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 Die Weinprobe


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Ein Mann erreicht mit knapper Not seinen Zug. Auf seinem Weg zum Abteil sieht er einen Koffer im Gang stehen. Reiseroute und Name stehen in deutlich sichtbaren Lettern auf einem Anhänger am Griff des teueren Lederkoffers: Lord Peter Wimsey. Der Fremde findet den Lord im letzten Abteil und beobachtet ihn. Als der bei einem Aufenthalt in einem Geschäft im Bahnhof verschwindet, leiht sich der Fremde kurzerhand ein Auto und fährt zu seinem Ziel.
Im Hof eines alten, ehrwürdigen ungarischen Schlosshofes sieht der Fremde ein riesiges Auto stehen. Das Wappen auf der Wagentür ist das Familienwappen der Wimseys.
So stellt der Hausherr zu seiner Verwunderung fest, dass zwei Lord Peters und der Fremde, der sich Death Bredon nennt, das gleiche Anliegen haben: Sie wollen dem Wissenschaftler eine Giftgasformel abkaufen.
Der Schlossherr vermag nicht zu entscheiden, wer der Herren der vom Außenamt des britischen Königreiches avisierte Lord ist und auch Death Bredon kann diese Frage nicht klären. Sein Empfehlungsschreiben, dass er als von Lord Peter stammend abgibt, hat er erst vor wenigen Minuten selbst geschrieben, wie ihm einer der anderen Männer nachweist.
Der Schlossherr entscheidet, dass beim Abendessen und den sechs Gängen des Menüs, die Entscheidung zu Gunsten eines der Männer fallen soll. Da der echte Lord europaweit als Kenner erlesener Weine bekannt ist, soll der, der sich als wahrer Weinkenner ausweisen kann, die Formel erhalten.
Doch nun beginnt diese Farce erst richtig spannend zu werden.

Dieses kurze Hörspiel, etwa vierzig Minuten lang, ist ein Possenspiel. Drei Männer geben vor, berechtigt zu sein, mit dem Inhaber einer Formel für Giftgas zu verhandeln. Zwei, vielleicht gar alle drei Männer, müssen Betrüger sein. Entschieden wird dieses Problem durch die Verköstigung sechs seltener Weine, die nur der Weinkenner Wimsey angemessen charakterisieren kann.
Abgesehen von dieser absurden Grundidee hat die Umsetzung einen gravierenden Mangel: Die Identität des echten Lords soll bis zum Höhepunkt der Geschichte unerkannt bleiben. Daraus ergibt sich ein Großteil der Spannung. Aber in der Hörspielreihe des mdr ist es die Stimme von Peter Fricke, die den Lord sehr charakteristisch und mit hohem Wiedererkennungswert lebendig werden lässt. Und diese Stimme erkennt der Hörer, der auch nur ein einziges weiteres Hörspiel kennt, sofort. Sogar die Informationen auf der CD-Hülle reichen dazu aus, hat doch Fricke eine aus Funk und Fernsehen recht bekannte Stimme.
Dazu kommt, dass die Stimme einer der Widersacher so farblos und unmotiviert seine Rolle spricht, dass echte Freude bei diesem Hörspiel zu keiner Zeit aufkommt. Auch fehlt der lässige Charme und der gewohnte amüsante Grundton der Erzählungen von Dorothy L. Sayers völlig.
Einzig die Erzählerin Dagmar von Thomas und Peter Fricke laufen zu gewohnter Form auf, retten diese Produktion damit aber leider nicht. Sie weist zu viele Schwächen auf.
Auch der Anhang, eine zehn Minuten lange Dokumentation zum "Verhältnis" von Lord Peter und Dorothy Sayers, wirkt unmotiviert vorgetragen und ist inhaltlich eher schwach.

Fazit: Wer die Hörbücher und Hörspiele der Sayers und ihren Lord Peter mag, kann diese Produktion kaufen. Gelegenheitshörer, die mit diesen Kriminalstücken keine Erfahrung haben, sollten zu einer anderen Produktion der Reihe greifen. Zum Beispiel "Das Spukhaus in Merriman’s End" oder "Diskrete Zeugen". Diese Produktionen sind unbedingt zu empfehlen.

Stefan Erlemann



CD | Erschienen: 01. August 2003 | ISBN: 3899640217 | Laufzeit: 50 Minuten | Preis: 12,90 Euro

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