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 Das Geheimnis des Berghotels

Verlag: Koch Media

Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton
Im Jahr 1970 veröffentlichten die beiden russischen Autoren Arkadi und Boris Strugatzki ihren Roman „Hotel 'Zum verunglückten Bergsteiger'“, der auch heute noch als spannender Geheimtipp mit überraschend-phantastischem Ende gilt. Angelehnt an diese Geschichte hat der russische Entwickler Akella ein Point-and-Click-Adventure herausgebracht, das in Deutschland bei Silverline unter dem Titel „Das Geheimnis des Berghotels“ erschienen ist. Der erste Eindruck ist auf jeden Fall stimmungsvoll: Verschneite Landschaften und eine zunächst subtil-unheimliche Musik versprechen ein spannendes Rätsel-Vergnügen, genau wie die Story, die auf dem Roman basiert:

Polizeiinspektor Peter Glebski will sich im Winterurlaub entspannen, fernab von Arbeit oder gar Mordermittlungen. Doch er hat sich offensichtlich die falsche Unterkunft ausgesucht: Nicht nur, dass in dem Hotel mit dem bezeichnenden Namen „Zum verunglückten Bergsteiger“ tatsächlich vor sechs Jahren ein glückloser Alpinist zu Tode kam, in dem Hotel sind auch durchaus merkwürdige Gäste einquartiert, unter anderem der bekannte Illusionist Du Barnstok und seine Begleitung, eine burschikose junge Frau mit Namen Brun, anscheinend seine Nichte, außerdem der Physiker Simon Simonet, das Zimmermädchen Kaisa und der Bernhardiner Lel. Bereits am zweiten Tag nimmt das Schicksal seinen Lauf: Eine Lawine geht ab und schneidet die Hotelgäste komplett von der Außenwelt ab. Und dann geschieht ein Mord – logisch, dass Inspektor Glebski die Ermittlungen aufnimmt.

Ein Mord, ein von der Außenwelt abgeschnittenes Hotel, merkwürdige Gäste, ein Inspektor, der eigentlich nur Erholung wollte – das klingt ganz nach einem äußerst spannenden Puzzle, das zudem noch, wie die ersten Szenen beweisen, in eine atmosphärische Grafik eingebettet ist. Umso bedauerlicher, dass das Spiel rasch erste Anzeichen von Langatmigkeit offenbart. Man steuert Inspektor Glebski durch den riesigen Kasten, der das Hotel darstellt, und weiß am Anfang gar nicht mehr, wo man sich eigentlich befindet, so viele Flure und Türen gibt es. Das Hotel ist übrigens der einzige Schauplatz, an dem sich die Handlung zuträgt. Zwar erhält man bereits am Anfang eine Karte, die ist jedoch eigentlich keine Hilfe – die Skizzen der Stockwerke sind ein Witz und man weiß eigentlich nie, wo genau man gerade ist. So irrt man vor allem am Anfang etwas ziellos herum, löst die eine oder andere kleine Aufgabe, etwa ein defektes Klingelsystem zu reparieren, und sammelt ein paar Gegenstände ein (übrigens kann man sich die Hotspots nicht, wie mittlerweile üblich, anzeigen lassen).

Das Spiel wirkt insgesamt behäbig und etwas überholt, obwohl die Grafik eigentlich nicht schlecht und ziemlich liebevoll gestaltet ist, auch wenn sie nicht mehr ganz up to date ist. Über die Kantigkeit der Figuren sieht man ja noch wohlwollend hinweg, aber die Bewegungen sind teilweise ein Witz – wenn der Inspektor mit einer steifen Armbewegung einen Gegenstand aufnimmt, der drei Meter entfernt ist, dann ist das keine Telekinese, sondern einfach schlechte Umsetzung. Über so etwas hat man bei alten Adventures natürlich noch hinweggesehen, ging es ja nicht um formvollendete Bewegungen, sondern um den Spaß und die Rätsel an sich, aber bei einem Spiel, das erst gut zwei Jahre alt ist (in Russland hatte „Dead Mountaineer's Hotel“ bereits 2007 Premiere), ist das ziemlich befremdlich. Was auch mit der Zeit nervt, ist die Tatsache, dass Glebski nicht laufen kann, sondern nur gemächlich gehen. Manche Szenen können per Doppelklick auf den Ausgang sofort verlassen werden, aber nicht alle, so dass man einige Zeit damit verbringt, herumzuschlurfen.

