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 Mass Effect 2


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Spannung
Strategie
Ton
Die SSV Normandy schwebt gemächlich durchs All - ein Erkundungsflug. An Bord befindet sich Shepard, gefeierter Held, der vor kurzem erst die Invasion der Galaxie durch die Reaper und ihre Verbündeten, die kybernetischen Geth, verhindern konnte. Nun sucht die Normandy einen Raumsektor nach verschwundenen Schiffen ab - und wird von einem unbekannten Kreuzer angegriffen. Die Mannschaft setzt sich mit ihren Rettungskapseln ab, während Shepard in letzter Minute versucht, einen Piloten zu retten. Dabei trifft eine Feuersalve die Bordwand. Die Normandy bricht auseinander ... und Shepard wird mit defektem Raumanzug ins All geschleudert ...

Willkommen bei "Mass Effect 2". Das Spiel beginnt mit einem Paukenschlag: der Held stirbt. Ein szenischer Kniff, wie man recht schnell erkennen muss. Tatächlich wird Shepards Leiche zwei Jahre später durch hochkomplexe Nanotechnologie restrukturiert, quasi wiederbelebt. Allerdings hat er (oder sie, denn wie auch im ersten Teil kann man die Hauptfigur als Frau oder Mann spielen) all seine Fähigkeiten eingebüßt, nicht aber seine Erinnerung. Sieht man von dieser doch sehr gewagten Konstruktion einmal ab, zieht einen "Mass Effect 2" schon in den ersten Minuten unweigerlich in den Bann. Bereits der Vorspann lässt den Spieler aktiv die Rolle Shepards übernehmen; nach der Wiederbelebung befindet er sich dann gleich wieder in Schwierigkeiten. Das Labor, in dem er restrukturiert wurde, wird von den eigenen Dienstrobotern attackiert - jemand hat sie gehackt. Mit seinen ersten Verbündeten Jakob und Miranda ballert sich Shepard den Weg zum Shuttle frei und lernt nebenbei die wichtigsten Steuerungsmöglichkeiten kennen. "Mass Effect 2" gibt sich dabei als simpler Shooter: hinter Schränken und Computerkonsolen geht der Held in Deckung, mit dem Fadenkreuz wird der Feind anvisiert, Munition wird im Lauf automatisch aufgesammelt, Sonderangriffe, Heilung und Waffenwechsel erfolgt über die Maussteuerung, die mit der "Shift"-Taste eingeblendet wird. Taktische Shooterelemente sind hier also eher nicht vorgesehen, vielmehr ist temporeiche Action Programm.

Erst im weiteren Verlauf der Handlung zeigt sich dann der Rollenspielanteil von "Mass Effect 2". Nachdem Shepard erfahren muss, wer ihn ins Leben zurückgeholt hat - das etwas fragwürdige Cerberus-Syndikat -, bekommt er ein neues Schiff zugeteilt: die SSV Normandy 2. Denn eine alte Gefahr erhebt ihr Haupt: die Reaper. Diesmal haben sie sich mit den genetisch veränderten Kollektoren verbündet, die in mehreren menschlichen Kolonien Verwüstungen angerichtet haben. Obwohl Shepard seinem neuen Brötchengeber Cerberus misstraut, nimmt er die Herausforderung an und stellt ein neues Team zusammen. Mit diesem kreuzt er nun durchs All, gibt den Kollektoren Saures, sammelt auf diversen Planeten Rohstoffe ein und rüstet sich für den finalen Kampf ...

