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Als Marian mit seiner Mutter in das verschlafene Dorf Croplin fährt, um dort seinen Urgroßonkel Marthelm zu beerdigen, erwartet er außer Langeweile nicht viel. Immerhin hatte er Marthelm nie kennengelernt, da dieser von seiner Familie gemieden wurde. Auf der Beerdigung treffen sie aber die Mitglieder der Freimaurerloge, deren Vorsteher Marthelm war. Als bekannt wird, dass er ihnen seinen gesamten Besitz vermacht hat, macht sich Empörung breit. Kurzentschlossen beschließt Marians Mutter, das Testament anzufechten, ist sie doch seit ihrer Scheidung von Marians Vater, einem Überlebenskünstler, chronisch pleite.
Das passt Marian aber ganz gut, denn ausgerechnet der neue Vorsteher, Dr. Karl Godobert, übergibt Marian einen Brief von seinem Urgroßonkel. Darin spricht Marthelm von einem Fluch, den nur Marian brechen kann. Beigelegt ist ein merkwürdiges Instrument, Talmibro genannt.
Marian ist von den Socken, als er herausfindet, dass er mithilfe des Talmibros 333 Jahre in der Zeit zurück reisen kann. Dort schlüpft er in die Gestalt des Apothekenlehrlings Julian und ist dort Novize der Freimaurerloge.
Nach und nach lernt Marian, dass sein Vorfahre Justus einen Golem heraufbeschworen und damit einen Fluch über die Familie Hegendahl und die Freimaurerloge gebracht hat. Marian obliegt es nun, diesen Fluch zu brechen und das Ende der Welt zu verhindern ...
Mit
Dämonenpforte legt Andreas Gößling einen phantastischen Roman für junge Leser vor, der sein Geld wert ist.
Die Geschichte beginnt betulich - zu Anfang tappt der Leser ebenso wie Marian im Dunkeln. Als dann nach und nach die Zusammenhänge enthüllt werden und die Ereignisse an Fahrt aufnehmen, kann die Geschichte fesseln und mitreißen. Marian ist als Hauptfigur sympathisch und er kann den Leser in Bann ziehen. Dabei ist Marian ein eher untypischer Jugendlicher: Abseits von Markenwahn und Gruppenzwang interessiert er sich für Alchemie, die Freimaurer und ähnliches. Das verleiht ihm einen gewissen Charme, ebenso wie allen anderen Charakteren. Kaum jemand lässt sich auf den ersten Blick als gut oder böse festlegen - Gößling gelingt es, die Vielfalt menschlichen Verhaltens einzufangen. Dabei hat jeder Charakter eine gewisse Würde und Gößling begibt sich nie auf das plumpe Niveau, jemanden bis ins Lächerliche zu karikieren oder bloßzustellen.
Daher kann der Roman auch ältere Leser faszinieren, denn es fehlt die vereinfachte Darstellung menschlichen Lebens und Verhaltens, wie sie so oft in anderen Büchern für Jugendliche praktiziert wird.
Dennoch ist die Geschichte eher auf Jugendliche ausgelegt. Ältere Leser werden sich an dem einen oder anderen Anglizismus mehr stören als die Zielgruppe, doch es muss auch gesagt werden, dass Gößling die aktuelle Jugendsprache so anwendet, dass es leicht fällt, sich mit Marian zu identifizieren, dass er es aber auch nicht übertreibt.
Interessant ist auch der Wechsel zwischen den Zeiten: Die Dialoge und Beschreibungen Marians in der Gegenwart sind dem modernen Sprachgefühl angepasst, während die Figuren im 17. Jahrhundert anders sprechen, sodass auch hier eine Zäsur entsteht. Dies erfreut und zudem wird dadurch noch mehr Spannung erzeugt.
Der Spannungsbogen ist über das Buch konstant aufrecht erhalten. Die Kapitel sind recht kurz, was diese Wirkung aber nur unterstützt. Zum Ende hin zieht die Spannung und Action an.
Dämonenpforte ist ein interessantes Exemplar der Urban Fantasy, das sowohl Jung als auch Alt in den Bann ziehen kann. Gößling hat wunderbare komplexe Charaktere erschaffen, die in dieser Geschichte lebensecht miteinander interagieren. Empfehlung: kaufen!