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 Fanboys


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
„Vor kurzer Zeit in einer nicht sehr weit entfernten Galaxie … Wir schreiben das Jahr 1998, eine Zeit des galaktischen Bürgerkriegs. Sofort streichen. Es herrscht kein Bürgerkrieg. Das wäre verrückt.“

Im ausklingenden 20. Jahrhundert fiebert die ganze Welt der lang ersehnten Fortschreibung von George Lucas’ Sternensaga entgegen. Noch 199 Tage stehen zwischen der Premiere von „Star Wars: Episode I“ und der größten Fangemeinde, die je ein Film hervorgebracht hat. Auch im entfernten Staat von Ohio zählen fünf Freunde und Fanboys aus Überzeugung die Sekunden bis zum Kinostart mit, doch wird die Vorfreude von einer Tragödie überschattet: Linus (Chris Marquette) ist todkrank und wird die Premiere der sehnsüchtig erwarteten Space Opera nicht mehr erleben. Seine Freunde Eric (Sam Huntington), Hutch (Dan Folger), Windows (Jay Baruchel) und Zoe (Kristen Bell) graben daraufhin einen waghalsigen Plan aus, der schon seit der Schulzeit in der Lunchbox Staub angesetzt hat: Sie wollen in die Ranch von George Lucas einbrechen und eine Kopie des Films erbeuten. Doch die zweitausend Meilen nach Kalifornien sind mit allerhand Gefahren gepflastert, denn schlecht gelaunte Trekkies, schwule Biker und humorlose Cops kreuzen ihren Weg. Doch was ein echter Fanboy ist, der denkt nicht daran, sich einfach der dunklen Seite zu ergeben …

„Star Wars“ ist Kult und solcher verpflichtet bekanntlich – so bislang auch viele Filmemacher zu Parodien, Hommagen, Nachahmern und fan-made Movies, die mit eigenen Interpretationen des Sci-Fi-Mythos aufwarten, neue Perspektiven auf das Expanded Universe wagen oder dieses komplett und vorsätzlich durcheinanderbringen. Kyle Newmans „Fanboys“ sticht mit seiner Absicht wohltuend aus der Masse uninspirierter Trittbrettfahrer heraus: Während Parodien wie Mel Brooks „Spaceballs“ die Kultsaga mal augenzwinkernd, mal lahm durch den Kakao ziehen und Machwerke wie Luigi Cozzis „Starcrash“ unsagbar einfallslos von Lucas’ Leinwandmythos abkupfern, geht die 2007 produzierte und mit zwei Jahren Verspätung im Kino angelaufene Komödie andere Wege. Nicht den jüngsten respektlosen Umgang mit Lichtschwerter und Todessternen oder die fünfhundertzweiundsiebzigste brachial-humorige Neudichtung der Sternenkriege bekommt der Zuschauer aufgetischt, stattdessen löst der Film sein Versprechen, das er in seinem Titel gibt, ein: „Fanboys“ erzählt von schrägen Nerds und der aufrichtig gelebten Faszination, welche „Star Wars“ seit mehr als dreißig Jahren ungebrochen ausstrahlt. Das Leben der Protagonisten richtet sich allein daran aus, von ihren Jobs über ihre Hobbys bis hin zu ihren Gesprächen, welche sie als Fans aus Überzeugung ausweisen. So spitzt man als in Sachen „Star Wars“ versierter Zuschauer natürlich die Ohren, wenn sich die Protagonisten in absolut nerdige Diskussionen vertiefen: Ob Boba Fett seinen Ruhm in der Fangemeinde tatsächlich verdient hat oder Luke und Leia gar so etwas wie eine inzestuöse Beziehung pflegten – das sind Fragen, die vielleicht nicht die Welt bewegen, sehr wohl aber die treuen Warser. Und wenn ein nicht minder schräger Haufen aknebefallener und jungfräulicher Trekkies Han Solo eine Schlampe nennt, dann lässt das natürlich niemanden kalt. So kann man als Zuschauer Entsetzen ob einer solch blasphemischen Äußerung zur Schau stellen, während man sich köstlich über die verbalen und auch gerne mal handgreiflichen Fehden zwischen Lucas-Fans und Roddenberry-Anhängern amüsiert.

