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"Der große Diercke Kinderatlas" vermittelt auf achtzig Seiten ein aktuelles Bild der Erde. Einleitend landet ein Außerirdischer auf dem Gendarmenmarkt in Berlin und wird von zwei Kindern empfangen. Sie begleiten ihn auf einer Reise um die Welt, erklären ihm anhand von Atlaskarten, was zu sehen ist, und vermitteln ihm so ein treffendes Bild der Wirklichkeit.
Nach zwölf Seiten, die sich mit dem Sonnensystem beschäftigen, werden die einzelnen Kontinente in den Blick genommen. Der Reiseroute folgend sind dies Europa, Afrika, Amerika, der Stille Ozean, Australien und Neuseeland, die Antarktis, Asien und abschließend ein Rundgang durchs Völkerkundemuseum in Berlin.
Ein dreizehnseitiges Register rundet diese kurze Weltreise der Kinder mit ihrem außerirdischen Gast ab.
Dieser großformatige Atlas geht einen im ersten Moment eigentümlichen Sonderweg. Es werden nicht Karten aneinandergereiht, physische, politische und sonstige thematische Karten kindgerecht präsentiert, sondern es wird eine Geschichte erzählt.
Im Mittelpunkt stehen auf jeder Seite der kleine, blaugesichtige und großohrige Außerirdische und seine beiden kindlichen Begleiter. Sie erklären ihm, was er sieht, wie Karten funktionieren, was sie darstellen, wie man sie lesen und entschlüsseln kann und inwiefern dies mit der Wirklichkeit korrespondiert.
Denn neben der Geschichte, die breiten Raum einnimmt und sich fast wie eine Abenteuerroman liest, werden den vielen, sehr guten Karten - die ausnahmslos dem hohen Standard eines Schulatlanten genügen - Bilder gegenübergestellt, die in kräftigen, bunten Farben Szenen des gewählten Naturraums darstellen. Da kann man die Tierwelt auf einer Alpenwiese betrachten, markante Tiere der Savanne bewundern, ein afrikanisches Dorf besuchen, die Vegetation der Anden anschauen, einen Blick auf das gewaltige Amazonasbecken mit seinen unzähligen Nebenflüssen werfen, endemische Tiere Australiens in grafisch ansprechender Form genießen, einige Tiere Südostasiens betrachten und eine Straßenszene in Indien bestaunen.
Daneben gibt es auf fast jeder Doppelseite Fotografien zu bestaunen, die in Qualität und Aussagekraft den Bildern in nichts nachstehen.
Das Konzept ist gewagt und geht nur teilweise auf. Dem exzellenten Kartenbild stehen grandiose Zeichnungen und tolle Fotos zur Seite. Doch ob die verbindende Geschichte funktioniert, ist fraglich. Zu aufdringlich ist die Wissensvermittlung, zu abgehoben für Kinder die Sprache und der Umgang mit dem Außerirdischen, zu seltsam die Grundidee, um in einem Atlas nicht absurd zu wirken.
Wer jedoch einen wirklich guten Atlas für Kinder ab acht Jahren sucht und der Rahmenhandlung den Willen zur Vermittlung abnimmt, sollte unbedingt einen Blick in diesen Atlas werfen, der Gesamteindruck ist mehr als gelungen.