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Nach dem Lilithkrieg ist der üble Ruf von John Taylor noch schlimmer geworden. Gut, seine Mutter hat die halbe Nightside zerstört, doch was kann er dafür? Immerhin hat er auf der Gegenseite mitgekämpft und es überlebt, im Gegensatz zu vielen anderen legendären Gestalten der dunklen Seite Londons. Allerdings hat dieser Kampf auch die unsichtbaren Autoritäten ihre Existenz gekostet, die bislang die unumschränkten Herrscher der Nightside waren. Nun gibt es niemanden mehr, der alle Fäden in der Hand hat, weshalb sich die Mächtigsten vorsichtig beäugen, wer gewillt ist, das Zepter in die Hand zu nehmen.
Ein Anwärter auf die unumschränkte Macht wäre der unsterbliche Jeremiah Griffin. Er ist unermesslich reich und ihm gehören ohnehin fast die Hälfte der Firmen. Allerdings gibt es ein dunkles Geheimnis um den Grund seiner Unsterblichkeit, dem der Privatdetektiv John Taylor vielleicht auf den Grund gehen kann, denn er wird von Jeremiah für einen Fall angeheuert. Griffins Enkelin Melissa ist spurlos verschwunden, wenige Tage vor ihrem achtzehnten Geburtstag. Erst vor wenigen Tagen hatte Jeremiah, den man auch als Greif kennt, verkündet, dass sie seine Alleinerbin sein wird, was den Rest der Familie wenig gefreut hat.
Die nächsten Anverwandten sowie alle geschäftlichen Feinde Griffins und noch einige andere Gruppierungen kämen als Entführer in Frage. Normalerweise ist es für Taylor ein Leichtes, so einen Fall zu lösen, da er die besondere Gabe besitzt, Dinge zu finden. Seltsamerweise blockiert ihn bei diesem Fall eine Macht, die stärker ist als er. Nun muss er den Auftrag eben nach altbewährter Art erfüllen, indem er Personen Fragen stellt, den falschen Leuten auf die Füße tritt und darauf hofft, irgendwie Licht ins Dunkel bringen zu können.
Mit "Höllenärger" beschert Simon R. Green seinen Lesern den siebten Band der "Geschichten aus der Nightside". In diesem dunklen und bizarren Herzen Londons kann man alle widerwärtigen Leidenschaften ausleben, alten Göttern begegnen und nicht nur seine Seele verkaufen oder verpfänden. Hauptfigur ist wie immer der zynische Privatdetektiv John Taylor, dem es gelungen ist, das Geheimnis seiner Herkunft zu ergründen und der zu einer der gefährlichsten Personen der Gegend zählt. Wie immer schlägt er sich mehr mit Zynismus und seinem Talent des Bluffens durch die Hindernisse als mit Waffengewalt und Magie. Im Gegenzug zu anderen Romanen ist er allerdings bei diesen Ermittlungen zum großen Teil alleine unterwegs und erkundet die schmutzigen Details der Familiengeschichte.
Wer die Reihe kennt, der freut sich auf eine Begegnung mit alten Bekannten wie Flinten-Suzie und Dead Boy und deren schrägen Humor. Und auch wenn so viele unterschiedliche Gestalten in den Romanen bislang aufgetaucht sind, gelingt es Simon R. Green auch hier, neue bedeutende Persönlichkeiten und Gruppierungen wie die Schwesternschaft der Heilsarmee einzuführen und dabei zu tun, als hätte es sie schon immer in dieser Welt gegeben. Deswegen wirkt die Nightside auch in jedem Roman so dicht bevölkert und lebendig. Dieses Mal ähnelt die Geschichte mehr dem ersten Teil der Reihe, da sich alles hauptsächlich um die tatsächliche Arbeit eines Privatdetektivs dreht und die dunklen Geheimnisse, wenn auch vorhanden, nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen.
"Höllenärger" ist zynisch, voll bösem Humor und unterhält den Leser aufs Beste, wenn er gewillt ist, sich in die Nightside zu wagen. Und selbst wenn man die vorherigen Bände nicht kennt, kann man hier problemlos in die Erzählung einsteigen, da die wichtigsten Informationen gut erklärt werden. Man darf hoffen, dass Simon R. Green noch viele seltsame Geschichten auf Lager hat.