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Shota Sezaki mag keine Menschen. Zwar ist er mitfühlend, hilfsbereit und treu, doch da er das wahre Wesen seiner Mitmenschen sehen kann, sucht er lieber die Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Die
Paradoxe, wie sein bester Freund Yuichi Mashita die Manifestationen, die über ihren Trägern schweben, genannt hat, offenbaren Shota, was jeder Mensch wirklich denkt, fühlt und will.
Das ist meist eine schwere Last für ihn, stimmen doch die Wünsche der Paradoxe nie mit den nach außen vermittelten Wünschen ihrer Träger überein. Einzig Yuichi ist mit seinem Paradox identisch, was ihn zum Vertrauten und Eingeweihten für Yuichi macht. Immer wieder aber sieht sich der innerlich herzensgute Yuichi gezwungen, einem Menschen zu helfen, dessen Paradox direkt mit dem von Yuichi kommuniziert und ihn um Hilfe bittet. In diesen seltenen Momenten werden sein Paradox und Yuichi eins und agieren mutig und entschlossen, um dem Gegenüber zu helfen.
Als ihm Azusa Machimura begegnet, ahnt Shota, dass er dem Mädchen helfen muss. Ihr Paradox trägt eine Maske, während Azusa selbst als immer freundliche Musterschülerin gilt. Was fehlt ihrem innersten Wesen bloß, dass es sich nicht zu erkennen gibt?
Auch der Basketballspieler Keisuke Hashimoto macht Shota Angst. Er verfügt über drei verschiedene Paradoxe, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Dank seinem Freund Yuichi kann Shota seine Ängste überwinden und hilft sogar Satoshi Yuki, der ein sehr weibliches Paradox hat und scheinbar in Yuichi verliebt ist. Nur das Paradox von Mai Sawamura erschüttert Shota. Denn es ist riesengroß und überragt alles, was der Junge je gesehen hat.
Auf der Manga-Welle schwimmen monatlich Dutzende Produkte mit, die kaum Aufmerksamkeit erregen und selten über den ersten Teil hinaus kommen. Entweder es sind Klone bestehender erfolgreicher Serien oder nichtssagende Geschichten, die zumindest in Deutschland keinerlei Resonanz erzeugen.
Dem ersten Eindruck nach ist auch "Paradox - Mein Geheimnis" ein solches Manga. Der erste Teil der Serie wartet mit zwar ansehnlichen, aber kaum bemerkenswerten Zeichnungen auf. So oder so ähnlich kann man in Hunderten Mangas Gesichter und Gesten finden. Auch die Einleitung kann nicht überzeugen, die Idee wirkt seltsam und irgendwie absurd. Die Menschen sind doppelt gezeichnet, über ihnen schweben gänzlich andere Gesichter, die mit ihren Trägern nichts gemein haben. Diese Chimären überzeugen kaum, zumal viele Charaktere sehr ähnlich aussehen und kaum voneinander zu unterscheiden sind.
Doch nach der ersten Geschichte, der Wiederholung der Einleitung und dem zweiten Problem, das sich Shota stellt, ist man unweigerlich fasziniert. Dass Menschen Masken tragen und ihr Innerstes verbergen, ist banal und die dargestellten Probleme sind zudem pure Klischees, doch der Humor, der den Text-Blasen und Zeichnungen innewohnt, die Herangehensweise von Nao Hatoya, dem Autor und Illustrator, ist komplexer, als es zunächst den Anschein hat. Sein Hauptcharakter Shota liegt dem Leser schon bald am Herzen, seinen Freund Yuichi muss man einfach mögen und auch die vier Geschichten des ersten Bandes ziehen den Leser in ihren Bann. Man will bald nur noch wissen, wie sich das Problem löst, was es mit den seltsamen Paradoxen auf sich hat und wie Shota ihnen hilft.
"Paradox - Mein Geheimnis" hat Potenzial, ist amüsant und kurzweilig. Zwar wird hier nicht das Rad neu erfunden, doch hofft man nach der Lektüre, dass es einen zweiten Band geben wird - und zwar schnell. Zu sehr hat man sich in die Welt Shotas eingelebt und anstecken lassen von seiner inneren Zerrissenheit. "Paradox" wird Bestand haben, das scheint sicher zu sein.