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 Kommissar Sejer: Wer den Wolf fürchtet


Cover
Gesamt +----
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Das Hörspiel mit 54-minütiger Laufzeit präsentiert einen von sechs Fällen, die die norwegische Autorin Karin Fossum mit dem Kommissar Konrad Sejer bereits veröffentlicht hat.

Im kleinen Ort Finnemarka wird Halldis Horn erschlagen aufgefunden. Alle Einwohner sind sich sicher, dass der schizophrene Errki Johrma der Täter ist. Er wurde nicht nur am Tatort beobachtet, sondern es ranken sich auch viele Geschichten um den psychisch Kranken. Wo er auftaucht, schlagen Türen zu, beginnen Hunde zu knurren und derlei mehr.
Kommissar Sejer macht sich an die Arbeit, mehr über Errki zu erfahren und den Mord an Frau Horn aufzuklären, doch Errki selbst kann weder gefangen genommen, noch befragt werden. Am Mordtag wurde eine Bank überfallen und ausgerechnet Errki wurde vom Bankräuber als Geisel genommen.

Das gesamte Hörspiel zeigt zwei verschiedene Perspektiven. Auf der einen Seite steht die Stimme des Komissars, der vor allem mit Hilfe von Sara Struel, der Ärztin, die Errki betreut, Licht in die Hintergründe bringen will. Die moderne Hexenjagd, mit der die Einheimischen - wenn auch nur verbal - auf den vermeintlichen Mörder reagieren, will der Kommissar verhindern, er schenkt den Gerüchten keinen Glauben.
Auf der anderen Seite stehen Errki selbst und der Bankräuber Morten. Aus dieser Perspektive lernt der Hörer Errki und seinen Charakter kennen, erfährt mehr über die Verbindung zwischen den beiden Charakteren und auch einiges über Morten.

Dem Hörspiel zu folgen ist unglaublich schwer. Zum einen wird überhaupt kein Erzähler eingesetzt, so dass man inmitten des Geschehens zu hören beginnt und sich in diese ungewöhnliche Produktion erst einmal einleben muss. Da die gesamte CD nur eine knappe Stunde läuft, bleibt dazu allerdings wenig Zeit.
Die Perspektivenwechsel werden durch Geräusche laut knackenden Holzes und schrille Toneinspielungen angekündigt. Diese wirken bedrohlich, vermögen aber nur bedingt zur Atmosphäre beizutragen. Letztere baut sich aufgrund der Produktionsart, des wiederkehrenden Perspektivenwechsels, der stellenweisen Lautstärkenschwankungen und des Stils der Autorin praktisch nicht auf.
Karin Fossum schreibt neben Kriminalliteratur nicht nur Lyrik; sie sieht Prosa und Lyrik auch nicht als grundsätzlich getrennt voneinander an. Daraus resultieren eine poetische Sprache und sehr tiefgründige Aussagen, die man langsam aufnehmen und im Kopf zu einem Bild formen muss. Die Chance dazu lässt einem das Hörspiel aber leider nicht.

Was bleibt, sind die Stimmen von Winfried Glatzeder als Kommissar Sejer, Markus Meyer als Morton und - besonders hervorzuheben - die Rollen von Katharina Zapatka als Sara Struel und vor allem von Lars Rudolph, unter anderem aus dem Film "Lola rennt" bekannt, als Errki.
Die Leistungen der Sprecher, die den Protagonisten einen eigenen und sehr passenden Charakter verleihen, reichen jedoch leider nicht aus, um auch der Geschichte an sich Lebendigkeit zu verleihen.

Das Hörspiel, dem ein achtseitiges Booklet mit Informationen zu Autorin und Sprechern sowie Hintergründen zum Kommissar und diesem Krimi beigefügt ist, lohnt nur, um einen Einblick in die Werke Karin Fossums oder die gute Leistung der eingesetzten Sprecher zu gewinnen.
Um den Krimi und die in ihm genutzten Elemente greifbar zu machen, braucht es eine weitaus umfassendere Hörspielproduktion - oder das Buch.

Tanja Elskamp



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Februar 2005 | ISBN: 3898133915 | Laufzeit: 54 Minuten | Preis: 14,95 Euro

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