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 Das Bild im Spiegel


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Lord Peter Wimsey verbringt eine Nacht in einem Hotel in der Stadt. Ein junger Mann fällt ihm auf. Er sitzt in der Hotellobby und hat nach dem Buch von H.G. Wells gegriffen, das Lord Peter auf dem Tisch liegen gelassen hatte.
Nach einem kurzen Gespräch erzählt der junge Mann dem Lord eine sehr seltsame Geschichte:
Sein Name ist Robert Duckworthy und er hat Angst, seinen Verstand zu verlieren. Seltsame Vorfälle aus seiner Vergangenheit lassen ihn zweifeln, ob er immer weiß, was er tut. Ganze Tage voller Dinge, die er getan hat, fehlen ihm in seiner Erinnerung. Eine Frau spricht ihn an, die er nie gesehen hat. Sein Spiegelbild kommt ihm entgegen und er träumt in diesen dunklen Momenten, zum Mörder zu werden.
Lord Peter hört sich die Geschichte an, er interessiert sich sehr für den Mann.
Da fällt sein Blick auf die Abendausgabe der Zeitung. Ein Mord an einer jungen Frau ist geschehen und die Polizei sucht dringend nach einem Mann, dessen Bild sie bei der Toten gefunden hat. Das Bild zeigt unzweifelhaft Duckworthy ...

Das 51 Minuten lange Hörspiel ist eine Produktion des Mitteldeutschen Rundfunks. Die Stimme von Lord Peter wird von Peter Fricke gesprochen. Er vermag den leicht arroganten und immer ironischen Unterton, der so perfekt zum Charakter des Lords passt, sehr akzentuiert und lebendig zu vermitteln. Auch die Erzählerin Dagmar von Thomas erzeugt mit ihrer dunklen und charismatischen Stimme eine angenehme Atmosphäre. Ihre nuancierte Sprechweise fesselt und unterhält glänzend. Bis auf zwei Ausnahmen sind auch die Nebenrollen dieses Hörspiels sehr gut besetzt. Tontechnisch und dramaturgisch weist diese Produktion keinerlei Makel auf. Die nur spärlichen Informationen der CD-Hülle sind dem geringen Platz zuzuschreiben. Großen Wert legt das Layout auf das Titelbild, das leider das ansonsten hohe Niveau der Serie in diesem Fall nicht erreicht: Das nichtssagende Taxi vor verwaschenem Hintergrund ist zu beliebig.

Hauptproblem dieses Hörspiels ist aber die Vorlage. Der Kurzgeschichte fehlt jeglicher Charme, und Spannung kommt leider nicht auf. Die Grundidee ist "an den Haaren herbeigezogen" und schlicht albern, die Geschichte, die daraus folgt, ebenso unlogisch und kaum nachvollziehbar. Zu viele Dinge, die passieren, sind bei näherer Betrachtung einzig aufgeführt, um die Wahrheit hinter der Geschichte zu vernebeln und ein kompliziertes Rätsel, das eines Lord Peter Wimseys würdig ist, daraus zu machen.
So krankt die Produktion an der schlechten Vorlage, schafft es aber durch geschickten Sprechereinsatz und akzentuierte Dramaturgie, eine psychologisch dichte Studie eines einsamen Mannes daraus zu machen.

Fazit: Diese Produktion ist fast ohne Fehl und Tadel und macht selbst aus der schwachen Vorlage noch ein gutes Hörspiel.
Doch Hörern, die weder Dorothy L. Sayers noch Lord Peter Wimsey kennen, seien andere Hörspiele der mdr-Reihe, die hier rezensiert wurden, empfohlen. Auch Krimi-Liebhaber finden hier nicht das, was sie wahrscheinlich suchen. Einzig Interessierte an Lord Peter und seinen Methoden und Hörbuch-Fans können ohne Sorge zugreifen.


Stefan Erlemann



CD | Erschienen: 01. Juli 2003 | ISBN: 3899640187 | Laufzeit: 51 Minuten | Preis: 12,90 Euro

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