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Die auf dem Meeresboden unter einer riesigen Kuppel liegende Stadt Rapture ist ein gescheitertes Utopia, ein außer Rand und Band geratenes Metropolis, ein durch Megalomanie korrumpiertes Babylon. Seit der Entdeckung des ADAM, einer in Meeresschnecken vorkommenden Substanz, wurden in Rapture die genetischen Grenzen der Menschheit außer Kraft gesetzt; die genetische Selbstformung ermöglichte es Raptures Bewohnern, Geist und Körper ins Übermenschliche zu verändern. Natürlich mündete dieses frankensteineske Experiment in Terror und in Raptures Untergang: aus den Bewohnern sind Gen-Tonika-süchtige Slicer geworden, die sich im Wahn gegenseitig massakrieren; und die sterblichen Überreste werden von unheimlichen kleinen Mädchen, den "Little Sisters", um ihr ADAM erleichtert. Denn ADAM ist Überlebens- und Zahlungsmittel in Raptures durchgeknallter Gesellschaft - und die einzige Aussicht auf Erlösung aus dieser Stadt des Wahns ...
Mit "Bioshock 2" setzen 2kGames ihren Art-Shooter "Bioshock" aus dem Jahr 2007 fort. Diesmal schlüpft der Spieler in den mechanischen Anzug eines sogenannten "Big Daddy", einer Art biomechanischem Roboter, der die "Little Sisters" bei ihren Beutezügen begleitet. Als einem solchen stehen dem Spieler natürlich ganz neue Taktiken im Shooterkampf zur Verfügung; denn diesmal kann er eine eigene "Little Sister" adoptieren, die für ihn auf ADAM-Jagd geht. Ansonsten schießt und ballert man sich wie schon im ersten Teil durch das schaurig-schöne, an das Art Deco angelehnte unterirdische Reich des Bioterrors. Jede Menge Waffen mit unterschiedlicher Munition, magieähnliche Plasmidenangriffe und ein Fräsebohrer für den Nahkampf - dies sind die Waffen der Wahl, mit denen "Big Daddy" durch Rapture streift. Zudem kann er in einem Minispiel Überwachungskameras und Geschützdrohnen hacken. Unterwegs begegnet er zahlreichen Slicern, feindlichen "Big Daddys" und anderen Gegnern, aber auch neutralen Personen - und geheimnisvollen Tonbandaufzeichnen, in denen die Geschichte von Raptures Untergang weiter vertieft wird.
Auch im zweiten Teil fasziniert die Kulisse von "Bioshock" mit ihrem kunst- und stimmungsvollen Stil, der einfallsreichen Architektur und der beklemmenden Amosphäre. Sie ist erneut die eigentliche Sensation des Spiels, das sich selbst als recht gewöhnlicher Shooter gibt. Natürlich hat sich der Aha-Effekt inzwischen etwas abgenutzt, aber noch immer weiß Rapture zu faszinieren, und die Hintergrundgeschichte fesselt genug, um sich erneut durch die Kuppelstadt zu ballern. Aus der Idee, die Seiten zu wechseln und diesmal als "Big Daddy" zu operieren, haben die Entwickler allerdings nicht genug gemacht ... auch wenn es anfangs reizvoll ist, seine eigene "Little Sister" durch die Gänge zu schicken und sie vor feindlichen Attacken zu beschützen. Insgesamt schielt "Bioshock 2" hier aber zu sehr auf den Multiplayer-Part, in dem man sich auf zahlreichen Karten mit anderen Spielern in der Jagd nach ADAM messen kann. Ob das langfristig motiviert, ist eher fraglich.
Leider hat sich 2k-Games auch diesmal wieder für einen DRM-Kopierschutz entschieden, auch wenn dieser nicht mehr ganz so restriktiv ausfällt wie beim Vorgänger. Noch immer ist eine einmalige Anmeldung per Internet notwendig, diesmal über die umstrittene Plattform "Games for Windows Live". Allerdings gibt es kein Installationslimit oder Registrierzwang mehr; ein Offline-Account genügt, um "Bioshock 2" zu starten. Nur wer sich dem Multiplayer-Part widmen will, muss sein Spiel fest an diesen Account binden (und damit für den Weiterverkauf uninteressant machen). Wer also lediglich den (ohnehin spannenderen) Singleplayer-Part nutzen will, sollte sich diese Registrierung sparen.
Fern des DRM-Ärgers muss man auch "Bioshock 2" zugestehen, dass es mit seiner großartigen Kulisse, der stilvollen Unterwasserstadt Rapture, einen phantastischen Schauwert besitzt, der das eigentliche Spielvorgehen fast in den Hintergrund treten lässt. Als Adventure-Shooter-Klon macht es erneut eine gute Figur. "Bioshock"-Fans sollten sich diese Rückkehr nach Rapture nicht entgehen lassen, auch wenn große Überraschungen ausbleiben; alle anderen seien auf den Vorgänger verwiesen, der insgesamt einen Zacken dichter erzählt war. Trotzdem: ein gelungenes und vor allem bildschönes Spiel, für alle Ästheten der Shooterfraktion - wenn auch die Altersangabe "ab 18" dank der oft blutigen Darstellung wörtlich genommen werden sollte.