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Wiewohl die Revolution von 1848/49 niedergeschlagen wurde, hat sie die weitere Geschichte geprägt – nicht nur, weil sich der in ihr konzentrierte demokratische Gedanke letztlich nicht mehr aufhalten ließ, sondern auch, weil das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland auf dem Paulskirchen-Verfassungsentwurf beruht.
Die komplexe Geschichte und Vorgeschichte dieser Revolution – der Vormärz und der deutsche nationale Gedanke im Ganzen finden eine angemessene Berücksichtigung - wird im vorliegenden Hörbuch detailliert dargestellt. Auf zwei CDs werden folgende Kapitel präsentiert:
• Die Wurzeln der Revolution
• Deutschland im Frühjahr 1848: Die März- und Aprilrevolutionen
• Die Institutionalisierung der Revolutionen
• Revolutionswende, Reichsverfassung und Ende
Wie die Kapitelüberschriften zum Teil bereits ahnen lassen, handelt es sich bei der Revolution von 1848/49 im Grunde nicht um eine, sondern um eine Reihe von Revolutionen, die unter anderem in Baden, Wien, Preußen und Bayern stattfanden und zunächst ausgesprochen erfolgreich zu sein schienen. Als Höhepunkt können sicher die Eröffnung der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche und die Verabschiedung der Grundrechte angesehen werden.
In das Revolutionsgeschehen spielten Ereignisse in vielen außerdeutschen oder an den Grenzen gelegenen Teilen Europas hinein, etwa der preußisch-dänische Streit um Schleswig und die Erhebung der Ungarn gegen Österreich, die die Nationalversammlung letztlich entscheidend schwächten beziehungsweise allzu offensichtlich machten, dass diese auf tönernen Füßen stand.
Das Geschehen kann nur als hoch komplex bezeichnet werden, und es ist schwierig, kausale Zusammenhänge aufzuzeigen und nachvollziehbar darzustellen. Entsprechend hält sich das Hörbuch nicht sklavisch an die Chronologie, sondern wagt bisweilen Exkurse, damit Ereignisse und Tendenzen des Vormärz an passender Stelle eingeflochten werden können. Denn ohne die Phase ab dem Wiener Kongress lässt sich die Revolution nicht verstehen. Die Rolle des Hambacher Festes, aber auch der Burschenschaften und Vereine – allen voran der Turnvereine – und deren Verbote wird dem Hörer ebenso bewusst wie die wirtschaftlichen und sozialen Umstände (zum Beispiel das Hungerjahr 1847 nach einer Missernte und der Weberaufstand in Schlesien), die zur Revolution führten.
Es gelingt dem Autor zudem, die sich teils überschlagenden Ereignisse so weit zu "entzerren", dass die Abläufe verständlich werden. Und auch das bittere Scheitern lässt sich schließlich nachvollziehen.
Ein Buch mit einer solch komplexen Thematik als Hörbuchfassung herauszubringen ist mutig. Der Leser einer Print-Ausgabe kann, sollte ein Aspekt nicht einprägsam genug dargestellt worden sein, jederzeit zurückblättern und erforderliches Wissen nachschlagen. Dem Hörbuch-Konsumenten bleibt dies mehr oder weniger verwehrt; insofern muss ein Sach-Hörbuch streng logisch aufgebaut sein und die Inhalte besonders eingängig präsentieren.
Dies ist im hier besprochenen Hörbuch gelungen. Sicher wird der Hörer (nicht anders als ein Printausgaben-Leser) nicht jedes Detail memorieren, doch die wesentlichen Zusammenhänge, die bedeutenden Aspekte und die wichtigsten Ereignisse prägen sich ein. Zudem wird die Geschichte der Revolution zwar sachlich, doch nicht zu trocken erläutert. Und der Sprecher Axel Thielmann fesselt die Aufmerksamkeit des Hörers durch seinen packenden Vortrag, sodass die gut zwei Stunden Hörzeit rasch vergehen.
Die Aufmachung ist schlicht und zweckmäßig: Jede CD befindet sich in einer Kunststoffhalterung; die beiden Halterungen werden durch einen Kartoneinband zusammengehalten. Ein Booklet, das vielleicht wünschenswert gewesen wäre – etwa, um einen chronologischen Abriss zu präsentieren -, gibt es nicht.
Ein sowohl in Bezug auf den Inhalt und dessen Präsentation als auch auf die Qualität des Sprechers für Interessierte sehr empfehlenswertes Hörbuch!