Auch sonst gibt es leider einige Schwächen, die gerade bei neuen Adventures wirklich keiner mehr braucht! So weiß man teilweise gar nicht, was man nun machen soll – und wenn man es weiß, weil man einen Blick in den Notizblock wirft, den Peter Glebski bei sich führt, dann sind es häufig Aufgaben, die die Story kein Stück voranbringen, etwa ins Zimmer gehen, um ein Nickerchen zu machen, oder ein Gespräch am Kamin führen.
Einige Aufgaben wirken geradezu schwachsinnig – zum Beispiel wenn zum Abendessen gerufen wird. Der Inspektor muss dann am Buffet die richtigen Speisen wählen, was ihm die anderen Hotelgäste mehr als schwer machen, ganz so, als wäre Glebski kein Erwachsener, sondern ein unmündiges Kind. Nimmt man Fisch, wird das ebenso bemängelt wie die Wahl von zu viel Fleisch oder zu vielen Gemüsebeilagen. Eine Aufgabe ohne Sinn, die ziemlich frustriert, denn nur wenn der Inspektor die „richtigen“ Dinge auswählt, darf er sich endlich setzen und das Spiel geht weiter.
Eingebettet sind im Spielverlauf auch eine Reihe von Minispielen, die aber zu keinen Ergebnissen führen und höchstens ein kleiner Zeitvertreib nebenbei sind, zum Beispiel eine Runde Black Jack, Skifahren (hier muss ein Zeiger in einer bestimmten Skala gehalten werden), Billard und dergleichen. Die meiste Zeit rennt man allerdings wirklich im Hotel umher, spricht ein wenig mit den anderen Gästen und wundert sich als Spieler über die teils merkwürdigen Dialoge und die sehr steife Synchronisation. Und als es dann – endlich! - ein Verbrechen gibt und der Inspektor zum Einsatz kommt (man glaubt nun naiverweise, es gehe los), ist das Spiel auch schon fast vorbei. Auch das Ende selbst ist eine ziemliche Enttäuschung und lässt den Verdacht aufkommen, hier hätte man eine Idee einfach nicht zu Ende gedacht und das Spiel vorzeitig auf den Markt geworfen, egal wie unfertig es wirken mag.

Gelungen ist immerhin, dass das Spiel drei verschiedene Enden hat, je nachdem, was man tut, und teilweise auch während des Spiels verschiedene Wahlmöglichkeiten bietet, die zu verschiedenen nachfolgenden Szenen führen, nach denen die Handlung dann wieder zu einem Strang zusammengeführt wird.

Insgesamt entspricht „Das Geheimnis des Berghotels“ leider nicht mehr den Ansprüchen, die man an heutige Adventures hat. Die Story ist auf jeden Fall interessant und mysteriös genug, um Stoff für ein tolles Spiel zu bieten; die Grafik ist manchmal etwas eigenwillig, aber auch schön detailliert und liebevoll gemacht – sie erweckt das Flair eines leicht in die Jahre gekommenen, abgelegenen Hotels mit schrulligen Gästen perfekt zum Leben. Ziemlich altbacken wirkt dagegen die Ausführung und über die unsinnigen Rätsel und das viele orientierungslose Herumgerenne ärgert man sich schnell. Schade, dass hier eine sehr gute und vielversprechende literarische Vorlage zu einem ziemlich schlechten Spiel verbraten wurde.

Christina Liebeck



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 27. November 2009 | FSK: 0 | Originaltitel: Dead Mountaineer's Hotel | PC | Preis: 29,95 Euro | Sprache: Deutsch | Systemanforderungen: Minimum:

Windows XP/Vista
Grafikmemory: 128 MB
Arbeitsspeicher: 512 MB
Prozessor: Pentium IV 2,0 GHz
Festplattenspeicher: 2,3 GB
DirectX: 9.0c
DVD-ROM-Laufwerk | Untertitel verfügbar in: Deutsch

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