Für die junge Vin bestand das Leben noch nie aus Glück, Sorglosigkeit oder Freude. Gemeinsam mit ihrem größeren Bruder Reen hat sie sich mehr schlecht als recht in den Straßen von Luthadel durchs Leben geschlagen. Dieses Leben hat sie misstrauisch, vorsichtig und argwöhnisch werden lassen. Noch nie hatte sie ein sicheres Dach über dem Kopf oder genug zu essen, lediglich wenn sie nützlich war, konnte sie weiterleben. Und als Reen endgültig aus ihrem Leben verschwand und sie im Stich ließ, wurde es noch härter.
Allerdings ist Vin jemand, der eine besondere Gabe besitzt. Sie kann, wenn sie sich konzentriert, Einfluss auf die Gefühle ihres Gegenübers nehmen. Das hat auch der Bandenführer Camion erkannt, weswegen sie noch am Leben ist. Was Vin nicht weiß, ist, dass sie dieses Talent besitzt, weil sie ein Bastard zwischen einer Ska und einem Adligen ist. Die Ska werden schon seit Jahrhunderten unterdrückt und damit es nicht zu unerwünschten Mischlingen kommt, töten normalerweise die Adligen ihre Geliebten nach dem Geschlechtsverkehr. Doch Vin hat überlebt.

Das Leben des Straßenmädchens ändert sich radikal, als Kelsier auftaucht, ein Nebelgeborener, der die gesamten Kräfte der Allomantie beherrscht, und dieses Potential erkennt er auch in Vin. Genau wie sie ist er ein Mischling und träumt davon, das Volk der Ska endlich zur Freiheit zu führen. Gemeinsam mit einer Gruppe anderer Allomanten schmiedet er einen unglaublichen und gefährlichen Plan, wie sie die Ska befreien und den Obersten Herrscher stürzen können - doch dazu brauchen sie Vins Unterstützung.

Die "Kinder des Nebels" ist ein Fantasyroman, der versucht, dem Leser keine bekannte Kost zu liefern und dem dieses Unterfangen auch gelingt. Die Erzählung spielt in einer Welt, in der die Sonne extrem selten zu sehen ist. Stets fallen dünne Ascheschwaden und nachts ist die Luft voll von dichtem Nebel. Dies verdankt man dem Obersten Herrscher, der den Dunkelgrund bezwungen hat und seit diesem Augenblick gibt es auch die Allomantie, die manche Menschen dazu befähigt, durch verschluckte Metallstaube Naturkräfte zu manipulieren. Genau diese Erfindung ist es auch, die Brandon Sandersons Roman so spannend und einzigartig macht, da hier die "Magie" eine fassbare und erklärbare Komponente erhält. Vermischt mit dem Versuch einer politischen Umwälzung und besonders faszinierender Einzelschicksale der Hauptpersonen, entsteht so eine lebendige und abenteuerliche Geschichte, die man fasziniert weiterblättert.

Was man als Leser nicht von Beginn an weiß, ist, dass diesem Roman noch ein weiterer Band nachfolgt. Allerdings lässt sich die in "Kinder des Nebels" enthaltene Geschichte auch gut als abgeschlossener Roman lesen, wobei die Fortführung hoffentlich die sehr vielen noch offenen Fragen klären wird, wie etwa die, was der Dunkelgrund überhaupt ist, wieso ständig Asche fällt und wie der Oberste Herrscher dazu beitrug, das Gleichgewicht der Kräfte zu halten.

Ein besonders schönes und spannendes Buch für Fantasyfans, das sich auch für Leser eignet, die es nicht so episch möchten. Viel bedeutsamer sind hierbei die vielen Einzelschicksale, die miteinander verknüpft werden, und die dem Leser sehr ans Herz wachsen. Empfehlenswert!