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Wer sich als Erwachsener heutzutage auf einem Pausenhof einer Schule irgendwo in Deutschland aufhält, der wird feststellen, dass viele der von den Jugendlichen verwendeten Wörtern völlig fremd erscheinen. Längst hat sich eine eigene Jugendsprache entwickelt, die über „geil“, „fett“, „krass“ oder „deine Mudda“ hinausgeht. Damit auch Erwachsene zukünftig wissen, was der Nachwuchs meint, wenn er von „Takkolord“ oder „Hörnerwhiskey“ spricht, hat Pons das „Wörterbuch der Jugendsprache 2010“ veröffentlicht.
Pons (im Klett-Verlag) ruft seit mittlerweile fast zehn Jahren die Schüler und Schülerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dazu auf, ihre „Jugendwörter“ preiszugeben. Diese Wörter werden vom Verlag unzensiert in das „Wörterbuch der Jugendsprache“ aufgenommen. In der 2010er Ausgabe sind ungefähr 1.500 „Jugendwörter“ aus dem deutschsprachigen Raum veröffentlicht. Zusätzlich wurden die Schüler diesmal darum gebeten, auch ihr persönliches „uncoolstes Wort 2009“ zu nennen, die 20 meist genannten Wörter sind am Ende des Buches aufgeführt. Das Buch erstreckt sich auf etwa 140 Seiten und ist dabei aufgebaut wie ein ganz normales Wörterbuch: alphabetische Sortierung, Angabe, ob ein Wort männlich oder weiblich beziehungsweise Adjektiv oder Verb ist, zudem die Übersetzung des jeweiligen Wortes. Für Wörter, die eher regional an die Schweiz oder Österreich gebunden sind, findet sich außerdem eine zusätzliche Kennzeichnung.
Beim Durchblättern des Wörterbuches fällt dem Leser direkt auf, dass der Verlag die eingeschickten Wörter nicht zensiert: Es sind durchaus einige Wörter abgedruckt, die auf den ersten Blick nicht jugendfrei erscheinen. Eine Vielzahl der „Jugendwörter“ drehen sich um die Themen Liebe, Sex und – auch wenn es komisch klingt – dicke Menschen. Beim Durchstöbern werden Erwachsene nur sehr wenige Wörter wiederfinden, die ihnen bekannt vorkommen, aber deshalb auch der Name „Jugendsprache“. Daher stellt sich die Frage, soll dieses Buch zur Verständlichkeit der Jugendsprache dienen – also in erster Linie für Erwachsene sein -, oder ist es als Fundgrube für Jugendliche gedacht, damit sie ihren „Fachjargon“ noch erweitern können? Wahrscheinlich trifft beides zu, und wenn der Leser mit einer gewissen heiteren Grundstimmung an dieses „Wörterbuch“ herangeht, so wird es ihm das eine oder andere Schmunzeln entlocken; viele Wörter wirken allerdings etwas an den Haaren herbeigezogen, woran der Verlag in erster Linie unschuldig ist. Dass dieser nicht zensiert, macht das Produkt auf jeden Fall authentisch, denn so werden beispielsweise auch versaute Wörter wie „Fleischpeitsche“ - die Übersetzung wird an dieser Stelle weggelassen - in das Buch mit aufgenommen. Schließlich sollte ein Wörterbuch möglichst alle Wörter wiedergeben, die eine Sprache ausmachen. Während, wie erwähnt, im Hauptteil des Buches die Erwachsenen eher wenige Wörter kennen, so werden bei der Liste der „uncoolsten Wörter 2009“ besonders die Erwachsenen zwischen 25 und 35 Jahren doch viele Wörter aus ihrem eigenen Sprachgebrauch wieder finden. Allerdings stellt sich einem Endzwanziger die Frage, warum Wörter wie „geil“, „cool“, „krass“ oder „knorke“ uncool sein sollten.
Wer als Erwachsener Spaß daran hat, den „Slang“ der heutigen Jugend kennenzulernen, sollte das „Wörterbuch der Jugendsprache 2010“ auf jeden Fall in die Hand nehmen, es ist interessant und oftmals auch sehr witzig. Ein Erwachsener, der davon ausgeht, dass man an der Sprache der heutigen Jugend erkennt, dass diese völlig verkommt und ungebildet ist, wird sich durch dieses Wörterbuch bestätigt fühlen, der Spaßfaktor wird für diesen Personenkreis eher gering ausfallen. Außerdem dürfte bei allen Jugendlichen, die „Bock“ auf neue „krasse“ Wörter haben, dieses Buch für großes Interesse sorgen.