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Was wäre unsere Kindheit, wenn wir sie ohne Märchen verbracht hätten? An das tapfere Schneiderlein, das nicht minder tapfere Aschenputtel, das naive Rotkäppchen oder das arme Mädchen mit den Schwefelhölzern erinnern wir uns nahezu ebenso gut wie an Freunde aus der Grundschule. Sie haben uns fürchten gelehrt, unsere Fantasie beflügelt und wenn es im Winter schneit, denkt so mancher von uns an Frau Holle, die jetzt ihre Betten ausschüttelt. In der heutigen, schnelllebigen Zeit geraten die Märchen von einst jedoch zunehmend in Vergessenheit, sind allenfalls noch lebendig in Verfilmungen. Dabei sind Märchen wichtig und immer noch zeitgemäß. Auch wenn das eine oder andere Rollenmodell sicher ausgedient hat – keine Mutter will wohl, dass ihre Tochter ihr Leben lang passiv auf den perfekten Märchenprinzen wartet -, so vermitteln sie dennoch Werte, die auch heute noch aktuell sind. Sie machen Mut, erlauben uns, uns unseren Gefühlen zu stellen und schenken uns Hoffnung und Vertrauen. Das hat auch die Redaktion der Zeitschrift „Eltern“ erkannt und hat daraufhin eine Märchenedition herausgegeben, die schöne und wichtige, bekannte und unbekannte Märchen innerhalb von zehn themengebundenen Bänden versammelt. Diese zehn Büchlein sind einzeln oder im Schuber erhältlich. Aufgrund des handlichen Formats der jeweiligen Bände lassen sich einzelne Ausgaben auch bequem unterwegs in der Tasche transportieren und können zum Lesen und Vorlesen jederzeit gezückt werden.
Zwischen den einzelnen Buchdeckeln begegnen uns sämtliche Bekannte aus unseren Kindertagen wieder: verzauberte Frösche und zornige Feen, gute Hexen und böse Stiefmütter, heldenhafte Prinzen und kluge Bauernsöhne; Zauberspiegel, fliegende Koffer und Tischlein-Deck-Dichs: Über hundertfünfzig Märchen warten in der Eltern-Märchensammeledition darauf, neu- und wiederentdeckt zu werden.
Um den situativen Geschmack besser zu bedienen, sind die zehn Bände nach Themenschwerpunkten sortiert worden. Diese sind „Märchen der Brüder Grimm“, „Märchen von Hans Christian Andersen“, „Märchen von Wilhelm Hauff“, „Märchen aus 1001 Nacht“, „Die schönsten Tiermärchen“, „Gespenster- und Gruselmärchen“, „Märchen von Prinzen und Prinzessinnen“, „Hexen- und Zaubermärchen“, „Märchen aus aller Welt“ und „Die schönsten Weihnachtsmärchen“. Gerade wenn man verreist, ist es so einfach, jenen Band aus dem Schuber zu nehmen, der vermutlich den Geschmack gerade am besten befriedigt. In den meisten Bänden sind zwischen sechzehn und achtzehn Märchen versammelt und jedem Buch ist ein kleines Vorwort der Redaktion vorangestellt. Von diesem sollte man sich aber nicht allzu viel erwarten: Es umfasst meist knappe zwei Seiten in großem Schriftbild und stimmt einfach nur auf die nachfolgenden Geschichten ein, ohne nennenswerte Informationen zu liefern. Hier hätte man den vorhandenen Platz sicher wesentlich besser nutzen können. Hilfreicher ist da schon die kleine, zehnseitige Broschüre, die dem Schuber beiliegt. In ihr geben die Herausgeber noch mal Tipps zum Umgang mit Märchen, sie gehen darauf ein, weshalb Märchen nicht zu grausam für Kinder und warum sie so wichtig für die persönliche Entwicklung sind: Eine nette Dreingabe, die noch einmal untermauert, dass sich die „Eltern-Märchenedition“ auch in erster Linie an Eltern richtet. Trotz des Hinweises „mit Illustrationen von Dieter Wiesmüller“ finden sich nämlich so gut wie keine Bilder in den jeweiligen Bänden. Die einzige Zeichnung ist eigentlich das Titelbild und jeweils ein kleines, thematisch passendes Bildchen, das sich auf jeder Seite im Layout wiederholt. Die Ausgaben sind also eher zum Vorlesen als zum Durchblättern gedacht.
Auch wenn sich einzelne Bände dazu eignen, allein gekauft zu werden (bei den „Schönsten Weihnachtsmärchen“ wäre das beispielsweise der Fall oder bei den „Gespenster- und Gruselmärchen“), entfaltet sich der volle Reiz und das gesamte Potential der Edition eigentlich nur im Schuber. Erst dann wird den Lesern und Vorlesern ein rundes Bild der Welt der Märchen geboten. Gerade die „Märchensammler-Bände“ (wie etwa „Märchen der Brüder Grimm“ oder „Märchen von Hans Christian Andersen“) wirken isoliert betrachtet recht enttäuschend, da sie vergleichsweise wenig Märchen der jeweiligen Verfasser enthalten und viele Klassiker, die man mit den Namen der Sammler verbindet, in anderen Ausgaben der Reihe findet, nicht aber im Band des Namensgebers.
Wer nach einer platzsparenden, runden Edition mit zahlreichen unterschiedlichen Märchen sucht, der wird mit dieser Sammlung wirklich gut bedient!