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Doktor Josef Mengele. Ein Name, der untrennbar mit der dunklen Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland verbunden ist. Er steht für grausame Experimente und vielfachen Tod. Der Anwalt Peter Rohm recherchiert seit Jahren über den "Todesengel von Auschwitz“ und ist kurz davor ein Buch über ihn zu veröffentlichen. Eines Nachts wird Rohm von einem Verleger nach Argentinien entführt. Dort trifft er auf einen alten Mann, der von sich behauptet Josef Mengele zu sein und ihm die Möglichkeit gibt, Fragen zu stellen. Rohm unterhält sich einige Zeit mit dem Mann, glaubt ihm am Ende jedoch nicht. Er verlässt das Haus. Der alternde Nazi kehrt, unbemerkt von Rohm, in der gleichen Maschine wie dieser, nach Deutschland zurück und lässt sich verhaften.
Dies ist der Auftakt zu einem der größten Prozesse in der Bundesrepublik. Während sich außerhalb des Gerichts links- und rechtsradikale Elemente Straßenschlachten liefern, verteidigt im Inneren Rohm den KZ-Arzt. Zwar glaubt er nicht an den Wahn, den Mengele propagiert, doch das deutsche Rechtssystem verlangt für jeden Angeklagten einen Verteidiger. Und der Anwalt nutzt dies, hat er doch noch so viele Fragen an den Arzt. Mengele seinerseits nutzt das mediale Interesse und stellt sich selbst als Menschenfreund dar, der Leben vor der Gaskammer rettete und durch seine Experimente die Grundlagen für die heutige Wissenschaft erforschte.
So entsteht ein verbaler Schlagabtausch zwischen dem Staatsanwalt und Rohm, der sich in der Rolle eines Nazi-Verteidigers befindet. Eine Situation, unter der seine Ehe leidet und die seinen Ruf zerstört. Ohne es zu bemerken, verfängt der Anwalt sich im Netz von Mengele, der seine ganz eigenen Pläne hat.
"Nichts als die Wahrheit“ erschafft ein fiktives Szenario, in dem Doktor Josef Mengele, der am 7. Februar 1979 in Bertioga starb, überlebt hat. Götz George schlüpft in die Maske des alternden Nazis und liefert ein ausgezeichnetes Stück Schauspielkunst ab. Er schafft es, den "Todesengel von Auschwitz“ wiederauferstehen zu lassen und durch Gestik, Mimik und Sprache einen beängstigenden Charakter zu zeichnen. Die Handlung konzentriert sich auf die Hintergründe der damaligen Taten von Mengele und wie dieser sie wohl gesehen haben muss. So verteidigt der Arzt seine grausamen Versuche als "Experimente für die Wissenschaft“. Damit wirft der Film auch die stets aktuelle Frage auf, wie weit ein Forscher im Namen der Wissenschaft gehen darf.
Neben George liefern auch die anderen Hauptdarsteller eine gute Leistung ab. Kai Wiesinger spielt den hin- und hergerissenen Junganwalt Rohm sehr überzeugend, der in fanatischer Manier endlich Antworten auf so viele Fragen haben will. Die Geschichte ist einfach aufgebaut und besticht nicht durch überraschende Handlungswendungen, was bei dem vorliegenden Material jedoch auch nicht notwendig ist. Die Verbrechen von Mengele, die in der Anklageschrift des Staatsanwaltes Erwähnung finden und von den vor Gericht aussagenden Opfern bestätigt werden, haben an Grausamkeit nichts verloren. Durch den Auftritt der ehemaligen KZ-Insassen wird dem Zuschauer mit einem Schlag die kalte Realität der damaligen Geschehnisse bewusst, die von dem hellen, freundlichen Gerichtssaal zuvor auf bloße Worte reduziert wurden. Das Ende schafft es dann trotzdem noch zu überraschen und macht klar: "Nicht nur Mengele hat seine ganz eigene Überzeugung.“
Fazit:
Eine interessante fiktive Geschichte und gut spielende Schauspieler machen den Film zu einem kleinen Kunstwerk des deutschen Films. Die Verhandlung um Mengele wird realistisch beschrieben und zeigt dem Zuschauer die andauernde Aktualität des Themas "Nationalsozialismus".