Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Jack Taylor ist zurück in Irland – und hat aus London eine neue Sucht mitgebracht: Neben dem Alkohol frönt Jack nun auch dem Kokain, die Abwärtsspirale dreht sich für den Ex-Polizisten immer weiter. Außerdem hat er in England, ganz untypisch für ihn, geheiratet, obwohl er eigentlich eine andere Frau liebt. Kaum in Galway angekommen, bekommt Jack auch direkt einen neuen Fall angeboten. Das Oberhaupt der Tinker – einer Gruppe irischer Landfahrer - bittet ihn um Hilfe, denn anscheinend tötet jemand systematisch die Angehörigen seines Clans; die Toten werden grauenhaft verstümmelt aufgefunden. Ob unter der Bezeichnung Tinker, fahrendes Volk, Landfahrer oder gleich Zigeuner: Wie man es auch dreht und wendet, die Tinker sind alles andere als beliebt und von der Polizei ist keinerlei Hilfe zu erwarten, ganz im Gegenteil, denn bald schaukelt sich der Hass immer weiter hoch. Jack, der sich der Randgruppe gleich verbunden fühlt, hat mit diesem Fall eine extrem harte Nuss zu knacken – und der Wahnsinn nimmt seinen Lauf, stärker als je zuvor …
Um es gleich am Anfang zu sagen: Der deutsche Titel des zweiten Jack-Taylor-Romans ist ganz großer Mist, weil er den wichtigsten
plot twist gleich plump verrät. "The Killing of the Tinkers", so der Originaltitel, ist wesentlich passender, allerdings sollte der deutsche Titel sich wohl nahtlos in die Krimireihe einfügen. Das war es aber auch mit der Kritik, denn "Jack Taylor liegt falsch" darf getrost als kriminalistisches Meisterwerk bezeichnet werden. Ken Bruen hat den zynischen Ermittler und seinen Fällen sprachlich einen so eigenen, so wunderbaren Stempel aufgedrückt, dass man dieses Buch nicht mehr weglegen will und kann, trotz der äußerst deprimierenden Wendung, den dieser Fall sehr bald nimmt. Eine fast ebenso große Leistung dürfte Harry Rowohlt mit seiner genialen Übersetzung des wohl nicht eben einfachen Stoffes erbracht haben, schließlich ist es Bruens ungewöhnlicher Stil, der die Jack-Taylor-Krimis so einzigartig macht.
So versoffen Jack Taylor auch sein mag, er ist gleichzeitig auch wahnsinnig belesen, und stärker noch als im ersten Band haut der eigenwillige Ermittler dem Leser hier eine Vielzahl von literarischen Titeln um die Ohren. Manche sind leider nicht ganz leicht zu erkennen, weil sie falsch ins Deutsche übertragen wurden (etwa "Haus aus Blättern", das in Deutschland schlicht als "Das Haus" beziehungsweise unter dem Originaltitel "House of Leaves" erschien). Dennoch sind die vielen Anspielungen ein Genuss und zum Glück hat Rowohlt am Ende des Romans einige Anmerkungen und Erläuterungen eingefügt, denn die irischen Besonderheiten der Handlung dürften hierzulande kaum geläufig sein.
Fazit: Für Fans von Jack Taylor eine wirklich grandiose Fortsetzung – noch düsterer, brutaler und schmerzlicher als der erste Teil, mit einem Ende, das einem einen bösen Schlag in die Magengrube versetzt und das vorhersehen lässt, dass Jack sich auch in Zukunft nicht so rasch erholen wird. Der Atrium Verlag hat sich hier eine wirklich tolle Reihe gesichert, und das treffsichere Zusammenspiel von Autor Ken Bruen und Übersetzer Harry Rowohlt ist einfach nur atemberaubend. Teil 3 "Jack Taylor fährt zur Hölle" (Originaltitel: "The Magdalen Martyrs") erscheint im August 2010 im Atrium Verlag.