Das Wort Ritter bezeichnet ursprünglich einen Kämpfer zu Pferd, bevor es im Hochmittelalter zum Standesbegriff wurde. Historische Parallelen lassen sich zudem zu den equites ziehen, welche sich in der späten römischen Republik ebenfalls zu einem eigenen gesellschaftlichen Stand entwickelten. Bis in die heutige Zeit ist der Begriff des Ritters mit festen Vorstellungen verbunden, die auch im Medium Film präsent sind. SchröderMedia hat nun die Ritter-Box veröffentlicht, ein Set mit vier Spielfilmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

„Eine Nacht mit dem König“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Tommy Tenney und Mark Andrew Olsen aus dem Jahr 2004 und erzählt die alttestamentarische Geschichte über die Jüdin Esther neu, die ihr Leben riskiert, um ihr Volk zu retten. „Der Ritter des Königs“ handelt von den Abenteuern eines schiffbrüchigen Ritter im Thailand des 16. Jahrhunderts. „Der gefallene Ritter“ entführt seine Zuschauer in ein Fantasy-Reich, in dem sich der namensgebende gefallene Ritter Asbrey of Westender auf die Suche nach einem wertvollen Ring begibt. „Blut über Jerusalem“, der letzte Beitrag der Box, ist ein italienischer Sandalenfilm aus den späten Fünfzigerjahren, der vom Aufstieg und Fall des Herodes handelt.

Moment mal – mag sich hier der aufmerksame Leser denken – war nicht vorhin noch von Rittern die Rede? Und sind auf dem Cover nicht Menschen in Kettenhemd und Vollplatte abgebildet? Wie schon bei einigen anderen DVD-Veröffentlichungen jüngerer Zeit ist nicht überall „Ritter“ drin, wo auch „Ritter“ drauf steht. Lediglich „Der gefallene Ritter“ entspricht den mitteleuropäischen Vorstellungen des Rittertums. Doch angesichts der zahlreichen angeblichen Ritter- beziehungsweise Kreuzritterfilmen, die zur Zeit als DVDs den Markt überfluten, ist es müßig, sich über diesen Etikettenschwindel erneut aufzuregen. Stattdessen wendet man sich lieber einer objektiven Bewertung des Inhalts zu.

Überraschenderweise handelt es sich nicht bei allen vier Filmen um schlecht gemachte B-Movies. „Eine Nacht mit dem König“ und „Der Ritter des Königs“ wissen als solide Durchschnittskost mit einigen optisch sehr ansprechenden Bildern zu überzeugen. Bei „Blut über Jerusalem“ aus dem Jahr 1959 handelt es sich sogar um einen recht ansehnlichen Vertreter des klassischen italienischen Sandalenfilms. Und auch „Der gefallene Ritter“, der einzige Film, der das traditionelle Bild eines Ritters bedient, kann trotz einiger Mängel als unterhaltsamer Beitrag für einen DVD-Abend durchgehen.

Als Schauspieler werden auf dem Cover der Box drei Veteranen des Abenteuerkinos geführt, nämlich Peter O’Toole („Lawrence von Arabien“), John Rhys Davies („Indiana Jones“-Trilogie) und Omar Sharif („Der 13. Krieger“), neben denen der Name des vierten Schauspielers Luke Goss („Hellboy 2“) dagegen geradezu albern wirkt. Ironischerweise spielen diese Schauspieler mit Ausnahme von Davies ausschließlich im ersten Film „Eine Nacht mit dem König“ mit, wobei Peter O’Toole nur einen einminütigen Cameo-Auftritt hat. In Anbetracht einer Gesamtlaufzeit der beiden DVDs von etwa 360 Minuten ist diese Marketingstrategie einfach nur lächerlich.

Alle vier Filme sind ärgerlicherweise nur in deutscher Sprache enthalten, auch Untertitel sucht man vergebens. Ebenso wenig finden sich Trailershows oder gar irgendwelche Bonusinhalte auf den beiden DVDs. Immerhin ist ein Wendecover enthalten, sodass der überdimensionierte FSK-Aufdruck nach innen gekehrt werden kann.

Ritter sind in! Das dachten sich wohl die Entscheidungsträger von SchröderMedia, als sie auf die Pseudo-Kreuzritter-Reihe des Konkurrenten KSM aufmerksam wurden. Kurzerhand nahm man vier mehr oder weniger historische Filme, deren man habhaft werden konnte, presste sie auf zwei DVDs, versah sie mit einem ritterlich aussehenden Cover, welches mit keinem der Filme irgendetwas zu tun hat, und stellte das Ganze als „Ritter-Box“ in die Verkaufsregale. Nur die überraschend solide Qualität der vier Filme rettet diese Box vor einem komplett vernichtenden Urteil. Wer ein Freund bunter historischer Filme ist, kann sogar Gefallen an der „Ritter-Box“ finden.