Dass die Trekkies hierbei noch nerdiger, sozial noch unfähiger und äußerlich noch unattraktiver daherkommen als der vollschlanke Hutch und der verklemmte Windows mit seinen Maulwurfsgläsern, ist einseitig, aber legitim. Schließlich nennt der Titel klar und deutlich die Zielgruppe des Films beim Namen: „Fanboys“ richtet sich nicht an die breite Masse, sondern an jene Menschen, die schon einmal so metallisch röcheln wollten wie Darth Vader, die aus einer Handvoll Batterien und Plastikteilen ein Lichtschwert zu basteln planten, die jede Tierhandlung in der Stadt abgeklappert haben, um sich ein Tauntaun zuzulegen, die hart trainiert haben, um sich Jedi-Tricks anzueignen, und sich auch nicht von Rückschlägen haben entmutigen lassen – kurz: Der Film ist all jenen gewidmet, die ihr Herz am rechten Fleck tragen.

Wer den Film genießen will, der muss Lucas’ Sternensaga, insbesondere die „alte“ Trilogie, in- und auswendig kennen; er muss die Dialoge aus den Filmen im Kopf haben, alle relevanten Szenen mühelos aus dem Gedächtnis abrufen können und sollte nach Möglichkeit auch kein Laie im Expanded Universe sein. „Fanboys“ jongliert mit Zitaten und Dialogen, mischt gerne Soundeffekte wie das charakteristische Zischen eines Lichtschwertes oder das nervtötende Piepsen eines Astromech-Droiden hinzu und auch die Situationskomik kommt selten ohne Anspielungen aus. Dazwischen stellen die titelgebenden Fanboys ihre Qualitäten als solche in einem Quiz unter Beweis, die gleichzeitig die echten Geeks unter dem Publikum herausfordern. Es genügt daher nicht, die Star Wars-Filme einfach nur zu „kennen“, sie müssen in Fleisch und Blut übergegangen sein.

Die Komik des Films lebt vorrangig von seinen Injokes, die auch über „Star Wars“ und „Star Trek“ hinausreichen und andere Kultfilme wie „Indiana Jones“, „Terminator“ oder „THX 1138“ mit zwinkerndem Auge bemühen. Die übrigen Gags kommen nur selten über das Niveau Hollywood’scher 08/15-Komödien heraus; man kann lachen, doch mehr als seichte Unterhaltung darf man nicht erwarten. Getragen wird der Film in erster Linie von Dan Folger und Jay Baruchel, die als wahre Fanboys dem Mythos vom Nerd als ewige Jungfrau ein Denkmal setzen. Sam Huntington und Chris Marquette wirken hingegen sehr blass, der Film hätte auch ohne die beiden funktioniert; Linus’ Krebserkrankung bildet lediglich den Rahmen des Films, dazwischen ist sie wie durch den Machttrick eines Jedi aus dem Drehbuch verschwunden. Dazwischen geben sich Darsteller aus „Star Wars“ und „Star Trek“ in Cameo-Auftritten ein Stelldichein, die zu entlarven aber nicht immer einfach ist.

Die technische Seite der DVD geht in Ordnung: Das Bild ist grundsätzlich als gut zu bezeichnen, stellenweise hat es aber Unschärfen zu beklagen. Beim Ton wurde ausgewogen abgemischt, weder die Dialoge noch die Soundeffekte oder die Musik drängen sich in den Vordergrund. Bei den Bonusinhalten gilt die Maxime „Quantität vor Qualität“: Die Silberscheibe wartet vielen Featurettes auf, die sich nur unmerklich voneinander unterscheiden; hat man eines der B-Rolls gesehen, hat man praktisch alle gesehen. Daneben gibt es entfallene Szenen, Audiokommentare von Cast & Crew, eine Stellungnahme zweier Mitglieder der deutschen Star Wars-Fanvereinigung German Garrison zum Thema „Fanboy“, ein knappes Making-of zur Choreografie in der Biker-Bar sowie einen Kurzfilm der Filmakademie Baden-Württemberg. Abgerundet wird das Boni-Paket durch Audiokommentare von Cast & Crew, die obligate Trailershow und ein Wendecover. Enttäuschend: Das fünfminütige Feature mit dem vielversprechenden Titel „Die Parallelen zu Star Wars“ entpuppt sich als bloße Werbung.

Fazit: Mit „Fanboys“ wurde ein Film von Fans für Fans geschaffen. Albern und platt, als Komödie allenfalls Mittelmaß, lädt der Film zum Lachen ein, ohne einem großartig im Gedächtnis zu bleiben. Möchtegern-Jedis, Freizeit-Sith und imperialen Muttersöhnchen hält der Film aber einen Spiegel vor, in dem sich jeder echte Geek wiedererkennen wird. Eine aufrichtige Verbeugung vor Lucas’ epischem Sci-Fi-Monument und ein amüsanter Lobgesang auf wahre Nerdigkeit.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4042564118117 | Erschienen: 4. Januar 2010 | FSK: 12 | Laufzeit: 87 Minuten | Originaltitel: Fanboys | Preis: 17,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

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