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Sergiu Nicolaescu gehört unbestritten zu den steinernen Säulen des rumänischen Films. Mit seinen Abenteuer-, Kriminal- und historischen Filmen hat der mittlerweile 80-jährige Regisseur, Schauspieler, Drehbuchautor und Produzent dem rumänischen Kino seinen Fingerabdruck verpasst. Aus seinem kriminalfilmischen Schaffen stechen besonders seine Filme um die von ihm verkörperte Figur des Kommissar Moldovan hervor, der mit der deutschen DVD-Erstveröffentlichung von "Das Duell" nun auch hierzulande auf Verbrecherjagd gehen darf – nach rund drei Jahrzehnten Verspätung.
Rumänien, 1939: Während sich die Nachricht von Hitlers Einmarsch in Polen wie ein Lauffeuer verbreitet, wird das Land von wirtschaftlichen und politischen Problemen gebeutelt. In Bukarest verüben unbekannte Täter einen dreisten Banküberfall, die Räuber werden kurz darauf ermordet aufgefunden, von der Beute fehlt jede Spur. Hinter dem Coup steckt der skrupellose Unterweltboss Grigore Maimuca (Colea Rautu), der mit der erbeuteten Summe die Eiserne Garde, eine faschistische Bewegung, zu unterstützen plant. Der Fall wird Kommissar Moldovan (Sergiu Nicolaescu) übertragen, der endlich die Chance gekommen sieht, Maimuca für seine Verbrechen hinter Gittern zu bringen. Moldovan nutzt seine Kontakte zur Bukarester Unterwelt, um an Beweise zu gelangen, doch all seine Zeugen werden von Maimucas Schergen beseitigt, bevor sie sprechen können. So findet sich plötzlich auch eine Bande elternloser Burschen, die sich mit Taschendiebstahl über Wasser halten müssen, zwischen den Fronten wieder. Auf einem Friedhof kommt es schließlich zum Showdown …
Wenn Kommissar Moldovan seinen Revolver zieht, dann geht die Bukarester Unterwelt in Deckung – genauso wie der Liebhaber raffiniert konstruierter Krimis, denn solche Kost serviert Sergiu Nicolaescu keineswegs. Von einem packend vorangetriebenen Plot und clever gesetzten Twists und
red herrings fehlt jede Spur, vielmehr präsentiert sich "Das Duell" – im Original "Duelul" – als ausgesprochen geradliniger Krimi, der das klassische
Whodunit-Korsett im Kleiderschrank hängen lässt und stattdessen in den Politthrill-Smoking – Vergangenheitsaufarbeitungs-Fliege inklusive – schlüpft. Überraschungen und falsche Fährten bietet der Film keine, der Zuschauer ist bereits nach den ersten zehn Minuten über die Story im Bilde: Faschistische Kräfte in Rumänien wollen es Deutschlands "Braunen" gleichtun und große Veränderungen vom politischen Zaun brechen, finanziert wird der ganze Spuk über Bankraube. Die Fäden zieht der Gangsterboss Maimuca, dem die Polizei mangels Beweise bislang nichts anhaben konnte, doch als bekannt wird, dass es für den jüngsten Überfall Zeugen gibt, rollt die Lawine unaufhaltsam dem titelgebenden Duell entgegen …
Mit einer klassischen Mörderhatz und dem dazugehörigen Im-Dunklen-Tappen haben Nicolaescu und sein Kommissar Moldovan also nichts am Hut, denn der Fokus liegt vielmehr auf dem historischen und politischen Hintergrund, vor dem "Das Duell" spielt: Nicolaescu beschwört die Dämonen der Vergangenheit herauf und zeichnet ein instabil anmutendes Rumänien am Beginn des Zweiten Weltkriegs, entkräftet durch wirtschaftliches Chaos, Armut, pragmatisch orientierten Antisemitismus und die Erstarkung rechtsradikaler Elemente wie der im Film erwähnten faschistisch-terroristischen Organisation der "Eisernen Garde". Dieser stets im Hintergrund mitschwingende Ton bleibt dem Zuschauer ohne entsprechendem Basiswissen verborgen (und macht es dem Film schwierig, hierzulande Fuß fassen zu können), wohl aber nicht dem rumänischen Publikum, welches die Anspielungen anno 1981 sehr wohl verstanden haben dürfte: Die nach dem Ersten Weltkrieg stetig anschwellende antisemitische Stimmung in Rumänien führte gegen Ende der Dreißiger Jahre zur Verabschiedung drastischer antisemitischer Gesetze – bis 1939 wurden rund 100 000 Juden staatenlos –, bevor sie während des Krieges schließlich in die Ermordung hunderttausender Juden mündete.