Es ist also klassische, pure SF, die in "Mass Effect 2" erzählt wird, in Gestalt eines Actionadventures mit Rollenspielanteil. Dieser bezieht sich vor allem auf die Auswahl, Ausrüstung und Weiterbildung von Shepards Team, in dem es von unterschiedlichen (teils miteinander zerstrittenen) Figuren nur so wimmelt. Die Dialoge zwischen den Teammitgliedern, ihre kleinen Konflikte und menschlichen Regungen, ihre Liebeleien und eigenen Ziele machen das Besondere dieses Spiels aus, das sich immer wieder auf seine Hauptfiguren besinnt und ihnen den nötigen Raum gibt. Da verzeiht man dem Spiel gerne, dass die Feuergefechte manchmal zu leicht von der Hand gehen. Shooter-Fans und Hardcorestrategen werden sich unterfordert fühlen. Ebenso stöhnt man nach einiger Zeit über die doch sehr eintönigen Minispiele, in denen Schaltkreise gehackt, Datenpakete geknackt und Planeten nach Rohstoffen gescannt werden, denn die bieten keine Abwechslung, haben stets den selben Schwierigkeitsgrad und lassen sich nicht umgehen. Eine lästige Pflicht, die man mit etwas mehr Sorgfalt hätte vermeiden können. Doch all dies schmälert den Spielgenuss kaum - dazu ist "Mass Effect 2" (trotz etlicher Klischees) einfach zu gut erzählt. Hier merkt man die Handschrift des Produzenten Bioware, der zuletzt mit "Dragon Age" seine Fähigkeit zum Storytelling unter Beweis gestellt hat.

Grafisch ist "Mass Effect 2" ein Leckerbissen, auch wenn die Raumschiffe, futuristischen Städte und Laboranlagen manchmal zu steril wirken, man den Schmutz und Rost vermisst - ein typischer SF-Stil, auf Hochglanz poliert. Doch die vielen Details der Umgebung, die guten Texturen und die allgemein gut getroffene Atmosphäre sind einfach stimmig und wissen immer wieder zu faszinieren. Auch die Soundkulisse ist großartig - bombastische Musikstücke, schneidige SF-Soundeffekte und eine hochwertige Sprachausgabe (komplett in Deutsch) tragen das Spiel in actionreichen und ruhigen Passagen gleichermassen. Gut gemacht, Bioware, und insgesamt sogar einen Zacken überzeugender als bei "Dragon Age".

Ebenso lobenswert ist auch die Tatsache, dass der Publisher Electronic Arts bei "Mass Effect 2" auf einen DRM-Kopierschutz verzichtet. Das Spiel wird ganz klassisch mit der DVD-ROM im Laufwerk und einem Schlüsselcode freigegeben. Für den ehrlichen Kunden eine Wohltat, wenn man die bedenklichen Schutzmaßnahmen anderer Publisher betrachtet. Statt dessen wirbt Electronic Arts für herunterladbare Bezahlinhalte in Form von Erkundungsfahrzeugen, neuen Teammitgliedern und Waffen; im Hauptmenü lässt sich das Cerberus-Netzwerk online aufrufen, wo man gegen klingende Münze diese feinen Dinge erwerben kann. Über solchen Zusatzcontent kann man sicherlich geteilter Meinung sein; alles in allem ist dieser Weg, der schon bei "Dragon Age" beschritten wurde, sympathischer als DRM-Orgien und wird offensichtlich auch von den Spielern honoriert, wenn man die Verkaufszahlen beider Spiele betrachtet.

Fazit: "Mass Effect 2" ist eine actionreiche SF-Oper, die sich nur wenige Schnitzer erlaubt. Glaubhafte Figuren, umwerfend schöne Grafiken, ein flüssiges Spielerlebnis und eine fesselnde Geschichte vereinen sich zu einem der besten SF-Spiele der letzten Jahre. Da kann man nur sagen: Auf zur Brücke der SSV Normandy 2, und ab ins All. Wer dieses Abenteuer auslässt, ist selbst schuld.

Hagen Hoffmann



DVD | Disc-Anzahl: 2 | Erschienen: 28. Januar 2010 | FSK: 16 | PC | Preis: 29,95 Euro | Sprache: Deutsch | Systemanforderungen: Dualcore-CPU 1,8 GHz
1024 MB RAM für Windows XP oder 2048 MB RAM für Windows Vista/7
Geforce 6800 oder Radeon X1600 Grafikkarte mit 256 MB RAM DirectX 9.0c
15 GB Festplattenspeicherplatz

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