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Die Sagen um König Artus und die Ritter der Tafelrunde - King Arthur, wie er im Englischen heißt - hat schon so manches Mal als Vorlage für ein Computerspiel gedient. Jüngste Wiederkehr erlebt der mythische König Britanniens in Neocores "King Arthur - The Roleplaying Wargame". Fragt sich nur, was eigentlich ein Roleplaying Wargame genau ist.
Die Antwort liefert Neocore mit ihrem sehr imposanten Titel, der auf den ersten Blick einem "Medieval: Total War"-Klon gleicht. Auf einer grafisch sehr hübsch umgesetzten Strategiekarte entwickelt sich die Geschichte um König Artus, der die versprengten Armeen Britanniens um sich schart und die Insel zu einigen sucht ... gegen anstürmende Sachsen und Pikten, gegen innere und äußere Feinde, gegen finstere heidnische Gestalten und Feen. Dabei helfen ihm die Ritter der Tafelrunde, die er als Anführer seiner Armeen und als Verwalter der eroberten Provinzen einsetzen kann. Jeder dieser Ritter hat eigene Talente, Stärken und Schwächen, ja, sogar eigene Hintergrundgeschichten - und spätestens hier kommt eine kräftige Prise Rollenspiel dazu. Wie sich die Geschichte der Tafelrunde entwickelt, welche Ereignisse Artus und seine Mannen heimsuchen, hat man so bei "Total War" nicht gesehen. Immer wieder ergeben sich feine Questen und Events, die zwar nur durch Textboxen erzählt werden, aber dennoch faszinieren und die Bindung zu den Figuren stärken. Hinzu kommt der sehr interessante Ansatz, dass Artus zwischen Heiden- und Christentum lavieren und sich später für eine der Religionen entscheiden muss - je nachdem, ob er seine Festung Camelot im christlichen London oder in einer heidnischen Provinz errichtet. Gerade diese Feinheiten und großen Entscheidungen machen das Spiel zu einem fesselnden Erlebnis, und auch die Entwicklung der Figuren trägt dazu bei.
Schlachten werden natürlich, wie auch beim Vorbild "Total War", auf dem offenen Feld ausgetragen. Auch hier schickt der Spieler seine Truppen selbst in die Schlacht, stellt Infanterie, Bogenschützen und Reiter taktisch klug auf, nutzt Hügel und Wälder, zoomt mit der freischwebenden Kamera über den Kampfplatz und erteilt markige Befehle. Leider verspielt sich "King Arthur" in diesen Echtzeitschlachten den fetten Bonus, den es sich auf der Strategiekarte erkämpft hat. Die Animationen können mit "Total War" nicht mithalten, die Truppen lassen sich nach der ersten Feindbewegung kaum noch ordnen und steuern. Zudem ist das Balancing in der ungepatchten Version mehr als grobkörnig. Dass die übermächtigen Bogenschützen eine ganze Armee in kürzester Zeit in Grund und Boden schießen, mag man gerade noch durchgehen lassen; doch da in "King Arthur" auch gezaubert werden darf, kann es ebenso vorkommen, dass selbst überlegene Heere durch bösartige Magieattacken in Nullkommanichts vernichtet werden. Auch scheint die KI wenig Probleme zu haben, ihre Truppen zu rekrutieren, während der Spieler an allen Ecken Britanniens ums Überleben kämpft. Hier müssen wohl die nachfolgenden Patches abgewartet werden, bis sich das Frustpotential der späteren Spielphasen etwas abgeschwächt hat.
So kann "King Arthur" das große Vorbild "Total War" nicht ganz vom Thron stoßen. Der großartige Strategie- und Rollenspielpart allerdings macht schon jetzt Laune, während die Echtzeitkämpfe noch stark verbesserungswürdig sind. Dennoch ist "King Arthur" ein überraschend stimmiges Spiel, und wer über seine Schwächen hinwegsehen kann (und sich für die Tafelrunde interessiert), bekommt hier ein wahres Juwel.
Nicht so schön ist allerdings die notwendige Online-Registrierung, die für ehrliche Kunden eine ärgerliche Einstiegshürde darstellt, während sich Softwarepiraten problemlos an ihrer gecrackten Version erfreuen können. Ein dicker Minuspunkt in Sachen Bedienungskomfort. Davon abgesehen: ein echter Geheimtipp, ein Spiel mit großem Potential und sehr stimmungsvollem Setting.