Dieser kritische Tenor drängt sich nie in den Vordergrund und will keine dramatische Anklage über vergangenes Unrecht erheben – und das kommt dem Film zugute, denn stellenweise konnten die Drehbuchautoren scheinbar nicht anders, als den Stift abgenutzter Klischees zu zücken: der alte, erfahrene Bulle, manchmal etwas brummig und sich nach außen hin unnahbar gebend, aber im Grunde seines Herzens gutmütig und auf Gerechtigkeit bedacht; im Gegensatz dazu der junge, noch unerfahrene Kollege, der allem Anschein nach nie ein richtiger Polizist werden wird, sich aber als lernbegierig und hilfreich erweist; und zu guter Letzt der aus armen Verhältnissen stammende Kleinganove, der im Angesicht des Todes seine Fehler einsieht. Den Figuren fehlt es an Tiefe und Schliff, sodass Moldovan trotz seiner markanten Gesichtszüge zwar nicht austauschbar, aber doch merklich flach wirkt, während das restliche Ensemble platt gezeichnet ist. Was ferner an dem Film kratzt, ist die deutsche Synchro, die weder mit sorgfältig ausgewählten Sprechern punkten möchte noch auf lippensynchrone Dialoge bedacht ist.
Mit seinem schnurgeraden und vorhersehbaren Aufbau fesselt der Film den Zuschauer zwar zu keiner Sekunde wirklich, er versteht es aber interessanterweise zugleich, die Langeweile vor die Tür zu setzen. Erinnerungswürdige Höhepunkte sucht man vergebens, doch im Gegenzug stellen sich kaum ermüdende Momente ein – was vielleicht an seiner augenfälligen Nähe zum amerikanischen Gangsterfilm liegen mag. Egal ob sich die Gauner gerade eine heftige Schießerei mit der Polizei liefern, maskiert in den Tresorraum hineinspazieren oder unliebsame Zeugen beseitigen: Anzug und Hut sitzen stets perfekt, daran können auch explodierende Autos und Hetzjagden durch die Bukarester Kanalisation nichts ändern. Der Film bedient sich hierbei aber nicht etwa frech und plump am "westlichen" Genre-Buffet, sondern nennt seine Quellen: An einer Stelle fällt der Name Gary Cooper, und einer der Gangster hat in seinem Unterschlupf ein Foto von Humphrey Bogart am Spiegel hängen. Für einen 1981 im stalinistischen Rumänien gedrehten Film nicht unbemerkenswert …
Die DVD im Vertrieb von SchröderMedia besticht durch eine lieblose Präsentation, nicht zuletzt, da das Filmmaterial ohne jede Überarbeitung auf die Disc gepresst worden ist. Folglich merkt man dem Film sein Alter zu jeder Minute an: Das im 4:3-Format vorliegende Bild präsentiert sich aufgrund mittelmäßiger Schärfe weich, rauscht aber bemerkenswerterweise nur schwach. Die deutsche Tonspur "besticht" mit einem gedämpften Rauschen und kurzen Tonaussetzern. Untertitel werden ebenso wenig geboten wie Bonusinhalte, der Silberscheibe liegt lediglich ein Wendecover bei.
Fazit: Ein durchaus passabler, aber harmloser Krimi vor interessanter historischer Kulisse. Geradlinig in seinem Plot, bescheiden spannend und ohne großartige dramaturgische Kunstgriffe, dennoch kann man "Das Duell" nicht einfach ohne weiteres als Fuhre fürs cineastische Leichenschauhaus abstempeln – vorausgesetzt, man bringt ein Faible für rumänische Filme und ein Diplom in rumänischer Zeitgeschichte mit.