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 Die Kunst der Architekturfotografie

Individualität und Innovation

Autoren: Martin Timm
Verlag: Addison-Wesley

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Mittels Fotografie die Eigenheiten eines Gebäudes einzufangen, gewissermaßen seine Seele wiederzugeben, stellt eine große Herausforderung dar, mit der sowohl Architekten als auch Fotografen konfrontiert werden. Es geht dabei nicht nur darum, technisch korrekte Aufnahmen zu produzieren, sondern auch darum, das Haus so zu betrachten, dass man den optimalen Standort, die richtige Beleuchtung und andere wichtige Gegebenheiten erkennt und nutzt.
Ein "Gedanke vorweg" stimmt auf das Buch ein. Im sich anschließenden ersten Kapitel geht es darum, zu lernen, wie man das Besondere eines Gebäudes erkennt, indem man mit ihm und dem geplanten Foto in einen Dia-, vielmehr Trialog tritt. Weitere Kapitel befassen sich mit der Bildkomposition und den Denkschritten, die zu ihr führen, sowie den unterschiedlichen Möglichkeiten, sich als Fotograf einem Bild zu nähern, insbesondere, wie schon angedeutet, durch Standort und Perspektive, aber auch durch Inkaufnahme oder Weglassen optischer Verzerrungen und natürlich durch geometrische Bildelemente. Das richtige Zubehör, insbesondere was Objektive betrifft, und technische Kniffe wie Belichtung, HDR-Software und die Wahl des Formats sind Gegenstand zweier Abschnitte.
Ein kurzes Kapitel erläutert die rechtlichen Aspekte der Architekturfotografie. Denn auch hier lauern, wenngleich nicht so ausgeprägt wie bei Fotos von Menschen, Fallstricke. Im letzten Kapitel schließlich werden verschiedene Genres innerhalb der Architekturfotografie untersucht, wobei auch die experimentelle Architekturfotografie nicht zu kurz kommt. Und ein "Gedanke zum Schluss" rundet das Werk ab.

Dieses Buch wendet sich, das sei vorausgeschickt, nicht an Anfänger im Bereich der Fotografie, die sich "mal eben im Vorbeigehen" Tipps und Tricks zum Häuserfotografieren abholen möchten, vielleicht für den nächsten Urlaub. Zielgruppe sind gleichermaßen Architekten, die Gebäude aus beruflichen Gründen oder auch aus privatem Interesse optimal fotografieren möchten, und Fotografen oder Fotografen in der Ausbildung, die den Bereich der Architekturfotografie für sich erobern wollen. Bestimmte Kenntnisse, etwa in Bezug auf Tilt-Shift-Objektive oder Fachkameras, werden vorausgesetzt.
Da es nicht ganz leicht ist, die "Aussage" eines Gebäudes auf ein Foto zu bannen – zumal ein Bauwerk durchaus mehrere "Aussagen" haben kann -, muss der Fotograf sich mit ihm befassen. Und so geht es in den ersten Kapiteln insbesondere um die Übergänge zwischen Architektur und Philosophie, um Ästhetik, um Wahrnehmung und um die Einbeziehung dieser Aspekte in die Bildkomposition. Auch in den späteren Kapiteln werden Philosophie und Wahrnehmung immer wieder herangezogen und ergänzen die Ausführungen zur Technik. Diese steht keineswegs im Zentrum des Buchs, weil ein technisch perfektes Bild von einem Gebäude, das aber den Betrachter außen vor lässt, ganz einfach kein gutes Architekturfoto ist. Dennoch geht der Autor sehr anschaulich auf die verschiedenen Perspektiven und interessanten Projektionen ein und erläutert auch detailliert die Arbeit mit Belichtungsreihen, optische Fehler wie Vignettierung und tonnen- wie kissenförmige Verzeichnungen sowie anderes Basiswissen – und, wie erwähnt, HDR. Was den Standpunkt der Kamera relativ zum Gebäude angeht, hätte man sich bei einigen der im Übrigen großartigen, zahlreichen und gut ausgewählten Aufnahmen im Buch Skizzen gewünscht, die diesen verdeutlichen.
Ob die Gewichtung und jeweilige Tiefe der Themen den eigenen Bedürfnissen entgegenkommt, muss der Leser für sich selbst entscheiden. Das Buch lehrt ihn vor allem, wie er beim Fotografieren von Gebäuden und, in geringerem Umfang, von Interieurs seinen eigenen Stil finden kann und dabei dem abgebildeten Haus gewissermaßen eine Persönlichkeit gibt, es als Monument präsentiert oder als einladende, Nähe anbietende Wohnung.
Ein sehr interessantes und lehrreiches Werk zur Architekturfotografie – aber, wie gesagt, nicht für Anfänger.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 15. Dezember 2009 | ISBN: 9783827329042 | Preis: 49,80 Euro | 270 Seiten | Sprache: Deutsch

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