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Seit vielen Jahren herrscht Krieg zwischen den Welten der Allianz und den Syndics. Um diesen endlich zu beenden, startet die Allianz einen Großangriff auf die Heimatwelt ihrer Gegner. Ein Hinterhalt, wie sie schnell bemerken. Der flottenführende Admiral und sein Kommandostab werden ermordet und die Befehlsgewalt geht auf Captain John Geary über. Der kämpfte bereits vor einem Jahrzehnt in diesem Krieg und überlebte das Ende einer Schlacht im Kälteschlaf in einer Rettungskapsel. Durch Zufall gefunden und wiedererweckt, steht er vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Er muss die demoralisierte und geschlagene Flotte vor den Syndics retten und sicher nach Hause bringen. Dabei stehen ihm Ressourcenmangel, fehlende Erfahrung seiner Offiziere und Feinde in den eigenen Reihen entgegen. Zudem hat sich nicht nur die Technik seit seinem Tiefschlaf verändert. Auch die Art zu kämpfen unterlag Veränderungen und Captain John "Black Jack“ Geary bemerkt mit Erschrecken, wie viel Wissen in den Jahren verloren ging und welch furchtbare Fehler begangen wurden. Fehler, auf die seine Offiziere nicht aufmerksam gemacht werden wollen. Während er nach und nach einen Wandel durchsetzen will, werden seine Feinde immer zahlreicher.
Unter dem Pseudonym John Campbell präsentiert John G. Hemry (bekannt durch die Sci-Fi-Zyklen: "Stark's War" und "Paul Sinclair") dem Leser den ersten Band um die Abenteuer von John Geary und der "Verschollenen Flotte“. In Amerika sind bereits fünf Bücher der Reihe erschienen, ein sechster Band ist für 2010 geplant. Genau wie der Protagonist selbst taucht der Leser inmitten der großen Schlacht in das Geschehen ein und erhält kaum Zeit zum Durchatmen. Entscheidungen werden getroffen, Gefechte geschlagen und Handlungsträger vorgestellt. So entsteht keine Langeweile und die Handlung zieht unweigerlich in ihren Bann. Die Story erinnert ein wenig an die TV-Serie "Battlestar Galactica“, da auch dort eine Flotte den Weg zur Heimat sucht und eine ähnliche Atmosphäre aufgebaut wird. Die Geschichte ist gelungen und die Gefahr durch die verfolgenden Syndics wird in ihrer Allgegenwärtigkeit gut dargestellt.
Problematisch ist jedoch der Aufbau der Haupthandlungsträger. Leider schafft John Campbell es nicht, facettenreiche oder ansatzweise tiefgründige Charaktere aufzubauen. Vom Protagonisten Captain John "Black Jack“ Geary bis hin zu den einfachen Matrosen triefen die handelnden Personen geradezu vor Patriotismus und Heldenverehrung oder tiefgründigem, klischeehaften Hass. Zudem wird versucht durch den Einsatz von Co-Präsidentin Rione einen künstlichen Konflikt zu erzeugen, der in keiner Weise realistisch ist. So oft der Captain auch alles richtig macht, er wird mit unsinnigen Vorwürfen und haltlosen Anschuldigungen konfrontiert. Hier hätte weniger pauschale Vorverurteilung dem Charakter der Ratspräsidentin gut getan. Auch die wahren Gegner innerhalb der Flotte werden ganz klar als militärische Tölpel und Versager dargestellt. Der Autor macht es sich dabei deutlich zu einfach und konstruiert ein reines Schwarz-Weiß Szenario. Gegner in den eigenen Reihen mit etwas mehr Intelligenz hätten der Handlung gut getan.
An überbordenden Pathos und eine Verherrlichung von Militär und Marines, muss der Leser bei "Military-Sci-Fi“-Romanen natürlich vorbereitet sein, doch hier übertreibt es der Autor deutlich. Auch die permanente Wiederholung des Protagonisten, dass er weder Held, noch mythische Figur ist, während er auf der anderen Seite natürlich nur richtige Entscheidungen trifft, ist vorhersehbar.
Fazit:
Eine gute Story und durchdachte Mythologie bieten Fans der Materie ein spannendes Lesevergnügen. Die Charaktere handeln jedoch nach Schablonen und die Konflikte innerhalb der Flotte sind künstlich und unrealistisch. Mit ähnlichen Buchreihen des Genres, wie unter anderem "Honor Harrington“, kann "Die Verschollene Flotte“ nicht mithalten.