schattennasen helfen knuffige Flügelsandalen, die Käsereibe des Friedens (vorausgesetzt, du bist ein Priester!) und die abartige Axt …
Richtig: Wir befinden uns wieder einmal in der Welt von Munchkin, eine große Parodie auf so ziemlich jedes Rollenspiel und noch viel mehr. Doch dieses Mal geht es nicht um ein Kartenspiel, sondern um das erste Munchkin Brettspiel.
Für zwei bis vier Spieler ausgelegt, besteht das Spiel aus drei verschiedenen Kartentypen, zahlreichen Raum- und Türteilen, die zusammen ein Dungeon ergeben, Monsteraufstellern, Würfel, Stufenzähler und einigen anderen Makern, die während des Spiels benötigt werden. Wie beim Kartenspiel ist das Ziel des Spielers, die Monster zu töten, seinen Gegnern Steine in den Weg zu legen und als Erster die zehnte Stufe zu erreichen. Zusätzlich muss man dann - im Gegensatz zum Kartenspiel - noch ein Bossmonster besiegen, um endgültig zu gewinnen.
Zu Beginn erhält jeder Spieler eine Spielfigur, beginnt mit Stufe 1, verfügt über 4 Lebenspunkte und 3 Bewegungsmarker. Das Spielfeld besteht erst einmal nur aus der Eingangshalle. Nun können die Spieler die anschließenden Räume erkunden, wobei sich in jedem unerforschten Raum - also ein Raum, der erst noch angelegt werden muss - ein Monster aufhält. Eine Karte des Monsterstapels verrät dem Spieler, welches Monster auf einen lauert. Da auch das Monster gewürfelt werden muss, wird es einem der Spieler zugeteilt, der diese Aufgabe übernimmt. Wie bereits beim Kartenspiel werden dann die Stufen, Boni und Mali zusammengerechnet, um herauszufinden, ob der Spieler oder das Monster der Stärkere von beiden ist. Natürlich können beide noch durch Karten beeinflusst werden - was wäre schon Munchkin, wenn sich die Spieler nicht gegenseitig das Leben schwer machen würden? Ein bisschen Zufall spielt dann auch noch mit hinein, denn am Ende bestimmen die Würfel das endgültige Ergebnis des Kampfes.
Gewinnt man den Kampf, steigt man ein bis zwei Stufen auf und erhält eine je nach Monsterstufe variierende Anzahl an Schätzen. Diese beinhalten dann wiederum Tränke, Waffen, Rüstung, Kleidung, Schuhwerk, Kopfbedeckung und andere Dinge, die den eigenen Charakter formen und stärker werden lassen. Mit dem dritten Kartentyp bekommt man zu Beginn eines Spielzuges oder zu anderen Gelegenheiten eine Hilfestellung. Dies kann entweder für den eigenen Charakter etwas sein, wie beispielsweise die Möglichkeit, eine Stufe aufzusteigen oder eine Klasse anzunehmen, die wiederum Vor- und Nachteile birgt, oder aber um Monster im Kampf gegen Mitspieler zu unterstützen - was gibt es Schöneres als das Gesicht des Gegners, wenn das Monster, das eigentlich leicht zu besiegen war, plötzlich zehn Punkte mehr auf der Monsterstufe hat?
Neben dem Kampf mit Monstern hat der Spieler auch die Möglichkeit, Räume zu durchwühlen oder Deals mit anderen Spielern abzuschließen. Jeder Raum hat nochmals besondere Merkmale, die auf den einzelnen Karten vermerkt sind. Ist der Spielerzug abgeschlossen, bewegen sich die Monster durch das Dungeon - immer auf der Suche nach Spielern, die es anzugreifen gilt.
Eine Grundvoraussetzung für den Spaß am Spiel ist eine gehörige Portion schwarzer Humor. Man darf das Spiel auf keinen Fall ernst nehmen, das fällt einem allerdings allein schon bei der Namensgebung für Monster und Gegenstände extrem leicht. Wie schon beim Kartenspiel wird alles und jeder auf die Schippe genommen und das Spiel lebt davon, anderen ein Beinchen zu stellen. So ist es nicht verwunderlich, dass es gerade mit Rollenspielern aus dem Pen&Paper-Bereich so richtig Spaß macht, dieses Spiel auszuprobieren. Man sollte jedoch etwas Zeit einplanen, eine Runde kann doch gerne einmal auch drei bis vier Stunden dauern.
Im Vergleich zum Kartenspiel ist das Brettspiel um einiges komplexer. Dies merkt man bereits an der 24 Seiten umfassenden Anleitung - das Kartenspiel hat im Vergleich gerade einmal vier Seiten -, die zwar spaßig geschrieben ist, aber sehr viele Informationen enthält, die man erst einmal für das Spiel behalten muss. Glücklicherweise kann man nachschlagen, wobei es wirklich erstaunlich ist, dass trotz der vielen Hinweise und Erklärungen immer noch Regelfragen unbeantwortet bleiben, die dann Interpretationssache der Spielenden sind. Gut, dass man als Rollenspieler so etwas bereits gewohnt ist, und im Vergleich zu ausschweifenden Regelwerken sind die 24 Seiten wirklich nicht viel. Positiv auffallend ist, dass es nun einen Stufenzähler gibt und man keinen W10 oder etwas anderes mehr zusätzlich zum Spiel benötigt. Auch werden Würfel mitgeliefert - in alter Rollenspiel-Manier bekommt sogar jeder Spieler seine eigenen Würfel! Auch Goldstücke und Lebensmarker sind eine wundervolle Erweiterung, die das Rollenspielerherz höher schlagen lassen. Immerhin wird es kaum einen Zwerg geben, der dem Gold widerstehen kann.
Die Spielgegenstände sind gut verarbeitet und von John Kovalic sehr schön illustriert. Besonders hervorzuheben ist, dass es für alle Einzelteile - es sind doch jede Menge - wiederverschließbare Plastikhüllen gibt, so dass man selbst nach wiederholtem Spielen wieder alles gut sortiert in die Box legen kann.
Egal, ob Rollenspieler oder nicht: Selbst wenn man die Hintergründe nicht allesamt versteht, kann man sich über die lustigen Bezeichnungen amüsieren und mit etwas schwarzem Humor bereits zu zweit sehr viel Spaß haben. Einziger Wermutstropfen ist, dass das Spiel höchstens mit vier Munchkins spielbar ist, sechs oder acht Spieler hätten es schon sein dürfen.