Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Eine Insel, in ewige Dunkelheit gehüllt, ist der Schauplatz von Evelyne Okonneks neuem Roman:
Uralten Prophezeiungen zufolge sollen eines Tages zwei Kinder geboren werden, die der Insel die Sonne wiederbringen können. Doch diese Sprüche sind verpönt bei dem Erwählten, der das Oberhaupt der Religion Jalluths darstellt und den Willen des Gottes verkündet. Er sorgt dafür, dass die Ureinwohner der Insel und ihre Mischbrut vernichtet werden, damit allein Jalluth und seine Diener die Macht über die Insel halten.
Früher gab es eine Zeit auf der Insel, als es noch keine Menschen gab. Die damaligen Einwohner, die jetzt Dämonen genannt werden, besaßen magische Kräfte, die sie mit der Natur um sie herum verbanden. Doch die Menschen kamen wie eine Plage über das Eiland und vernichteten die Dämonen beinahe, bis diese sich in die unwirtlichen Regionen zurückzogen. Manchmal geschieht es noch, dass sie sich in getarnter Gestalt mit Menschen verbinden, doch dies dient lediglich dazu, die zwei Kinder zu erschaffen, die ihnen Rettung bringen sollen.
Seit die Dämonen vertrieben wurden, hat die Sonne ihr Gesicht verhüllt und steter Regen tropft auf die Erde. Und auch wenn der Erwählte jeden Mischling vernichtet, werden zwei Kinder im Licht der Prophezeiung geboren. Gliceas wächst im Wald auf, bei einer alten weisen Frau, während Dallachar, der Kronprinz, ein Leben in Luxus und voller Privilegien führt. Doch unvermeidlich führen sie die Wege des Schicksals zusammen, denn als ihre wahre Natur offenbart wird, ist beider Leben dem Tod geweiht.
"Die Flammen der Dunkelheit" ist ein Fantasyroman, der den Leser schnell ergreift und mitten in die Ereignisse zieht. An einigen Stellen fühlt man sich deswegen etwas überfordert, da man nicht alle Informationen besitzt, doch werden am Schluss alle Zusammenhänge lückenlos aufgeklärt, so dass keine Fragen unbeantwortet bleiben. Prophezeiungen um zwei Kinder, die Veränderung bringen, sind ein klassisches Thema in der Fantasy, doch wird es von Evelyne Okonnek mit frischen Ideen neu interpretiert. Sehr schön ist auch die Erzählung um die Person mit der Gabe der Vorhersehung, deren Briefe die einzelnen Kapitel unterbrechen und dem Leser Gelegenheit geben, alle Prophezeiungen der Insel kennenzulernen.
Als Leser glaubt man kaum, dass dieser Band eine komplette Fantasy-Geschichte umfasst, denn das Genre krankt an der Vorstellung, dass nur dicke Wälzer epische Erzählungen umfassen können. Doch man wird eines besseren belehrt. "Die Flammen der Dunkelheit" erzählt eine packende, ereignisreiche und dichte Saga, in der sich nicht nur Prophezeiungen erfüllen, sondern Kinder zu jungen Männern heranwachsen. Dieser Roman schafft eher Klasse statt Masse, so dass man sich fleißig bis zum Ende durchliest, um am Schluss über die Verknüpfung klassischer Themen mit neuen Einfällen zu staunen. Denn es reicht auch eine begrenzte Insel, eine allmächtige Religion und eine Prise Magie, um seine Leser über viele Seiten fesseln zu können. Die Hauptfiguren sind so lebendig dargestellt, dass man sich auf der Stelle mit ihnen verbunden fühlt und sich schnell in der Welt, in der sie leben, zurechtfinden kann. Schließlich braucht man keine seitenlangen Landschaftsbeschreibungen, wenn man seinem Leser lediglich einige Eckpunkte zur Atmosphäre gibt, damit sich für diesen die Details zu einer lebendigen Welt zusammenfügen.
Man darf gespannt sein, was der deutschen Autorin an weiteren Romanen einfällt. Mit "Die Flammen der Dunkelheit" zeigt sie jedenfalls, dass sie begeistern kann.