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1824, es ist eine Flucht nach vorne für die Kaufmannsfamilie - nach Brasilien, denn seit das Oberhaupt der Familie nicht mehr ist, ist ihre finanzielle Lage zunehmend schlechter geworden. Der Major hatte die Mutter dieser Familie um die Hand einer ihrer Töchter für einen befreundeten Ingenieur gebeten, der zurzeit in Brasilien tätig ist. Gemeinsam machen sich daher Nele, Emilia und ihre Mutter auf in das abenteuerliche Brasilien und nicht nur die Hoffnung auf eine Heirat sondern auch die Verheimlichung von Neles Zustand lassen sie hoffnungsfroh in die Zukunft blicken.
Doch in Brasilien zeigt sich vieles anders als erwartet - allein der Anblick der österreichischen Prinzessin Leopoldine, verheiratet mit dem portugiesischen König von Brasilien, ist gewöhnungsbedürftig, da sie sich als ganz normaler Mensch entpuppt. Und die Überraschungen hören nicht auf - auf dem Gut des Freundes des Majors erfährt Nele unbeabsichtigt, dass ihre ganze Reise eine Farce ist, da der Major seinem Freund eine Braut, ihre Schwester Emilia, ohne einen entsprechenden Auftrag mitgebracht hat.
Doch es gibt auch schöne Überraschungen, denn Nele kann in Brasilien ihrer Leidenschaft für Schmetterlinge frönen. Und weiteres wartet im Unbekannten, denn ihre Reise wird Nele an den Brasilianischen Hof führen, wo nicht alles so golden ist wie es scheint und Nele an das Schicksal der unglücklichen Leopoldine, Opfer ihrer Geburt und der Intrigen anderer, gebunden wird.
Mit dieser Ausgabe von "Die Schmetterlingsjägerin" liegt Kerstin Cantz' Werk nun auch als Taschenbuch vor. Ein Buch über eine Familie, die getrieben von den Umständen, in die Fremde, nach Brasilien, zieht, in der Hoffnung dort ein besseres Leben zu finden.
Geschildert wird die historische Epoche gleich aus mehreren Sichten. Dafür ausgewählt hat Kerstin Cantz Nele, Emilia, Philine und Leopoldine, alles sehr unterschiedliche Frauen mit ihren ganz eigenen Ansichten und Problemen. Der Fokus liegt dabei, wie schon aus dem Klappentext hervorgehend, bei Nele, aus deren Sicht man in die Kultur Brasiliens und die damaligen Machtverhältnisse eingeführt wird. Die Schilderungen aus Leopoldines Sicht werden zusätzlich mit originalen Auszügen aus ihren Briefen geschmückt.
Durch diese verschiedenen Sichten wird die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet und gibt dem Leser so ganz unterschiedliche Einblicke in Land und Kultur. Auch die geltenden Machtverhältnisse, denen Leopoldine ausgeliefert ist, werden dem Leser vor Augen geführt und geben dem Buch die rechte historische Note.
Trotzdem entsteht der Eindruck, dass weniger vielleicht mehr ist. Man bekommt zwar einen stimmungsvollen Rundumblick geliefert, aber irgendwo vermisst man doch bei einigen Handlungssträngen einfach die Tiefe und zum Ende hin wird es zumindest was die Handlung um Nele betrifft etwas arg unglaubwürdig.
Schöne Einblicke in das historische Brasilien und seine Verhältnisse, doch wer echte Tiefe sucht wird sie hier wohl nicht finden.