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Der auf zwei Bände aufgeteilte Roman "Salzträume" fährt mit Elementen des Steampunks auf. Dieses Genre der Fantastik zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die Dampfkraft einen hohen Stellenwert in den beschriebenen Welten hat. Das Vorhandensein von Magie ist ebenfalls charakteristisch für das Steampunk-Genre. Die gesellschaftliche Struktur, die Mode, das Miteinander - all dies entspricht zudem meist den Begebenheiten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Der Hauptschauplatz von "Salzträume 1" ist das österreichische Salzkammergut (das Ausseerland) im Jahre 1865. In den Bergen haben sich Männer zusammengefunden, die eine unvorstellbare Maschine hergestellt haben. Es handelt sich um eine Waffe: so gewaltig, wie es sie zuvor noch nie gegeben hat. Sie soll es möglich machen, ganze Landstriche von jeglichem Leben zu befreien. Geradezu revolutionär und gleichzeitig haarsträubend ist aber der Antrieb dieser Maschine. Sie läuft nicht etwa mit Dampfkraft, sondern in ihr werden mit Hilfe eines Magiers Fey verbrannt und so das arkane Netz der Erde angezapft. Das Volk der Fey, auch Sí genannt, ist über die gesamte Welt verbreitet. Viele Menschen glauben nicht daran, dass es diese mystischen Wesen tatsächlich gibt. Aber sie sind unter ihnen, die Nereiden (Wasserwesen), Dryaden (Baumgeister) und Vampire. Das Salzkammergut ist für seine mystische Kraft und vielen Geister berühmt. So liegt es nahe, dass die Waffe genau dort, versteckt in einem Berg, getestet werden soll. Nur fällt es den Männern trotzdem sehr schwer, Feys auszumachen und zu fangen.
Als es ihnen endlich gelingt, einen Fey zu fangen, schafft es eine junge Dame (Charlotte von Sandling) ihn zu befreien und flieht mit ihm. Auf der Verfolgungsjagd werden die beiden in einem Berg verschüttet. Charlotte von Sandling muss sich in der Dunkelheit voll und ganz auf den bluttrinkenden, wenn auch atemberaubenden Grafen Arpad verlassen. Gleichzeitig gehen Philip Fairchild, ein britischer Ex-Agent, und Aengus McMullen, schottischer Meister des Arkanen, auf die Suche nach McMullens Neffen und dessen Hauslehrer, die hier in den Bergen verschollen sind. Dem nicht genug, machen sich nach Alpträumen, die auf ein böses Schicksal für den Grafen Arpad und Philip Fairchild hinweisen, deren Geliebte und Ehefrauen auf den Weg, ihre verschollenen Männer in den Bergen zu suchen und hoffentlich lebendig wieder zu finden. Bei der Jagd geht es um Leben und Tod. Die Betreiber der "Waffe" sind rücksichtslos und haben offensichtlich keinerlei Skrupel.
Der erste Band der Dilogie "Salzträume" beginnt sehr gewöhnungsbedürftig. Im Vordergrund steht die "Waffe" und die sie bewachenden und nach Fey jagenden Männer. Das klingt erst einmal alles gar nicht nach einem Fantasy-Roman. Bis man sich mit einzelnen Personen identifizieren kann, dauert es in diesem Roman tatsächlich etwas. Jedes der Kapitel widmet sich einem handelnden Personenkreis. Hat man Ju Honischs Erstling
"Das Obsidianherz" nicht gelesen, können einen die vielen verschiedenen Namen schon recht verwirren. Da macht es einem die Tatsache, dass die gemeinsam auf die Suche nach ihren Geliebten gehenden Protagonistinnen sehr ähnliche Namen tragen (Corrisande und Cérise) und sich vor dem Auge des Lesers zunächst nicht klar manifestieren können, nicht gerade einfacher. Glücklicherweise hat die Autorin die Leser mit einem Verzeichnis der handelnden Personen bedacht, so dass sich die Verwirrungen nach den ersten 100 Seiten gegeben haben sollten. Bei "Salzträume" handelt es sich im Übrigen um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, auch wenn viele der aus "Das Obsidianherz" bekannten Personen wieder dabei sind.
Bei Erwähnung der Spezies "Vampir" werden einige Leser sicher entzückt reagieren, andere wiederum genau gegenteilig, ob der momentan großen Präsenz der Blutsauger innerhalb des fantastischen Genres. Hier handelt es sich allerdings um eine neue Umsetzung. So können die Vampire zum Beispiel im Roman keine neuen Vampire erschaffen und verbrennen auch nicht im Nu zu Asche, wenn sie ins Tageslicht treten. Ju Honisch hat mit den Fey eine phantasievolle Brücke zu existierenden Mythen und Legenden geschaffen. Sie verkörpern dabei die Manifestation von Naturgeistern in einer "modernen" Gesellschaft.
Der Mix, den Ju Honisch hier zusammengerührt hat, ist erfrischend neu und außerdem voller Gefühl. Das Thema Liebe hat einen hohen Stellenwert in diesem Roman und bietet durch die Ansiedlung der Handlung im 19. Jahrhundert viele interessante Facetten. Die Autorin schafft es, die gesellschaftlichen Zwänge und Begebenheiten der damaligen Zeit sehr gut einzufangen. Obwohl dieses Buch eine der schönsten Liebesszenen zwischen Mensch und Wassermann zu bieten hat, ist es kein Roman der sich vorwiegend für Liebesromanliebhaber eignet. Die Story bietet weit mehr, und wer das Zeitalter, Bezüge zur Mythologie und Spionagegeschichten mag, wird sich mit Salzträume gut unterhalten fühlen.
Das Ende kommt abrupt. Zum Glück muss man auf den zweiten, abschließenden Band nicht mehr warten - er ist im November 2009 erschienen.