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Funslasher und
splatstick-Movies stellen den Zuschauer nicht selten vor die Frage, inwieweit man über explizite Gewaltdarstellung lachen kann und darf, unabhängig davon, wie überspitzt sie auch gezeichnet sein mag. Die FSK beweist bekanntlich wenig Humor, wenn Gedärme durch das Bild fliegen, Blutfontänen um die Wette spritzen oder abgetrennte Köpfe provisorisch als Fußbälle dienen und man darüber – und das ist das Perverse daran – schmunzeln kann. Doch während über viele tatsächlich morbid-humorige Schlachtfeste mit der Schere hergefallen wird, lässt man pseudo-funsplattrigen Schund sich ungehindert in den deutschen Läden breitmachen. Der US-amerikanische Film "Stump the Band" zählt unzweifelhaft dazu.
Fünf knallharte Mädels einer Rockband, ihr voyeuristischer Manager und ihr leicht reizbarer Fahrer touren mit ihrem schäbigen Van durch die Pampa von Wisconsin, von einer rauchgeschwängerten Provinzbar zur nächsten. Zwischen ihren Auftritten träumen Tammy (Courtney Bean), Joan (Becky Boxer), Kim (Dominique Davalos), Nikki (Ellen Fox) und Elaine (Brittney Startzman) vom großen Durchbruch, doch stattdessen hält das Leben nur zünftige Kneipenschlägereien und derbe Annäherungsversuche versoffener Biker für sie bereit. Als sie sich auf ihrer Tour verfahren und bei einer heruntergekommenen Tankstelle einen kurzen Zwischenstopp einlegen, mahnt sie ein einarmiger Ornithologe (Charles Klausmeyer) zur Umkehr: Sie seien in großer Gefahr. Kurz darauf wirft ein staubtrockener Benzintank die Gruppe endgültig in die Wildnis, fernab von Telefonen und Alkohol. Doch nun gehen die Probleme erst richtig los: Ein Farmbesitzer frönt seinem abartig ausgeprägten Fußfetischismus, indem er die Axt wetzt und andere Leute um ihre Füße erleichtert. Doch Tammy und die anderen haben nicht vor, ihre dahindümpelnde Musikkarriere an den Nagel zu hängen, bloß weil irgendein Psychopath seine bizarre Sammlerleidenschaft an den Mädels befriedigen will …
Zugegeben, die Story klingt nicht sonderlich clever – das Wort "originell" wollen wir erst gar nicht aus der Prädikat-Schublade herausholen –, doch schließlich können auch Genre-Juwelen wie "Evil Dead II" oder "Braindead" nicht wirklich mit genialen Ausnahmeplots glänzen; hier sind es die handwerkliche Finesse, die heillos überzogenen Gewaltdarstellungen und die slapstickhafte Präsentation, die ekelig-absurden Spaß in Reinkultur garantierten und es noch immer tun. "Stump the Band" scheint aus einem ähnlich
splatstick-haften Holz geschnitzt zu sein – zumindest verspricht es der Klappentext: Von einem "genialen Slasher" ist die Rede, der Film wird als derber Mix aus "Humor und Splatter" gepriesen. Doch Papier und DVD-Covers sind bekanntlich sehr geduldig. Denn: Für einen Slasher ist "Stump the Band" zu gorelastig, für einen Splatter zu harmlos und für eine Komödie zu humorlos.
Wer eine derb-aberwitzige Backwood-Splatter-Comedy mit zwinkerndem Auge erwartet, der wird jäh enttäuscht, denn der Film entbehrt allem, was auch nur im Entferntesten als Unterhaltung gelten kann. Stattdessen ist "Stump the Band" wie ein brachialer Axtschlag auf den "guten" Geschmack – mit einem sehr stumpfen Beil, wohlgemerkt. Wo Filme wie die bereits erwähnten Klassiker "Evil Dead II" und "Braindead" so etwas wie Stil bewiesen und andere deftig-witzige Kost wie "Black Sheep" oder "Dead Snow" einfach zünftige Unterhaltung geboten haben, tut sich "Stump the Band" durch unsägliche Langeweile und gotteslästerliche Einfallslosigkeit hervor. Der Kampf einer Hardrock-Girlband – die alles spielt, nur nicht Hardrock – gegen hirnkranke Sammler, geistig zurückgebliebene Hünen und mit Beilen um sich werfende Tankwarte ist gepflastert von unfassbar miesen Dialogen, bemerkenswert schlechten Schauspielleistungen und rundum hirnentleerten Szenen, die wie laienhaft und uninspiriert aneinandergereiht wirken. Story und Charaktere besitzen so viel Reiz wie ein schimmelndes Stück Fleisch, das sich selbstständig macht, während dem Zuschauer die Unfähigkeit der Drehbuchautoren Szene für Szene regelrecht aufdrängt wird. Nackte Brüste, Alkohol und Sägeblätter schießende Armbrüste waren wohl als unterhaltsame Ingredienzien gedacht, kommen dem Film jedoch in keiner Weise zugute. Von Humor fehlt indes jede Spur, das Machwerk kommt somit einfach nur lächerlich daher und die Handvoll Splatterszenen – zu wenige, um den Film tatsächlich einen Splatterfilm nennen zu können, zu viele, um ihn nicht so nennen zu dürfen – wirken nur ekelerregend und unnötig brutal. So fragt sich selbst der erbittertste Zensurgegner: Wieso in aller Welt hat es dieser Film nicht auf den Index geschafft?
Vom technischen Standpunkt her fällt die vorliegende DVD eher dürftig aus: Das Bild weist niedrige Schärfewerte und eine geringe Detailzeichnung auf, die vor allem bei größeren Betrachtungsflächen sichtbar ins Gewicht fallen. Hinzu kommen noch ein schwach ausfallender Kontrast sowie ein überdeutliches Rauschen. Die deutsche Tonspur wirkt ausgesprochen dumpf, der 5.1-Ton fällt kaum merklich besser aus als sein Stereo-Pendant. Am ehesten noch weiß der Originalton zu überzeugen – nicht zuletzt auch deswegen, weil die deutsche Synchro sehr zu wünschen übrig lässt.
Weit mehr überzeugen als der Film – aber das ist keine Kunst – können die Extras: Neben der obligatorischen Trailershow und einem mäßig interessanten Audiokommentar (im Stereo-Ton) finden sich noch der Originaltrailer, nette Outtakes, einige Deleted Scenes und ein gut 25-minütiger Blick hinter die Kulissen auf der Silberscheibe. Für Sammler, die mit der neuen FSK-Kennzeichnung auf Kriegsfuß stehen, liegt ein Wendecover bei.
Fazit: Für echte Gorehounds zu harmlos, für hartgesottene Funsplatter-Freunde zu trocken und für zartbesaitete Gelegenheitsgucker ohnehin keine Option: "Stump the Band" ist unausge
gorener Müll ersten Ranges, nervtötend, langweilig, einfallslos – kurz: ein ärgerlicher Griff in den cineastischen Lokus, den gesehen zu haben man lieber für sich behält. Wer Zeit zu verschwenden hat, tut dies besser auf andere Weise.