Was Clint Eastwood und Franco Nero für den italienischen Spaghetti-Western sind, ist Florin Piersic für das rumänische Kino in Personalunion: Er spielt Margelatu in dem rumänischen Film „Gnadenlos – Die Hand am Colt“ von 1980.

Margelatu ist ein Outlaw, weit herumgekommen, hat im Gefängnis gesessen und der rumänische Geheimdienst ist Schuld daran. Als im Jahr 1848 Gegner der Monarchie vom Chef des Geheimdienstes, dem Präfekten, gejagt werden und seine Hilfe benötigen, steht er ihnen deshalb gerne zur Seite.
Mit seiner Hilfe und der Unterstützung der Schauspielerin Agata gelangen die Rebellen, Capitän Baroncea und der Boier Pana, ungesehen aus Bukarest heraus. Der Plan der Widerständler: den „Schatz von Tudor“ zu bergen und ihn in die Wallachei zu bringen, damit er dort für die Revolution genutzt werden kann. Sie müssen über einen Gebirgspass und durch das Tal der Toten, in dem es keinen Tropfen Trinkwasser gibt. Die königlichen Soldaten sind ihnen auf den Fersen und der gewiefte Präfekt führt sie an ...

„Gnadenlos – Die Hand am Colt“ hieß auch mal „Der weite Ritt der gelben Rose“ und „Gnadenlos - Geheimbund gelbe Rose“. Der Originaltitel lautet „Drumul oaselor“ was sich mit „Die Straße der Knochen“ übersetzen lässt. Der Film war erfolgreich genug, dass er bis 1986 sechs weitere Margelatu-Filme nach sich zog. Das Geheimnis muss in der Hauptfigur liegen, denn „Gnadenlos“ ist keinesfalls ein ungewöhnlicher Film, weder von der Handlung noch von der Machart her. Margelatu, der in allen Filmen von Florin Piersic verkörpert wurde, ist ein ruhiger, durch seine überbordende Lebens- und Welterfahrung überlegener Haudegen mit einem selten in Filmen zu sehenden mehrläufigen Bündelrevolver, mit dem er zielsicher umzugehen versteht. Sein Markenzeichen ist aber, dass er immer ein paar trockene Sonnenblumen-Köpfe mit sich trägt und deren Kerne kaut.
Ganz klar, diese Figur haben sich die Macher bei den guten alten wortkargen Western-Outlaws abgeguckt. Allerdings reicht es diesem Burschen nicht, mit Taten zu überzeugen: Die ständige Erwähnung seiner Lebenserfahrung grenzt schon an Angeberei, keine Clint-Eastwood-Figur würde so viel über sich selbst reden.
Die Mischung aus Western-Atmosphäre und höfischen Bällen irritiert anfangs, allerdings bleibt der Film nicht lange in Adelskreisen. Danach stört eigentlich eher, dass mit einigen sehr konstruierten Mitteln Spannung erzeugt wird. Die königlichen Soldaten, obwohl weit in der Überzahl, halten sich scheu in einer Felsenlandschaft verdeckt und liefern sich überflüssige Schießereien mit dem kleinen Rebellengrüppchen, statt es einfach mit bloßer Übermacht zu überrennen. In einem verlassenen umgekippten Planwagen, der in der Gebirgslandschaft herumliegt, finden die Verfolgten Fässer mit Schießpulver, mit denen sie sich natürlich gegen Ende den von den Gegnern verstellten Weg freisprengen. Margelatu stellt früh fest, dass einer seiner Begleiter ein Spion des Präfekten ist, tut aber nichts, um ihn aufzudecken. Und derlei mehr. Am Ende wird eine kleine Liebesgeschichte unnötig in die Länge gezogen, und der Showdown wird anschließend in drei Minuten durchgehetzt. Schauspielerleistung ist nicht erwähnenswert.

Extras gibt es auf der DVD nicht, nur die Sprachwahl zwischen Deutsch und Rumänisch. Das Bild ist schlecht, grobkörnig, manchmal unscharf, und auch der Ton ist dürftig, die Synchronisatoren klingen blechern, man merkt allzu deutlich, dass sie in einem Studio standen. Von der Videokassette ohne Überarbeitung auf DVD, das beeindruckt nicht.

Eine markante Westernfigur in einem rumänischen Abenteuerfilm mit historischem Hintergrund, eine bisweilen arg konstruierte Geschichte, schöne rustikale Landschaften, die aber durch das schlechte blasse Bild nicht imposant rüberkommen: Wer auf alte rumänische Filme steht, für den ist diese DVD vielleicht etwas, aber man darf nicht anspruchsvoll sein, wenn es um die Qualität geht. Das gilt für das Medium im Allgemeinen und den Film im Speziellen.