Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bedienung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Extras | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Der Tag der eigenen Hochzeit soll eigentlich der schönste im Leben sein - so sagt man zumindest. Diese Satire aus Polen zeigt das genaue Gegenteil. Wieslaw Wojnar (Marian Dziedziel), der Vater der angehenden Braut Kasia (Tamara Arciuch), investiert zigtausende Zloty, um seine schwangere Tochter unter die Haube zu bringen. Mit einem unehelichen Kind würde sie auf der Straße sitzen und von ihrem Vater keinerlei Unterstützung erhalten, also geht sie eine Ehe mit dem ehemaligen Schulkollegen Janusz ein. Der Film zeigt die Hochzeit und die anschließende Feier mit all ihren Scheußlichkeiten. Alles dreht sich ums Geld. Der Schwiegersohn Janusz erhält von Wojnar einen neuen Audi Sportwagen, ziemlich schnell stellt sich dieser als gestohlener Wagen heraus und die Polizei beschlagnahmt ihn. Damit nicht genug - die Liveband stellt nach kurzer Zeit das Spielen ein, da sie nicht bezahlt wurde, der Großvater verstirbt nach einem Streit mit Wojnar auf der Toilette, bis auf die Braut ist nach einiger Zeit so gut wie jeder Gast betrunken vom "billigen" kroatischen Wodka, in Lagerräumen wird Ehebruch begangen und schließlich platzt ein Abwasserrohr in der Toilette, da durch den Versuch von Wojnars Frau, das verdorbene Essen durch das Klo wegzuspülen, das Abwassersystem im Haus komplett überlastet hat. Dass die wahre große Liebe der Braut, Mateusz, an dem Tag die Filmaufnahmen macht, bringt weiteren Zündstoff in das Geschehen. Mit seiner Kamera nimmt er neben den Peinlichkeiten, die am Rande stattfinden, auch viele Lästereien auf - so hat sich das Hochzeitsvideo sicher keiner vorgestellt.
Im Vordergrund dieser Satire steht Wieslaw Wojnar - sowohl Menschen als auch materielle Dinge versucht er mit Geld zu kaufen, bleibt dabei aber immer geizig und versucht zu sparen, wo er kann. Marian Dziedziel wurde 2004 für die überzeugende Darstellung dieses Charakters mit dem Preis als bester Schauspieler beim
Polish Film Festival belohnt. Ein Jahr später wählte das Publikum den Film außerdem zum Gewinner des Zuschauerpreises bei den
Polish Film Awards aus.
Tamara Arciuch darf in ihrer ersten Filmrolle als Kasia fast den gesamten Film über schlechte Laune zeigen. Vom Regisseur sehr gelungen eingesetzt, zeigt sich die Perspektive der Braut auf das Geschehen der Feier als der des Filmpublikums. Ist Kasia doch auch so ziemlich die einzige Person, mit der sich der Zuschauer überhaupt identifizieren kann. Der Film behandelt Themen wie Korruption und verwandtschaftliche und gesellschaftliche Zwänge auf selbstironische Art. So stellt sich das Hochzeitsgeschenk als Diebesgut einer polnischen Autoschieberbande heraus und die Feier ist geprägt von peinlichen Unterhaltungsspielen, kotzenden Gästen und Lästereien. Große Teile des Filmes können beim Zuschauer einfach nur Ekel hervorrufen, wer möchte sich schon eine große Mengen Kloakenwasser ausspeiende Toilette und zum Erbrechen betrunkene und lallende Menschen anschauen, wenn er sich doch eigentlich von einem Film unterhalten lassen wollte? Die vom Hochzeitsfilmer Mateusz aufgenommenen Szenen werden mit gerastertem Bild, wie auf dem kleinen TFT-Bildschirm einer Kamera und mit blechern klingendem Ton, dargestellt. Dies erlaubt dem Zuschauer einen voyeuristischen Blick auf die Geschehnisse, welcher den abschreckenden Charakter vieler Hochzeitsgäste aber nur unterstreicht. Trotz der oft abstoßenden Bilder kann man sich das Lachen an etlichen Stellen ob der genialen Ironie nicht verkneifen. Genau dies macht aus dem Film wieder eine gelungene Satire, auf die man sich jedoch bewusst einlassen muss.
Die DVD bietet leider keinen besonders guten Ton. Er klingt dumpf, passt aber eigentlich auch ganz gut zu der Gesamtatmosphäre des Films. Die Synchronisation ist nicht immer lippensynchron, so bewegen sich häufig die Lippen der Schauspieler noch vor und nach dem gesprochenen Text. In den Nebenrollen finden sich indes auch einige uninspirierte Sprecher, die ihren Text recht lustlos herunterlesen. Die Synchronisation Wojnars ist allerdings sehr gelungen. Auch wirkt der Film an einigen Stellen wie ein älterer synchronisierter Film, scheinen doch viele Hintergrundgeräusche einfach zu fehlen. Die DVD bietet neben dem deutschen Ton auch den polnischen Originalton. Sollte man diesen verstehen können, bietet sich ein Wechsel auf die Originalsprache sicher an und wertet den Film auf. Neben dem Kino-Trailer des Films in polnischer Sprache mit deutschen Untertiteln finden sich auf der DVD auch neun weitere Trailer zu Filmen aus dem Programm von epix.
"Eine Hochzeit und andere Kuriositäten" ist ein wenig wie die Hochzeit, die er zeigt. Man wartet darauf, dass es endlich ein Ende nimmt - und doch kann man sich der Ironie und den unfassbaren Vorgängen nicht entziehen.